Rohöl ist inzwischen so preiswert wie schon lange nicht mehr. Ein Faß (159 Liter) Rohöl kostet inzwischen nur noch 70 Dollar oder weniger. Das sind fast 40 Prozent weniger als vor wenigen Monaten. Der Preisverfall besorgt einige Anleger und er belastet manche Öl-Exportnation, etwa Russland, den Iran oder Venezuela. Für die meisten Länder ist der Preisrutsch hingegen ein Segen, ganz besonders für Öl-Exporteure wie China, Indien, Indonesien und Südkorea.

Das billige Rohöl schlägt nämlich auf die Preise der Öl-Erzeugnisse durch, auf Benzin, Diesel und Heizöl aber auch auf viele Vorprodukte in der Industrie. 2015 dürften nach Expertenschätzungen die Benzin- und Dieselpreise so niedrig sein wie seit Jahren nicht mehr. Für Unternehmen und Verbraucher bedeutet das teils gewaltige Einsparungen. Je günstiger Energie und Vorprodukte, desto niedriger sind die Produktionskosten vieler Industrieunternehmen. Durch die Kosteneinsparungen steigt automatisch der Unternehmensgewinn.

Verbrauchern bleibt ebenfalls mehr Geld übrig. Sie sparen Sprit- und Heizkosten. Unternehmen können das ersparte Geld für Investitionen und Konsum verwenden. Beides führt in der Regel zu mehr Wirtschaftswachstum und damit auch zu steigenden Unternehmensgewinnen. Mit etwas Verzögerung dürfte deshalb der Preisrutsch am Ölmarkt wie ein enormes Konjunkturpaket wirken.

Auf Seite 2: Was die sinkenden Energiekosten genau bewirken



Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) lässt ein zehnprozentiger Rückgang der Rohölpreise die weltweite Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent steigen. Allein durch die bereits gesehenen Preisrückgänge sollte also das Weltwirtschaftswachstum um etwa ein halbes Prozent stärker ausfallen als bislang erwartet. "Es wird Gewinner und Verlierer geben. Aber unterm Strich sind sinkende Energiekosten gute Neuigkeiten für die Weltwirtschaft", kommentierte vergangene Woche IWF-Chefin Christine Lagarde beim Jahrestreffen des Wall Street Journal CEO Council. "Die Wirkung ist eindeutig positiv", befindet auch EZB-Präsident Mario Draghi.

Ein Teil des Preisrückgangs ist sicher dem etwas schwächeren Wachstum in Europa und China zuzuschreiben. Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) und andere Fachleute sind jedoch überzeugt, dass weniger eine Nachfrageschwäche der Grund für die niedrigen Ölpreise ist, sondern vor allem die stark gestiegene Ölförderung. Nordamerikanische Produzenten fördern mehr Öl, weil sie sich auf verbesserte Bohrtechniken verlegt haben. Saudi-Arabien und andere Opec-Staaten drosseln dennoch ihre Produktion nicht, weil sie sich über den niedrigeren Preis die Konkurrenz vom Hals halten wollen.

Vor allem in Ländern mit hohen Energiekosten dürfte das billige Öl wie eine Aufbauspritze wirken. "Wir sehen jetzt große Chancen in den asiatischen Schwellenländern", schreiben die Analysten der Societe Generale in einem aktuellen Research-Bericht. Vor allem die großen Öl-Importeure wie Indien, Südkorea, Taiwan und China dürften nach ihrer Einschätzung zu den Gewinnern gehören.

Nach ihren Berechnungen erhöht ein Preisrückgang von 40 Dollar pro Faß das chinesische Wirtschaftswachstum in den nächsten zwei Jahren um etwa 1,5 Prozentpunkte. In Korea und Indonesien würde der gleiche Preisrückgang das Wachstum um mehr als zwei Prozentpunkte erhöhen, in Indien und Taiwan sogar um deutlich mehr als drei Prozentpunkte.

