In diesem Sommer hatten volkswirtschaftliche Bedenken die Aktienmärkte fest im Griff, stellt Goldman Sachs in einer aktuellen Research-Publikation fest. Eskalierende Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA, eine näher rückende Brexit-Ausstiegsfrist, ohne dass bisher eine Lösung für den EU-Ausstieg der Briten gefunden wäre sowie politische Unsicherheit in Italien hätten aus Anlegersicht einen hohen Stellenwert gehabt und die Risikobereitschaft seit Juli belastet.

Gleichzeitig sei es aber so, dass man auch argumentieren könne, von den immer tieferen Anleiherenditen gehe Rückenwind auf die Aktienkurse aus. Zudem hätten Aktien von Unternehmen in einem Umfeld mit einem allgemein geringen Wachstum gute Chancen, die in der Lage seien, Wachstum zu generieren.

Mit Blick auf die volkswirtschaftliche Ausgangslage sei es jedoch auch so, dass von einer flauen Konjunktur Druck auf die Unternehmensgewinne ausgehe. Dies führte in vielen Fällen zu gekürzten Ergebnisschätzungen und gestützten Kurszielen. Auch den Analysten bei Goldman Sachs hat das einen arbeitsreichen Sommer beschert.

Bei ihren Berechnungen und Überlegungen sind die Experten in einigen ausgewählten Fällen aber auch zu dem Schluss gekommen, dass Kursbewegungen nach unten, die in der Regel von einer relativ geringen Liquidität begleitet gewesen seien, günstige Einstiegspunkte bei fundamental attraktiven Werten geschaffen haben.

In einer aktuellen Research-Arbeit gibt Goldman Sachs Erläuterungen zu einigen jüngst auf Kauf hochgestuften Aktien aus Europa. Nachfolgend stellen wir davon fünf Titel etwas näher vor. In der Spitze winken gemessen an den von Goldman Sachs genannten Kurszielen Gewinne von 68 Prozent, für den Fall, dass die Berechnungen aufgehen.

Alstom-Aktie

Die neuen Empfehlungen hat Goldman Sachs in vier Gruppierungen eingestuft. Bei einer davon handelt es sich um eine Gruppe, die laut der US-Investmentbank als sichere Häfen zu sehen sind. Dazu gehört unter anderem der französische Eisenbahn-Hersteller Alstom.

Im Zuge der Wiederabdeckung dieses Titels hat der zuständige Analystin Daniela Costa diesen Wert am 22. Juli mit einem Kaufvotum versehen. Das Kursziel hat er dabei auf 47,00 Euro festgezurrt. Das heißt, gemessen am aktuellen Kurs von 39,19 Euro ist der Wert mit einem Potenzial von rund 20 Prozent ausgestattet.

In seiner Begründung für sein positives Urteil erklärt Costa, dass er dem bei Bahntechnologie aus seiner Sicht führenden Unternehmen zutraut, sich vor dem Hintergrund der vorherrschenden konjunkturellen Unsicherheit sich innerhalb des Investitionsgütersektors im relativen Vergleich besser zu entwickeln.

Bei einem Auftragsbestand, der die zuletzt erzielten Umsätze für rund fünf Jahre abdeckt, können Alstom mit der besten Ergebnisvorhersagbarkeit in der Branche aufwarten. Zudem liege der auf Sicht von fünf Jahren erwartete Umsatzanstieg von im Schnitt fünf Prozent p.a. über dem erwarteten Sektordurchschnitt von drei Prozent p.a.

Noch hinkten die Gewinnspannen zwar hinter denen von der Konkurrenz erreichten Durchschnitt zurück. Des es gibt mehrere Faktoren, die Costa zu der Annahme bringen, dass Alstom bis 2022/2023 das hausintern angestrebte Ziel einer EBIT-Marge von neun Prozent übertreffen könne. Darüber hinaus biete der hohe Cash-Bestand des Unternehmens auch Spielraum für Übernahmen und Aktienrückkäufe. Alstom selbst hatte jüngst im Zuge der Vorlage der Halbjahreszahlen das Ziel bestätigt, jährlich um fünf Prozent wachsen und 25-35 Prozent des Gewinns als Dividende ausschütten zu wollen.

