Die Urlaubszeit beginnt, und die Börsen beginnen zu bröckeln. Das klingt nicht nach Entspannung. Gerade im Urlaub ist es für viele Anleger aber wenig erquicklich, täglich und stündlich die Kurse überprüfen zu müssen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Ein schöner Urlaub sieht anders aus. Wer die richtigen Vorsorgemaßnahmen trifft, kann die schönsten Tage des Jahres trotzdem genießen, auch wenn sich das Wasser am Strand zurückzieht.

"Denn wenn die Ebbe einsetzt, sieht man, wer keine Badehose trägt." Mit diesem geflügelten Wort brachte Investmentlegende Warren Buffett einst auf den Punkt, was passieren kann, falls Anleger nicht für schlechte Börsenzeiten vorsorgen.

Dabei ist es gar nicht so schwer, sein Depot gegen größere Verluste abzusichern. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die bekannteste Variante ist die Portfoliobeimischung mit Gold, das auch als Angstwährung bezeichnet wird. Wenn sich die Finanzmärkte auf Talfahrt begeben, greifen Investoren häufig zum gelben Metall als sicheren Hafen. Goldmünzen oder Goldbarren sind eben beständige Werte. Was derzeit für Gold spricht, ist das niedrige Zinsniveau. Anlegern entgehen keine nennenswerten Erträge, wenn sie jetzt in unverzinstes Gold statt festverzinsliche Anlagen investieren.

Eine Feinunze (31,1 Gramm) kostet derzeit 1338 US-Dollar. Anleger, die von steigenden Kursen ausgehen, können mit Exchange Traded Commodities (ETCs), die mit physischem Gold hinterlegt sind, eins zu eins an der Goldperformance teilnehmen.

So bietet die Deutsche Börse seit einigen Jahren den ETC Xetra-Gold an. Die Verwahrkosten betragen jährlich 0,36 Prozent. Auf Wunsch wird das Gold - gegen Gebühr - auch nach Hause geliefert. Interessanter Randaspekt: Gewinne sind nach derzeitigem Stand bei Xetra-Gold steuerfrei, auch wenn das gelbe Metall bei dem ETC nicht direkt physisch erworben wird. Bis vor Kurzem vertrat die Finanzverwaltung die Auffassung, dass Gewinne (und Verluste) bei allen Gold-ETCs der Abgeltungsteuer von 25 Prozent unterliegen, unabhängig von der Haltedauer.

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Steuerfreies Xetra-Gold

Das Finanzgericht Münster (Az. 12 K 3284/13 E) und das Finanzgericht Sachsen (Az. 1 K 1406/13) entschieden jedoch im März dieses Jahres, dass Xetra-Gold keine "Kapitalforderung", sondern steuerlich wie Barren und Münzen zu behandeln ist. Kursgewinne mit Xetra-Gold sind folglich nach einer Haltedauer von einem Jahr steuerfrei. Allerdings liegt noch kein Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) zu dieser Frage vor.

Außerdem können Anleger auch per ETC auf Silber, Platin oder Palladium setzen. Anders als Gold werden diese drei Edelmetalle jedoch in erheblichem Umfang industriell verwendet, beispielsweise in der Elektro- und Automobilindustrie. Gold eignet sich also als Diversifikationsinstrument besser, da sein Wert weniger von der globalen Wirtschaft abhängt als die Kurse von Silber, Platin und Palladium.

Das Problem bei der Depotabsicherung mit Gold ist, dass vorab nicht klar ist, wie unabhängig sich das Metall von den Aktienmärkten entwickelt, sprich wie hoch die negative Korrelation dann tatsächlich ist. Wer sich eins zu eins gegen Aktienkursverluste absichern möchte, kann dies besser mit Zertifikaten und Exchange Traded Funds (ETFs) auf Short-Indizes tun.

