Chinas Gesundheitssystem krankt an vielem: Die Kosten für Medikamente sind hoch, auf dem Land gibt es zu wenig Ärzte und in den Städten sind die Krankenhäuser überfüllt. Das macht Patienten und Pflegepersonal wütend. Sie fordern von der Regierung grundlegende Veränderungen. Peking ist dazu bereit. Auf der Jahrestagung des Volkskongresses im März betonte Premier Li Keqiang erneut die Notwendigkeit einer Stärkung des Gesundheitswesens. Chinesische Pharmawerte sind seitdem gesucht.

Der db X-trackers CSI 300 Health Care ETF legte allein in den vergangenen zwei Monaten um 25 Prozent zu. Innerhalb eines Jahres erzielten Anleger ein Plus von 96 Prozent. Der Sektorindex umfasst alle Pharmawerte die im CSI enthalten sind. Dies sind 25 Aktien, die in Shenzhen und Shanghai gelistet sind. Größter Wert mit gut neun Prozent ist Jiangsu Hengrui Medicine. In den kommenden fünf Jahren will die Regierung die Gesundheitsausgaben von derzeit umgerechnet 400 Milliarden auf rund eine Billion Euro anheben. Bis dahin sollen auch alle Chinesen krankenversichert sein.

Von der Ausgabensteigerung dürften Pharmaunternehmen und Medizintechnikfirmen enorm profitieren. China, schreibt das Analysehaus McKinsey in einer Studie, sei weltweit der attraktivste und unter den Schwellenländern der mit Abstand am schnellsten wachsende Gesundheitsmarkt. Die Chancen wollen sich die internationalen Player der Branche wie GlaxoSmithKline oder Roche nicht entgehen lassen. Doch sie treffen auf eine immer stärker werdende lokale Konkurrenz. Chinas Gesundheitsunternehmen punkten mit ihrer Nähe zum Kunden und ihrem Wissen auf dem Gebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Beispielsweise produziert der mit gut sieben Prozent Gewicht zweitgrößte Wert des CSI 300 Health Care - Yunnan Baiyao - ein Medikament, das Blutgerinnsel beseitigt und Magenblutungen stoppt. Die Arznei ist rein pflanzlich und enthält die im Reich der Mitte seit Jahrhunderten bekannte Heilkräutersubstanz San Qi. In China ist Yunnan Baiyao einer der wichtigsten Anbieter traditioneller Medizinprodukte, auch im Ausland wächst das Interesse. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres kletterte der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal um über elf Prozent auf umgerechnet 80 Millionen Euro.

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Auch Tasly Pharmaceuticals zählt zu den Firmen, die erfolgreich chemiefreie Medikamente für den Binnenmarkt und den Export herstellen. Die Unternehmen Guangxi Wuzhou Zhongheng Group und Jilin Aodong fokussieren sich dagegen auf die Bekämpfung von Krebs. China ist mittlerweile weltweit die Nummer 1 bei Krebsneuerkrankungen. Schuld trägt die Luftverschmutzung in den Städten und die Verbreitung des westlichen Lebensstils.

Die Aussichten für Pharmawerte in China sind unzweifelhaft hervorragend. Allerdings sind die Titel durch die starke Rally keine Schnäppchen mehr. Das KGV liegt bei rund 40 und die Dividendenrendite bei nur 0,66 Prozent. Daher sollten Anleger vielleicht erst einen Rücksetzer abwarten, bevor sie einsteigen.

Jörg Billina/jk

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