Allerdings stellten eventuell wertverwässernde M&A-Transaktionen auch ein potenzielles Abwärtsrisiko dar. Außerdem zählten dazu etwaige Auftragsstornierungen oder Ausführungsprobleme, rechtliche oder kartellrechtliche Verpflichtungen sowie Preisdruck durch Wettbewerber aus den Schwellenländern.

Der Aktienkurs von Alstom befand sich von Mitte 2001 bis Mitte 2004 auf einer steilen Talfahrt. Die dabei erlittene Scharte konnte der Titel anschließend nur gut zur Hälfte wieder wettmachen. Im Verlauf des Jahres 2008 drehte die Notiz dann jedoch wieder nach unten und erst seit Mitte 2016 läuft es wieder etwas besser in Sachen Kursentwicklung. Allerdings war zuletzt ein Seitwärtstrend vorherrschend, wobei sich dessen untere und obere Begrenzung bei 34,09 Euro bzw. bei 42,54 Euro bewegen und erst ein Ausbruch nach unten oder nach oben würde nachhaltig neue Chartsignale generieren.

Profil

Alstom ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Bahninfrastruktur. Ende 2015 wurden die Segmente Thermal Power, Renewable Power und Grid an General Electric (GE) verkauft - Alstom zog sich damit aus dem Bereich Energieversorgung zurück und konzentriert sich seither auf den Transport-Bereich. Im Bereich Transport entwickelt und produziert die Gesellschaft Straßenbahnen, U-Bahnen, Regionalzüge, Güterzüge und auch Signalsysteme.

Der Konzern ist in der Produktion der französischen Hochgeschwindigkeitszüge der Reihe AGV (ehemals TGV) aktiv und ist in rund 100 Ländern am Aufbau, dem Betrieb und der Erhaltung von Schienenverkehrsnetzen beteiligt. Ergänzt wird die umfassende Produktpalette durch zahlreiche Wartungs- und Serviceleistungen.

Gea-Aktie

Die zweite Gruppe mit frischen Kaufempfehlungen von Goldman Sache zu europäischen Aktien enthält Werte, bei denen die US-Investmentbank Turnaround-Potenzial wittert oder denen man die Chance auf Selbsthilfe zubilligt.

Darin enthalten sind unter anderem die Aktien von Gea. Dabei handelt es sich um einen deutschen Anlagenbauer, dessen Anteilsschein im Nebenwerteindex MDAX enthalten sind. Der zuständige Analyst Jack O'Brien stufte den Titel am 20. August auf Kaufen hoch. Als Kursziel nannte er dabei 30,00 Euro, eine Vorgabe, die sich um 18,6 Prozent über den aktuellen Notierungen von 25,29 Euro bewegt.

Zu einem positiven Anlageurteil ist es gekommen, weil O´Brien bei Gea an eine bevorstehende geschäftliche Erholung glaubt, die sich über mehrere Jahre hinweg erstrecken könnte. Als ein Anlagenausrüster, der vor allem für den Endmarkt Nahrung & Getränke (mehr als 70 Prozent des Umsatzes) produziere, habe das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren sieben Gewinnwarnungen aussprechen müssen.

Doch der Analyst glaubt, dass sich die Gesellschaft jetzt an einem Wendepunkt befindet, wobei 2019e den Tiefpunkt bei den Gewinnen darstellten sollte. Von hier aus erwartet O´Brien ein durchschnittliches Ergebniswachstum von 20 Prozent p.a. bis 2022. Das würde der höchsten Zuwachsrate in Europa im Investitionsgüter-Bereich entsprechen.

