Südafrikas Bevölkerung blickt wenig optimistisch in die Zukunft: Das Bruttoinlandsprodukt des Landes wird dieses Jahr nur um zwei Prozent zulegen. Auch 2016 dürfte sich das Wachstum der nach Nigeria zweitgrößten Volkswirtschaft Afrikas kaum beleben. Die Konjunkturschwäche am Kap treibt die Arbeitslosenzahlen auf 26 Prozent - der höchste Wert seit elf Jahren.

Dennoch erhöhte Südafrikas Notenbankchef Lesetja Kganyago jüngst den Leitzins um 250 Basispunkte auf sechs Prozent. Denn auch die Inflation zieht an. Aktuell liegt die Teuerungsrate bei 4,7 Prozent, im Februar waren es noch 3,9 Prozent. Ohne Zinserhöhung droht die Inflationsrate über den Zielkorridor von sechs Prozent hinauszuschießen, begründet Kganyago seine Entscheidung. Zudem will die Notenbank Südafrikas Währung stärken. Innerhalb eines Jahres verlor der Rand gegenüber dem US-Dollar 17 Prozent. Das aber verteuert die Importe. Noch dazu ist der Goldpreis - Südafrika zählt zu den wichtigsten Exporteuren des Edelmetalls - auf ein Fünfjahrestief gesunken. Die Kurse von Minenbetreibern standen daher in den vergangenen Monaten deutlich unter Druck. Die Aktien von AngloGold Ashanti verbilligten sich seit Jahresanfang um etwa 25 Prozent. Gold Fields verloren seit Anfang Januar 2015 30 Prozent.

Trotz der vielen schlechten Nachrichten schaffte Südafrikas Leitindex - auf Eurobasis gerechnet - seit Jahresanfang ein Plus von etwa sieben Prozent. Nicht zuletzt stabilisieren auch die Pensionsfonds des Landes den Aktienmarkt. Sie dürfen nicht mehr als 25  Prozent ihres Kapitals außerhalb Südafrikas investieren. Die Robustheit der JSE Stock Exchange hat jedoch auch noch andere Gründe. Zum einen ist eine ganze Reihe der gelisteten Unternehmen nicht nur in Südafrika aktiv. Das Telekomunternehmen MTN erzielt Gewinne auch in vielen anderen afrikanischen Staaten. Der Getränkehersteller SABMiller ist immerhin der zweitgrößte Bierbrauer der Welt. Ebenfalls international tätig ist das Internetunternehmen Nasper, das über seine Beteiligung am chinesischen Internetunternehmen Tencent vom chinesischen Wachstum profitiert, oder der Dienstleister Bidvest. Ebenso kann Aspen Pharmacare Holdings Stagnationsphasen in Südafrika durchaus verkraften: Das Unternehmen ist weltweit der sechstgrößte Generikahersteller. Auch ein eigentlich deutsches Unternehmen ist in Südafrika gelistet. Der Möbelkonzern Steinhoff, unter anderem Eigentümer von Conforama, Poco, Leiner und Kika macht zwei Drittel des Umsatzes in Europa und hat eine Marktkapitalisierung von 20 Milliarden Euro. Steinhoff ist bei Möbeln die Nummer 2 hinter Ikea. Die Firma wurde 1964 als in Westerstede bei Bremen gegründet.

Viele Anleger denken immer noch, dass Südafrikas Börse von Rohstoffen abhängig ist. Das ist nicht der Fall. Der Index ist recht gut diversifiziert. Der 20-prozentige Rohstoffanteil hat zuletzt den Index etwas gebremst. Kommt hier jedoch die Erholung, wird Südafrika profitieren.

Jörg Billina/JK