Mit kaum einem Thema beschäftigen sich institutionelle Investoren zur Zeit so intensiv wie mit Risikoprämien-Strategien. Kein Wunder: Wer als Anleger in der Vergangenheit systematisch in Value-Aktien, Small-Caps oder Aktien mit niedriger Volatilität investierte, konnte oft überdurchschnittliche Renditen einfahren. Wer das höhere Risiko dieser Aktien in Kauf nahm, erhielt so auf lange Sicht eine attraktive Risikoprämie.

Ein neuer ETF der franzöischen Fondsgesellschaft Amundi kombiniert jetzt mehrere Risikoprämien-Strategien. Dadurch soll eine möglichst gleichmäßige Wertentwicklung erreicht werden. Zur Entwicklung ist Amundi eine Partnerschaft mit Forschern des Risk Institute der französischen EDHEC Business School eingegangen. Diese konstruierten den Multi-Smart-Beta-Index, auf dem der neue Amundi Global Equity Multi Smart Allocation Scientific Beta ETF (ISIN: FR0011829084) basiert. Der ETF ist unter anderem an der Deutschen Börse (Xetra) gelistet und mit jährlichen Kosten von 0,4 Prozent belastet.

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Besseres Risiko-Rendite-Verhältnis

Bei ihrem Multi-Smart-Beta-Index kombinieren die EDHEC-Forscher vier verschiedene Risikoprämien-Strategien mit fünf Diversifikationstechniken. Das Ziel ist ein Portfolio, dass ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis aufweist als traditionelle Indizes wie Dax oder Dow Jones. Die meisten dieser traditionellen Indizes gewichten die enthaltenen Aktien anhand ihrer Marktkapitalisierung.

"Jede Risikoprämien-Strategie bringt für sich betrachtet langfristig bessere Ergebnisse als ein nach Marktkapitalisierung gewichteter Index", erläutert Eric Shirbini, vom EDHEC Risk Institut. "Da aber eine einzelne Risikoprämien-Strategie nicht pausenlos den Markt schlägt, mischen wir vier Risikofaktoren, um so eine geglättete Wertentwicklung zu erhalten." Die Kombination der Faktoren erfolge dabei entweder auf Basis dynamischer Allokationsmodelle oder mit Hilfe systematischer Ansätze.

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Mix aus vier Strategien

Im Einzelnen kombiniert der Multi-Smart-Beta-Index vier Risikoprämienstrategien, die nach Einschätzung der Forscher bei längerfristigem Anlagehorizont zuverlässige Renditequellen darstellen. Erste Strategie ist "Niedrige Volatilität", also Aktien, deren Kurse geringer schwanken als der Markt. Zweite Strategie ist "Value", also Aktien mit niedriger Bewertung, gemessen am Kurs-Buchwert und an der Eigenkapitalquote. Die dritte Strategie ist "Momentum". Dazu gehören Aktien, deren Kurse sich in den vergangenen Monaten besser als der Gesamtmarkt entwickelt haben. Die vierte Strategie sind schließlich "Mid-Caps". Das sind Aktien mit geringer Marktkapitalisierung.

Um die Wertentwicklung noch weiter zu verstetigen, kommen bei jeder einzelnen Strategie zusätzlich mehrrere Techniken zur Diversifikation zum Einsatz. So werden etwa die Titel im Portfolio umgekehrt zu ihrem jeweiligen Risiko gewichtet. Aktien mit niedriger Volatilität erhalten dabei stets mehr Gewicht als Titel mit hoher Volatilität. Zusätzlich wird darauf geachtet, dass die Korrelation zwischen den Titeln möglichst niedrig bleibt und das Sharpe Ratio möglichst hoch ausfällt.

Das klingt alles ziemlich kompliziert - und das ist es auch. Andererseits wurden die Erfolge der verwendeten Strategien in der wissenschaftlichen Literatur mehrfach dargestellt. Als stabilisierendes Portfolio-Element könnte der ETF deshalb durchaus Sinn machen. Die von den EDHEC-Forschern präsentierten Rückrechnungen sind jedenfalls ermutigend.