Stützen tue sich diese Prognose auf operative Verbesserungen, dem defensiven Food & Beverage-Engagement von GEA, den wachsenden Dienstleistungsumsätzen und auf eine starke Bilanz. Zuge gebe es Spielraum für weitere 100 Millionen Euro an Kosteneinsparungen. Darüber könnte die Öffentlichkeit auf dem am 26. September anstehenden Kapitalmarkttat informiert werden.

Der Analystenkonsens sieht den Gewinn je Aktie übrigens von 2018 bis 2022 von 0,63 Euro auf 1,84 Euro steigen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 13,7. Bei den Ausschüttungen rechnet man nach zuletzt gezahlten 0,85 Euro je Anteilsschein mit 0,76 Euro, 0,80 Euro, 0,85 Euro und 0,95 Euro für die Jahre 2019 bis 2022.

Blickt man auf den Langfrist-Chart von GEA, dann fällt unter anderem auf, dass es immer wieder volatile Ausschläge nach unten und nach oben gab. Von September 2001 bis September 2016 reichte es aber letztlich zu einem sehr deutlichen Anstieg von 4,36 Euro auf 50,00 Euro. Allerdings schlug die Notiz ausgehend vom letztgenannten Rekordhoch anschließend den Weg gen Süden ein. Beim Marsch nach unten markierte der Wert im Februar bei 19,47 Euro ein Zwischentief. Davon sich die Notiz zuletzt aber klar gelöst, beim Versuch, das Chartbild weiter zu reparieren, wäre es aber wichtig, das Jahreshoch von 26,04 Euro zu überwinden.

Profil

GEA ist einer der größten Systemanbieter für die nahrungsmittelverarbeitende Industrie sowie ein breites Spektrum weiterer Branchen mit einem Konzernumsatz von über 4,8 Milliarden Euro in 2018. Das international tätige Technologieunternehmen konzentriert sich auf Maschinen und Anlagen sowie auf Prozesstechnik und Komponenten.

Darüber hinaus bietet GEA nachhaltige Lösungen für anspruchsvolle Produktionsverfahren in unterschiedlichen Endmärkten und hält ein umfassendes Serviceportfolio bereit. Der Konzern generiert etwa 70 Prozent seines Umsatzes aus der langfristig wachsenden Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Zum 31. Dezember 2018 beschäftigte GEA weltweit mehr als 18.500 Mitarbeiter.

Repsol-Aktie

Als dritte Gruppe bei den von Goldman Sachs neu als Kauf eingestuften Aktien aus Europa bezeichnet die US-Investmentbank Titel, bei denen es derzeit ganz einfach nach attraktiven Einstiegsgelegenheiten aussehe.

Einer der Werte, auf die das zutreffen soll, ist der spanische Öl-Produzent Repsol. Der hier zuständige Analyst Michele DellaVigna hat den Wert am 24. Juli auf Kaufen hochgestuft. Das Kursziel zurrte er dabei auf 20,00 Euro fest. Im Falle einer Zielerreichung winkt somit gemessen an der aktuellen Notiz von 13,88 Euro ein Anstieg von gut 44 Prozent.

Das Kursziel basiert dabei gemessen an den Schätzungen für 2020 auf einem sechsfachen Verhältnis des Unternehmenswertes zum schuldenbereinigten Cashflow, wobei sich dies weitgehend im Einklang mit dem zehnjährigen historischen Durchschnitt bewege.

Als Begründung für das verbesserte Anlagevotum verweist DellaVigna auf einen im zweiten Halbjahr verbesserten Geschäftsausblick, auf verbesserte Perspektiven sowohl im Upstream- als auch im Downstream-Geschäft sowie auch auf zu erwartende attraktive Kapitalrückführungen an die Aktionäre.

Etwas tiefer geblickt begründete DellaVigna seine Kaufempfehlung zum einen mit einer verbesserten Kostenstruktur. So würden sich die Explorations- und Produktionskosten um rund 30 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2014 bewegen. Zum anderen könne der Konzern mit einer robusten Dekarbonisierungs-Strategie aufwarten.

