Mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen spart der Internationale Währungsfonds (IWF) nicht: Regelmäßig fordert er die Regierung in Budapest auf, Stellen im öffentlichen Dienst abzubauen, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und das Steuersystem effizienter zu gestalten. Es gibt aber auch Lob: Ungarn sei nicht mehr so anfällig gegenüber externen Schocks wie noch vor ein paar Jahren, heißt es im jüngsten Länderreport. Mittelfristig rechnet der IWF mit einem Rückgang der Neuverschuldung auf 1,75 und einer Reduzierung der Gesamtverschuldung auf 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auch die wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik der Regierung findet Beifall. Für das laufende Jahr wird eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 2,3 Prozent erwartet.

Zinssenkung möglich



Was dem IWF noch gefällt: Ungarn überwies im April fristgemäß die letzte ausstehende Rate eines 12,5-Milliarden-Dollar-Kredits, den der Fonds Budapest zur Bewältigung der Folgen der Finanzkrise 2008 eingeräumt hatte. Finanzminister Mihály Varga hofft nun, dass die Ratingagenturen die Bonität seines Landes bald mit Investment Grade einstufen werden. Kommt es dazu, dürfen auch konservativ anlegende institutionelle Investoren ungarische Staatsanleihen erwerben. Kurssteigerungen wären dann die Folge. Weniger ratsam erscheint es aber für Anleger, auf Forint lautende Bonds zu kaufen. Da es derzeit keine Inflation gibt, eröffnen sich der ungarischen Notenbank Spielräume, den Leitzins zu senken. Dies aber würde den Forint schwächen. Als Alternative bieten sich Anlegern ungarische Staatsanleihen an, die auf Dollar lauten. Der Greenback dürfte auf längere Sicht wieder anziehen.

Zwar hat die US-Notenbank den Leitzins zuletzt unverändert gelassen, eine Erhöhung im Juni ist aber wahrscheinlich. Nicht nur, weil die Fed ansonsten an Glaubwürdigkeit verlieren würde. Angesichts des stabilen US-Arbeitsmarktes droht bei unverändertem Zinsniveau die US-Inflationsrate über die von Notenbankchefin Janet Yellen angepeilte Zielgröße von zwei Prozent hinauszugehen.