Die Deutsche Telekom setzt auf Wachstum in den USA und nimmt dafür viel Geld in die Hand. In den vergangenen Quartalen war das bisherige amerikanische Sorgenkind zum Wachstumsmotor der Telekom geworden. Nachdem die Telekom 2013 erstmals seit Jahren wieder gewachsen war, soll der Umsatz in diesem und im nächsten Jahr weiter zulegen. Doch da die Investitionen viel Geld kosten, senkte die Telekom teilweise ihre Prognose. An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die T-Aktie war zweitschwächster Wert im Dax.

    T-Mobile US gewinnt so viele Kunden, wie sie früher verlor. Um die Dynamik zu halten, soll besonders das Mobilfunknetz der neuen Generation (LTE) ausgebaut werden. In diesem Jahr soll es 250 Millionen Amerikaner abdecken, wie die Bonner am Donnerstag mitteilen.

US-INVESTITIONEN UND T-SYSTEMS BELASTEN

    Die Investitionen in Wachstum hinterlassen dennoch ihre Spuren beim Barmittelzufluss, dem sogenannten Cashflow. Er werde von 4,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 4,2 Milliarden Euro schrumpfen. 2015 dürfte er wieder leicht zulegen. Bisher hatte die Telekom für 2015 aber etwa 6 Milliarden Euro ins Auge gefasst. Der Cashflow zeigt die Finanzkraft eines Unternehmens an: Je mehr Geld es selbst erwirtschaftet, desto weniger muss es aufnehmen.

    Das ursprüngliche Ziel könnte weiter bestehen, "wenn wir dem Kundenansturm in den USA die Tür vor der Nase zuschlagen", sagte Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt. Der zweite Grund für den Rückgang liegt in den Kosten für die Neuausrichtung der margenschwachen IT-Sparte T-Systems, die in diesem und im nächsten Jahr anfallen. Presseberichten zufolge könnten 6000 bis 8000 Arbeitsplätze wegfallen. Experten schätzen die Kosten für einen derartigen Schritt auf etwa eine Milliarde Euro.

    Die Mischung aus schwachen Zahlen und enttäuschendem Ausblick hat die T-Aktien belastet. Sie rutschten um knapp vier Prozent auf 11,75 Euro und war damit zweitschwächster Wert im Dax. Am Markt wurde zudem ein Pressebericht über einen möglichen Verkauf von T-Mobile US an den Konkurrenten Sprint beachtet. Demnach habe Telekom-Chef Tim Höttges vor Topmanagern gesagt, er halte einen Verkauf der Sparte wegen Bedenken amerikanischer Regulierer für weniger wahrscheinlich. Sollte dieser Schritt unterbleiben, entginge der Telekom ein Geldsegen in Milliardenhöhe. Hoffnungen auf einen Verkauf hatten die T-Aktie jüngst stark beflügelt. Gleich zu Beginn der Bilanzpressekonferenz gab Höttges ein halbes Dementi. Dieses Thema sei in den vergangenen Tagen in der Führung nicht besprochen worden.

TELEKOM SCHAFFT 2013 DIE TRENDWENDE

    Lichtblicke gab es durchaus: Im vergangenen Jahr schaffte die Telekom dank der Übernahme von MetroPCS in den USA und neuen Kunden dort sowie soliden Geschäften auf dem Heimatmarkt erstmals nach mehreren Jahren wieder ein Umsatzplus. Die Erlöse stiegen um 3,4 Prozent auf 60,1 Milliarden Euro. Wegen der hohen Investitionen sank der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen allerdings um gut drei Prozent auf 17,4 Milliarden Euro. Unterm Strich stand ein Nettogewinn von 930 Millionen Euro nach einem Verlust von 5,35 Milliarden Euro im Vorjahr. Damals hatten die Bonner allerdings milliardenschwere Wertminderungen auf die amerikanische Mobilfunksparte vorgenommen. Höttges, der erstmals seit dem Weggang seines Vorgängers Rene Obermann Konzernergebnisse vorstellte, will eine mit 50 Cent stabile Dividende ausschütten.