Drittens sei man dabei, IMO-2020 zu implementieren, was ab dem vierten Quartal dabei helfen sollte, die Margen zu erhöhen. Und viertens komme auch noch ein Aktienrückkaufprogramm hinzu.

Allgemein ist es laut DellaVigna bei Repsol so, dass sich der Konzern zu einem ausgewogeneren, diversifizierten Unternehmen entwickelt hat, das sein Upstream-Portfolio mit einer verbesserten Kostenstruktur versehen hat, was zu einer Wiederherstellung der Rentabilität der Upstream-Einheiten auf das zuletzt im Jahr 2013 erreichte Niveau führt.

Der Analystenkonsens sieht den Gewinn je Aktie von 2018 bis 2022 von 1,58 Euro auf 1,98 Euro steigen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von rund sieben. Die vorhergesagte Dividendenreihe von 2019 bis 2021 sieht wie folgt aus: 0,96 Euro, 1,00 Euro und 1,02 Euro. Damit sinken bis auf weiteres Dividendenrenditen von 6,9 Prozent und mehr.

Der Aktienkurs von Repsol befand sich in den vergangenen gut 20 Jahren auf so etwas wie einer richtungslosen Irrfahrt. Kursgewinne waren jedenfalls seit 1997 letztlich mit diesem Wert keine einzufahren. Im somit übergeordneten langfristigen charttechnischen Seitwärtstrend ist seit Oktober 2018 ein Abwärtstrend zu konstatieren. Solange sich daran nichts ändert, kommt zumindest von der Charttechnik kein grünes Licht für einen Einstieg.

Profil

Repsol S.A. ist ein spanischer, global präsenter Öl-Konzern, der in der Förderung von Rohöl und Erdgas sowie in der Petrochemie tätig ist. Das operative Geschäft wird über zahlreiche Tochterunternehmen abgewickelt, die sowohl die Förderung als auch die Raffination und die Energieerzeugung der Öl- und Gasprodukte übernehmen. Die erzeugten Treibstoffe werden an Endverbraucher, Transportunternehmen und Großabnehmer der Luftfahrtindustrie verkauft.

Dabei vertreibt Repsol seine Produkte über ein weitreichendes Netz von mehr als 6900 Tank- und Verkaufsstellen in Europa und Lateinamerika, wovon sich allein über 3000 in Spanien befinden. Die regionalen Schwerpunkte des Konzerns liegen in Argentinien und Spanien. Dort befinden sich auch acht der neuen Raffinerien. Eine weitere ist in Peru.

Traton-Aktie

Ein weiterer Wert aus der Gruppe an Aktien, bei denen Goldman Sachs attraktive Einstiegschancen ausgemacht hat, ist die Volkswagen-Lkw-Tochter Traton. Diesen Börsenneuling deckt die US-Investmentbank seit dem 07. August ab. Die Coverage startete dabei gleich mit einer Kaufempfehlung, wobei das genannte Kursziel von 39,00 Euro der höchsten Vorgabe aller Analystenstimmen entspricht. Verglichen mit dem aktuellen Kurs von 23,255 Euro erhofft man sich einen Anstieg von 67,7 Prozent.

Die zuständige Analystin Daniela Costa sieht das Unternehmen, dessen Aktien ab dem 23. September 2019 ein Mitglied im Nebenwerteindex SDAX sein werden, auf einem guten Weg beim Versuch, die Margen auszubauen. Zudem bezeichnet sie die Gesellschaft als einen weltweit führenden Anbieter in der Lkw-Industrie mit einem Umsatzanteil von 80 Prozent bei schweren Lkw.

Zur Begründung für ihren Optimismus bei dem Titel, der seit dem Börsengang deutlich gefallen ist, verweist Costa auf drei Gründe. Erstens könne Traton mit einem günstigen regionalen Geschäftsmix aufwarten und die Produkteinführungspipeline sollten beim organisch erzielten Umsatz bis 2023 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von vier Prozent ermöglichen.

