Die zehnjährige Bundesanleihe wirft mittlerweile weniger als 0,2 Prozent ab. Nicht auszuschließen, dass im Lauf des Jahres die Marke von null Prozent zumindest kurzfristig unterschritten wird. Verantwortlich für den Mini- oder gar Negativertrag ist neben dem relativ soliden finanzpolitischen Kurs der Bundesregierung vor allem das bis September 2016 terminierte Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank. Die quantitative Lockerung soll deflationären Tendenzen entgegenwirken. Die monatlich 60 Milliarden Euro schweren Bondkäufe schmälern aber auch die Renditen von Anleihen anderer europäischer Emittenten. Das im Jahr 2025 fällige Papier Frankreichs etwa rentiert mit gerade mal 0,483 Prozent, obwohl das Defizit im Staatshaushalt um die vier Prozent beträgt und die Konsolidierung nur langsam vorankommt.

Etwas höhere Renditen bieten Anleihen mit langen Laufzeiten. Für den 2046 auslaufenden Bond der Bundesrepublik gibt es immerhin 0,62 Prozent, spanische Langläufer locken mit 2,08 Prozent.

Der Renditeaufschlag motiviert Anleger zum Kauf, was wiederum die Anleihekurse nach oben zieht. Der von db X-trackers aufgelegte iBoxx Sovereigns Eurozone 25+ erzielte seit Jahresanfang über 16 Prozent, seit dem 1. Januar 2014 legte der Exchange Traded Fund um rund 60 Prozent zu. Im ETF sind langlaufende Staatsanleihen Frankreichs mit über 27 Prozent gewichtet. Der Anteil deutscher Papiere liegt bei 22 Prozent, Staatsanleihen Italiens und Spaniens bringen es auf 15 beziehungsweise zehn Prozent. Kleinere Positionen entfallen auf holländische, österreichische, finnische und irische Anleihen.

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Auch die Notenbanken kaufen

Da die EZB ihr Kaufprogramm gerade erst gestartet hat, spricht viel dafür, dass der Leitzins noch längere Zeit tief bleiben wird. Das Kurspotenzial der Anleihen ist daher noch nicht erschöpft, zumal auch Vermögensverwalter die Erträge künftig auslaufender Papiere reinvestieren müssen und das Geld kaum in negativ verzinste, kurzlaufende Anleihen stecken werden. Auch die Notenbanken, die das Anleihe- kaufprogramm der EZB umsetzen, werden sich vermehrt in langlaufenden Anleihen engagieren.

Die Mittelzuflüsse sprechen vorerst für weitere Kursgewinne. Die Risiken sind allerdings groß. Sollte sich die Inflation dem Ziel von Notenbankchef Mario Draghi von knapp zwei Prozent nähern und die Märkte eine erste Zinserhöhung erwarten, werden die Bondrenditen wieder steigen und die Kurse spürbar nach unten gehen. Investoren müssen daher auf die Aussagen der EZB achten und insbesondere die Entwicklung bei den Inflationserwartungen verfolgen. Laut dem vierteljährlich veröffentlichten ECB Survey of Professional Forecasters erwarten Finanzprofis auf Sicht von fünf Jahren eine Teuerungsrate von 1,8 Prozent. Sollte der Ölpreis infolge der Spannungen auf der arabischen Halbinsel wieder kräftig anziehen, werden die Inflationserwartungen im kommenden Quartal höher ausfallen.