Das bestehende Geldsystem funktioniere viel besser, als Schwarzmaler behaupteten, so Quitzau. Es habe den wesentlichen Vorteil, staatlich reguliert und damit verlässlicher als etwa Kryptowährungen wie Bitcoin zu sein. Zudem fehle ohne Bargeld die Möglichkeit, sich den Negativzinsen der EZB mit Bargeld zu entziehen. In Deutschland sei Bargeld darüber hinaus - im Vergleich zu skandinavischen Ländern, die das Bargeld teils schrittweise abschaffen - äußerst beliebt. "Letztlich bedeutet Bargeld auch ein Stück Freiheit, denn in einer bargeldlosen Gesellschaft wäre der Konsument vollkommen transparent", sagt HWWI-Professor Henning Vöpel.

So weit, so romantisch. Die digitale Transaktion jedoch werde sich auf jeden Fall durchsetzen, so Vöpel. Zwar innerhalb der bekannten Währungssysteme, doch kontaktloses sowie mobiles Bezahlen und Bezahlen in Echtzeit über das Internet oder ganz einfach mit Karte funktionieren ebenfalls bargeldlos. Deutschland hinkt dabei im internationalen Vergleich zwar noch aufgrund sicherheitsrechtlicher Bedenken der Verbraucher hinterher. Doch Schnelligkeit und Einfachheit der Methoden bringen bargeldloses Bezahlen - und die Fintechs, die es künftig anbieten werden - auf den Vormarsch.

Quitzau und Vöpel plädieren für einen Wettbewerb: "Die Bürger sollen frei darüber entscheiden können, ob sie Bargeld oder andere Zahlungssysteme einsetzen."

Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Tether spielen bei der Digitalisierung des Zahlungsverkehrs noch keine Rolle. Derzeit dienen vor allem Bitcoins lediglich der Wertanlage. Die Anleger spekulieren auf Kursentwicklungen. Da die Mengen an Bitcoins begrenzt sind, sei es zwangsläufig, dass die virtuelle Blockchain-Währung im Verhältnis zu Dollar und Euro immer wieder aufwerte, erläutert Vöpel. Wegen der geringen Liquidität seien jedoch Kursschwankungen zwischen zehn und 20 Prozent keine Seltenheit.

Doch als Spekulationsobjekt fehlt Bitcoins ein Charakteristikum von Geld: "Die Kryptowährung verliert seine Tauschfunktion und ist nicht mehr im eigentlichen Sinne eine Währung", sagt Vöpel.

Bundesbank prüft Vorteile



Dass die Kryptowährungen nicht reguliert sind, weckt die Befürchtung, dass sich ein etablierendes System einer unkontrollierten globalen Währung verselbstständigen und schlimmstenfalls eine Krise auslösen könnte. Die Gefahr existiert theoretisch. Praktisch befinden sich unter den derzeit existenten 871 Blockchain-Netzwerken auch eines, dass von der Deutschen Bundesbank und der Deutschen Börse entwickelt wird.

Kurz zur Erklärung: Eine Kryptowährung ist die Einheit einer Blockchain. Und die Blockchain ist ein Netzwerk zum Datenaustausch. Wie das Internet, nur vermeintlich sicherer.

Die Bundesbank und die Deutsche Börse prüfen die Vorteile der Datenübertragung für den Wertpapierhandel. Die gibt es: Große Aktienpakete können über Grenzen hinweg ohne Sicherheiten gehandelt werden. Gesetzliche Vorschriften können in den Algorithmus des Netzwerkes eingearbeitet werden. Vorraussetzung dafür ist, dass die Geschäftspartner Teil des Netzwerkes sind. Würden Deutsche Börse und die Bundesbank das Netzwerk je im echten Handel einsetzen, wäre es eine Revolution: Eine virtuelle und regulierte Währung mit Tauschfunktion.

Noch ist solch eine Währung eine Vision von der es bislang lediglich Prototypen gibt. Selbst wenn diese Vision in Jahrzehnten wahr wird, heißt es nicht, dass es nationale Währungen oder Bargeld nicht mehr gibt. Aber einen Wettbewerb der Währungen.