Zweitens dürften sich die Margen von 6,4 Prozent im Jahr 2018 auf 9,3 Prozent im Jahr 2023 verbessern. Das wiederum dürfte eine günstige operative Hebelwirkung, ein anderer Mix aus Dienstleistungen sowie markenübergreifende Synergien zu verdanken sein. Drittens handele die Aktie gemessen am Branchendurchschnitt mit einem Abschlag von rund 49 Prozent beim Verhältnis von Unternehmenswert zum EBIT. Und dass, obwohl sich das Unternehmen mit einer geschätzten freien Cashflow-Rendite von zwölf Prozent für 2020 im Top-Quartil bewege.

Auch der Analystenkonsens sieht den Gewinn je Aktie von 2019 bis 2022 von 2,75 Euro auf 3,71 Euro steigen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein optisch tiefes KGV von 6,3. Bei den Dividenden kalkuliert der Analystenkonsens mit Zahlungen von 1,15 Euro, 1,20 Euro und 1,38 Euro je Anteilsschein für die Geschäftsjahre 2019 bis 2021. Damit winken Renditen zwischen 4,56 Prozent und 5,94 Prozent.

Die Aktien von Traton sind erst seit dem 28. Juni 2019 börsennotiert. Aufgrund der noch kurzen Historie am Aktienmarkt ist eine Chartanalyse noch nicht allzu aussagekräftig. Allerdings ist zu konstatieren, dass sich die Notiz mit Euro deutlich unter dem Ausgabepreis von 27,00 Euro bewegt. Im noch jungen Börsendasein musste der Wert somit gleich Verluste hinnehmen. Wer nach positiven Ansätzen sucht, der kann darauf hoffen, dass es im Bereich von gut 22,00 Euro eine wirkungsvolle Unterstützungszone gibt. Zumindest hat der Kurs da zuletzt mehrfach einen Boden gefunden.

Profil

Die Traton SE ist eine Tochtergesellschaft der Volkswagen AG und gehört mit ihren Marken MAN, Scania, Volkswagen Caminhões e Ônibus und RIO zu den weltweit führenden Nutzfahrzeugherstellern. Im Jahr 2018 setzten die Marken der Gruppe insgesamt rund 233.000 Fahrzeuge ab. Das Angebot umfasst leichte Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse, die an 29 Standorten in 17 Ländern produziert werden. Zum 31. Dezember 2018 beschäftigte das Unternehmen in seinen Nutzfahrzeugmarken weltweit rund 85.000 Mitarbeiter.

Der Börsenwert liegt aktuell bei rund 11,38 Milliarden Euro, wovon 10,3 Prozent nach den Kriterien der Deutschen Börse als sogenannter Free Float für die Indexauswahl von Bedeutung sind. Die restlichen Anteile am Unternehmen hält die Volkswagen AG. Das Handelsvolumen lag seit der Erstnotiz am 28. Juni durchschnittlich bei rund 530.000 Aktien pro Handelstag. Das umfasst neben der Frankfurter Börse auch den Handel in Stockholm, wo Traton im OMX Stockholm All Share Index notiert ist.

Addiko Bank-Aktie

Bei der vierten Gruppe an Aktien aus Europa, bei denen Goldman Sachs neuerdings zum Kauf rät, handelt es sich um Werte, die mit einer strukturellen Wachstumsstory ausgestattet sind.

Laut der zuständigen Analystin Anna Marshall ist dazu die Addiko Bank zu zählen. Das trug auch maßgeblich zu ihrer Entscheidung bei, den Wert am 22. August und damit kurz nach dem Börsengang im Zuge der Erstabdeckung des Titels mit einem Kaufurteil zu versehen. Als Kursziel legte sie dabei für das Kreditinstitut, das aus dem früheren Balkanbanken-Netzwerk der Hypo Alpe Adria hervorging, 27,00 Euro fest. Bei einer aktuellen Notiz von 17,30 Euro ergibt sich darauf theoretisch ein hohes Aufwärtspotenzial von gut 56 Prozent. Hinzuweisen ist noch darauf, dass Goldman Sachs International den Börsengang begleitet hat.