    Das Deutschlandgeschäft, welches mehr als die Hälfte des Gewinns beisteuert, zeigte sich weiterhin in solider Verfassung. Der reine Mobilfunkumsatz blieb bereinigt um regulatorische Effekte stabil. Allein das Breitbandgeschäft war mau. Grund ist die starke Konkurrenz durch Kabelanbieter, welche mit bisher unerreichten Kapazitäten aufwarten. Das will Höttges ändern. In diesem Jahr will er das VDSL ebenso ausbauen wie das Glasfasernetz und die Vectoring-Technik. Mit der Bündelung der Leitungen am Kabelverzweiger wird das Festnetz erheblich schneller.

ZUSAMMENSCHLÜSSE DER WETTBEWERBER VERSCHÄRFEN KONKURRENZ

    Der Telekom entstehen durch Zusammenschlüsse der Konkurrenz derzeit starke Wettbewerber. Vodafone , der Nebenbuhler um die Marktführerschaft im Mobilfunk, hält bereits mehr als drei Viertel der Anteile an Kabel Deutschland . Mit dem Betreiber des wertvollen Kabelnetzes, welches die Telekom im Zuge der Privatisierung verkaufen musste, erstarkt Vodafone zu einer echten Gefahr für die Bonner. Diese wird noch verstärkt durch den Netzausbau der Briten. Vodafone kann sich das leisten, da mit dem Verkauf des 45-Prozentanteils an Verizon (Verizon Communications) Wireless Milliarden in die Kassen fließen. Damit steigt für die Telekom der Druck, den Breitbandausbau hochzufahren.

    Auch im reinen Mobilfunk erwächst neue Konkurrenz. Die beiden kleinen Mobilfunker, Telefonica Deutschland und E-Plus, verbünden sich zu einem Anbieter, der ebenso wie T-Mobile und Vodafone Größenvorteile ausspielen kann. Noch steht die Genehmigung der Brüsseler Wettbewerbshüter aus. Sollte sie kommen, rechnen Experten mit einem Anstieg der Preise für Telefonierer. Die Preise sind besonders im Vergleich zu den USA sehr niedrig. Anbieter leiden darunter, da ihnen das Geld für den nötigen Netzausbau fehlt. Eine Verringerung des Wettbewerbs würde die jahrelange Abwärtsspirale wohl beenden - zugunsten des Netzausbaus und zulasten der Verbraucherpreise.

US-SPARTE WÄCHST UND WÄCHST, IST ABER WENIGER PROFITABEL

    Bei der US-Mobilfunktochter setzte sich dank des aggressiven Marketings und niedriger Preise das Wachstum fort. Zwei Millionen neue Vertragskunden kamen hinzu. Der Umsatz wuchs auch dank der Übernahme von MetroPCS um ein Fünftel. Allerdings schlug sich diese Strategie in einem niedrigen durchschnittlichen Monatsumsatz pro Kunden nieder. Der operative Gewinn sank um knapp ein Drittel. In der Europa-Sparte ging es bergab. In mehreren südeuropäischen Ländern hatten Regulierer niedrigere Preise erzwungen. Auch zeigen sich Kunden angesichts des Konjunktureinbruchs wegen der Schuldenkrise zurückhaltender.

dpa-AFX

Einschätzung der Redaktion

Die Deutsche Telekom hat vor allem dank der US-Tochter ein ordentliches Schlussquartal hingelegt. Doch der Ausblick war unerwartet verhalten. Die Bonner wollen für das künftige Wachstum Einbußen beim Free Cashflow hinnehmen, also bei den Barmittelzuflüssen. Statt 4,6 Milliarden im Vorjahr dürften 2014 nur noch 4,2 Milliarden Euro hängen bleiben. Dazu kommt, dass der angestrebte Verkauf der US-Tochter, der lange für Kursphantasie sorgte, offenbar kippt. Auch beim operativen Ergebnis hält der neue Konzernchef Timotheus Höttges den Ball lieber erst mal flach. Bei Investoren kommt das nicht gut an. Auch charttechnisch wird es für das Papier allmählich eng. Die nächste Unterstützung liegt in der Zone bei 11,40 Euro. Wenn die nicht hält, drohen weitere Rückschläge. Wir stufen die Aktie daher zunächst auf Halten herunter. Thomas Schmidtutz