An Risikofreude hat es Goldman Sachs bislang nicht gemangelt. Doch das jüngste Engagement der Investmentbank stößt auf massive Kritik, insbesondere seitens der politischen Opposition in Venezuela. Laut dem "Wall Street Journal" erwarb Goldman Sachs Anleihen des staatlichen Ölkonzerns Petroleos de Venezuela (PDVSA). Eingestuft werden die Papiere von Moody’s mit "Caa3", der Ausblick ist negativ. Eine derart tiefe Bonitätsnote weist normalerweise auf einen kaum noch zu vermeidenden Zahlungsausfall hin. Der Konzern produziert jedenfalls nicht nur weit unter seinen Möglichkeiten, auch der Ölpreis ist viel zu tief.

Chancen, die Regierung in Caracas werde den Konzern finanziell unterstützen und Mittel zur Lösung der Förderprobleme bereitstellen, bestanden vor dem Goldman-Sachs-Kauf eigentlich nicht. Die Haushaltskasse ist leer, das Land steckt in einer schweren Staats- und Wirtschaftskrise. Die Bevölkerung leidet, Proteste lässt Präsident Nicolas Maduro mithilfe der Armee niederschlagen.

Doch der Einstieg der New Yorker Bank kann zur Stützung der Regierung und zur Stabilisierung der Finanzlage beitragen, auch weil weitere Investoren dem Beispiel Goldman Sachs folgen dürften. "Wir haben die Anleihen in der Erwartung erworben, dass sich die Situation im Lande wieder verbessern wird, teilte Goldman Sachs mit. Die Drohung der Opposition in Venezuela, sie werde, sollte sie an die Macht kommen, die Bonds nicht bedienen, stört die Bank anscheinend nicht. Sie hat die Papiere im Wert von 2,9 Milliarden für nur 865 Millionen Dollar erworben. Geht Venezuela beziehungsweise der Ölriese PDVSA in den kommenden fünf Jahren nicht pleite, winken Goldman Sachs jedes Jahr hohe Gewinne.

Dickes Liquiditätspolster



Nicht zuletzt motivierte die Aussicht auf ein lukratives Geschäft Investoren zum Kauf der von Goldman Sachs selbst vor Kurzem emittierten Anleihe. Das Papier ist deutlich weniger riskant als der PDVSA-Bond. Das auf Euro lautende Papier ist mit "A3" eingestuft, der Ausblick ist stabil. Tatsächlich kann der Konzern Stressphasen gut verkraften. Im ersten Quartal verfügte Goldman Sachs über schnell verfügbare liquide Reserven in Höhe von rund 195 Milliarden Euro. Zudem sollte die Bank von möglichen Zinserhöhungen in den USA profitieren.