Zur Begründung für ihr Kaufvotum verweist die Analystin darauf, dass sich die von Addika beackerte Region Südosteuropa durch eine relativ geringe Verschuldung der Haushalte, eine vergleichsweise starke Nachfrage nach Konsumentenkrediten und ein relativ hohes Wirtschaftswachstum auszeichne. Das biete dem Institut die Möglichkeit, sich auf margenstarke Konsumentenkredite und KMU-Segmente zu konzentrieren.

Darüber hinaus strebt die Bank mit einer CET1-Quote von 17,7 Prozent im Jahr 2018 und einer zukünftigen Unterstützung durch den Abbau von nicht zum Kernportfolio zählenden Aktivitäten die Zahlung einer Dividende von 40 Mio. Euro an, was auf eine Dividendenrendite von rund 13 Prozent hinauslaufe.

Die Hauptrisiken zählt Marshall eventuell negative makroökonomische Trends in der Region Südosteuropa, die sich auf das Volumen und die Qualität der Vermögenswerte auswirken könnten. Zu beachten sei auch eine möglicherweise negative Wettbewerbsdynamik, ein Fehlschlag bei den angestrebten Marktanteilsgewinnen und/oder ungünstige Preisentwicklung. Nicht undenkbar seien zudem nachteilige regulatorische Maßnahmen, insbesondere im Bereich des Verbraucherschutzes. Hinzu komme ein länger anhaltendes niedriges Zinsumfeld sowie höher als erwartete Ausgaben für die Digitalisierung.

Die Aktien der Addiko Bank sind erst seit dem 12. Juli an der Wiener Börse notiert. In Sachen Chartanalyse gilt somit ähnliches wie bei Traton, und zwar, dass diese noch wenig aussagefähig ist. Die Notiz notiert aktuell über dem Ausgabepreis von 16,00 Euro, wobei das bisherige Schlusskurstief 15,10 Euro betrug und das Schlusskurshoch 17,30 Euro. Zu beachten ist dabei, dass die Großaktionäre, die Anteile abgaben, zunächst eine Preisspanne von 19 bis 23 Euro angestrebt hatte, doch wegen einem schwierigen Börsenumfeld musste man Abstriche vornehmen.

Profil

Die Addiko Group besteht aus der Addiko Bank AG, der österreichischen Mutterbank mit Sitz in Wien (Österreich), die an der Wiener Börse notiert und von der österreichischen Finanzmarktaufsicht als konzessioniertes Kreditinstitut beaufsichtigt wird, sowie sechs Tochterbanken, die in fünf CSEE-Ländern registriert, konzessioniert und tätig sind: Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina (zwei Banken), Serbien und Montenegro. Die Addiko Group hat über ihre sechs Tochterbanken zum 31. März 2019 rund 828.000 Kunden in CSEE und nutzt ein gut verteiltes Netzwerk von 197 Filialen und modernen digitalen Bankkanälen.

Die Addiko Bank AG betreut ihre Tochterbanken mittels konzernweiter Strategien, Richtlinien und Kontrollen und verwaltet die Liquiditätsreserve der Addiko Group. Die Addiko Group positionierte sich neu als spezialisierter Bankkonzern für Konsumenten- und Kleine und Mittelunternehmen (SME) mit dem Schwerpunkt auf dem Ausbau des Konsumenten- und SME Kreditgeschäfts sowie des Zahlungsverkehrs ("Focus Bereiche"). In diesem Bereich bietet Addiko Group unbesicherte Kreditprodukte für Konsumenten sowie Betriebsmittelkredite für ihre SME Kunden an, und finanziert sich überwiegend über Privatkundeneinlagen. Das Hypothekengeschäft der Addiko Group, das Kreditgeschäft im öffentlichen Sektor sowie Finanzierungen für Großkunden ("Non-Focus Bereiche") wurden im Laufe der Zeit schrittweise reduziert.