So entwickelt sich der von der Deutschen Börse berechnete Short- DAX spiegelverkehrt zum DAX. Fällt etwa der Index um fünf Prozent, steigt zugleich der Short-DAX um fünf Prozent. Klettert hingegen der DAX-Kurs, verliert der Short-DAX entsprechend. Weiter gibt es gehebelte Papiere, mit denen Anleger überproportional an Short-Indizes partizipieren. Beträgt der Hebel zum Beispiel zwei, verdoppelt sich der Gewinn oder Verlust, je nachdem in welche Richtung sich der unterlegte Wert bewegt.

Anleger sollten jedoch eine Besonderheit bei diesen Short-Investments beachten: Werden die Produkte länger gehalten, kann es wegen der täglichen Anpassung zu Verzerrungen kommen. Grund dafür sind die Tücken der Prozentrechnung. Steigt etwa der Index an einem Tag um drei Prozent (zum Beispiel von 100 auf 103 Punkte) und fällt er am nächsten Tag um fünf Prozent (von 103 auf 97,85 Punkte), ergibt sich ein Minus von 2,15 Prozent.

Das entsprechende (ungehebelte) Short-Papier würde am ersten Tag drei Prozent an Wert verlieren (von 100 auf 97 Prozent) und am zweiten Tag fünf Prozent gewinnen (von 97 auf 101,85 Prozent). Hier kommt es also zu einem Plus von 1,85 Prozent - das sind 0,3 Prozentpunkte weniger, als der Index insgesamt gestiegen ist. Die Short-Produkte eignen sich daher eher für kontinuierliche Abwärtsphasen - für Zickzackbörsen hingegen nicht. Bei längerer Haltedauer ist zwar eine Absicherung vorhanden, aber wegen der beschriebenen Renditeverzerrungen gibt es keine Spiegelgleichheit zwischen Verlusten im Depot und Gewinnen durch die Absicherung.

Wer sich vor fallenden Märkten schützen möchte, aber nicht gleich in der Verlustzone landen will, wenn die Kurse steigen, für den eignen sich Reverse-Bonuszertifikate. Das Prinzip von klassischen Bonuspapieren wird hierbei auf den Kopf gestellt: Die Barriere, die die Bonuszahlung zum Laufzeitende sichert, liegt oberhalb des aktuellen Basiswertkurses - und nicht unterhalb wie bei klassischen Bonuszertifikaten. Wird die Kursmarke nie berührt, sind mit den Papieren ordentliche Renditen möglich. Ansonsten drohen hohe Verluste. Anleger nehmen beim Barrierebruch zum Laufzeitende spiegelverkehrt an der prozentualen Kursentwicklung des DAX bezogen auf den Startwert (Basispreis) teil. Liegt der Basiswert etwa mit 15 Prozent im Plus, verliert das Zertifikat 15 Prozent an Wert.

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Bonuszertifikate mit Cap

Ein Beispiel ist ein Reverse-Bonuszertifikat mit Cap bei 8600 Zählern auf den DAX von BNP Paribas. Die Barriere liegt bei 11 000 Punkten. Sollte der DAX diese Marke bis zur Fälligkeit am 17. Juli 2015 nie erreichen, erhalten Anleger den Bonusbetrag von 54 Euro, der 8600 Zählern entspricht, ausbezahlt. Beim aktuellen Kurs von 45,28 Euro wären das 8,72 Euro Rendite, was umgerechnet 19 Prozent jährlich entspricht.

Im Endeffekt setzen Anleger mit den gecappten Reversepapieren auf eine Kursrange, die zwischen dem Cap und der Barriere liegt - bei dem Beispielzertifikat also auf einen DAX-Kurskorridor zwischen 8600 und 11 000 Punkten.

Optimistische Anleger, die von Seitwärtsmärkten ausgehen, können sich dagegen Cap-Bonuszertifikate auf den DAX oder den Euro Stoxx 50 ins Depot legen. Je niedriger die Barriere, desto defensiver ist die Absicherungsstrategie und umso größer ist der Risikopuffer.

Welches Produkt Anleger auch wählen - es gibt genug Möglichkeiten, nicht nackt dazustehen, wenn im Urlaub die Ebbe einsetzt.

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