Auf Seite 3: Warum die Banken profitieren



Dazu kommt, dass der Ölpreis-Rückgang auch die Inflationsraten niedrig hält und dadurch den Zentralbanken mehr Raum für stimulierende Zinssenkungen bleibt, teilweise auch, um einem Abrutschen in die Deflation vorzubeugen. Chinas Notenbank hat bereits reagiert und erstmals seit mehr als zwei Jahren den Leitzins gesenkt. Sie verbilligte den Schlüsselsatz überraschend auf 5,6 von zuvor sechs Prozent. Bisher hatte sich die chinesische Zentralbank darauf beschränkt, die Mindestreservevorschriften für Geschäftsbanken zu lockern, um so die Kreditvergabe anzukurbeln.

Jetzt hat sie die außergewöhnlich niedrige Inflation wohl zu deutlicheren Schritten veranlasst. Chinas Inflationsrate lag im Oktober auf einem Fünfjahrestief von 1,6 Prozent und damit weit unterhalb des offiziellen Ziels von 3,5 Prozent. Analysten erwarten eine weitere Zinssenkung in der ersten Jahreshälfte 2015.

Auch die Zentralbanken in Südkorea und Indien könnten wegen der dort ebenfalls relativ niedrigen Inflation im nächsten Jahr die Leitzinsen senken, sagt Taimur Baig, Volkswirt der Deutschen Bank. In Südkorea fordert Finanzminister Choi Kyung-hwan bereits seit einiger Zeit, dass man aggressiv handeln müsse, um eine drohende Deflation zu bekämpfen. Weil die Inflationsrate unter zwei Prozent verharrt, hat die Bank of Korea schon im Oktober und August die Zinsen gesenkt.

Auf Seite 4: Die Börsen der Region pulsieren bereits



In Indien war die Zentralbank daran gewöhnt, gegen eine sich aufheizende Inflation anzukämpfen. Jetzt geht plötzlich die Preissteigerungsrate kräftig zurück. Noch im vergangenen Jahr stiegen die indischen Verbraucherpreise mit zweistelligen Raten. Im Oktober sackte die Inflationsrate auf 5,5 Prozent.

An den Börsen der Region wird die erwartete lockere Geldpolitik der Notenbanken bereits gespielt. Seit zogen vor allem in China und Indien die Aktienkurse in den letzten Monaten deutlich an. Auch an der Börse in Südkorea scheint sich eine Wende nach oben anzudeuten. Der jüngste Kurseinbruch in China und anderen asiatischen Börsen bietet vorausschauenden Anlegern jetzt eine neue Einstiegschance. Nüchtern betrachtet dürfte sich der Kursrückgang nämlich als eine normale und gesunde Korrektur im Aufwärtstrend darstellen.

Spielraum für steigende Kurse ist auf jeden Fall vorhanden, schließlich gehören asiatische Aktien noch immer zu den am niedrigsten bewerteten Märkten der Welt. So sind etwa chinesische und koreanische Aktien mit weniger als dem Zehnfachen ihrer Gewinne im nächsten Jahr bewertet.

Auf Seite 5: Investor-Info



Einfach und preiswert können Anleger mit einen ETF der Deutschen Bank auf die Börsen der Region setzen. Der db x-trackers MSCI EM Asia Index UCITS ETF ist mit nur 0,65 Prozent Kosten pro Jahr belastet. Der Indexfonds bildet die Wertentwicklung des gleichnamigen MSCI-Index ab. Dieser enthält mehr als 500 Aktien aus zehn asiatischen Schwellenländern. Mit etwa 25 Prozent Anteil machen chinesische Titel den größten Teil aus, doch auch auf Südkorea und Taiwan entfällt jeweils rund 20 Prozent Anteil. Aktien aus Indien sind mit zwölf Prozent vertreten, indonesisches Werte mit gut vier Prozent.

Der ETF ist unter anderem an der Deutschen Börse gelistet und wie alle ETFs während der Börsenzeiten fortlaufend zu handeln. Dividenden werden nicht ausgeschüttet, sondern dem Fondsvermögen zugeschlagen.

db x-trackers MSCI EM Asia Index UCITS ETF
ISIN LU0292107991
Kosten (TER) pro Jahr: 0,65 Prozent
Fondsvolumen: 596,6 Mio. Euro