Machtwechsel in Polen: Aus den Parlamentswahlen vom vorletzten Sonntag ging die nationalkonservative und eurokritische Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) als klarer Sieger hervor. Setzt die neue Ministerpräsidentin Beata Szydlo die im Wahlkampf gemachten Ankündigungen tatsächlich um, droht das Land seinen bislang guten Ruf bei ausländischen Bondinvestoren zu verlieren. Während die Vorgängerregierung soliden Staatsfinanzen Priorität einräumte, macht sich die PiS für soziale Wohltaten stark. Unter anderem will sie das Familiengeld erhöhen, das Renteneintrittsalter herabsetzen und die Steuern für Bedürftige senken. Auch der Kohleindustrie hat die PiS mehr Geld in Aussicht gestellt. Finanzieren will sie die Maßnahmen zum Teil durch höhere Steuern für Banken.

Das Haushaltsdefizit dürfte dennoch steigen. Derzeit liegt die jährliche Neuverschuldung bei unter drei Prozent, die Auslandsverschuldung beträgt knapp 51 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Für den Fall eines klaren Kurswechsels in der Finanzpolitik kündigte S & P bereits an, den Ausblick der mit "A-" eingestuften Staatsanleihen zu überprüfen.

Konsequente Umsetzung fraglich



Die polnische Bank PKO glaubt einem Bloomberg-Bericht zufolge jedoch nicht, dass die neue Regierung ein Downgrade riskieren will. Sie vermutet vielmehr, Szydlo werde - einmal im Amt - die Versprechen der PiS zumindest teilweise zurücknehmen. Der Zloty, aber auch die Kurse polnischer Zinspapiere, die in den vergangenen Monaten unter Druck geraten waren, dürften sich dann wieder erholen. Mutige Anleger nutzen daher die aktuelle Verunsicherung zum Einstieg.