Mit dem iShares US-Dollar Treasury Bond 20+yr UCITS ETF machen sich Anleger die unterschiedliche Geldpolitik in den USA und Europa zu Nutze - und verdienen womöglich gleich zweimal: Am festeren Dollar und an steigenden Kursen.

Mario Draghi ist mit seiner Arbeit zufrieden. Am Mittwoch zog der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) eine positive Zwischenbilanz des umstrittenen Mammut-Programms der EZB zum Kauf von Staatsanleihen. Mit der nie dagewesenen Geldschwemme will die EZB die Wirtschaft im Euroraum wieder auf Kurs bringen. Bis zum geplanten Laufzeitende im Herbst nächsten Jahres will die EZB für mehr als eine Billion Euro Anleihen aufkaufen.

"Es gibt klare Anzeichen dafür, dass die geldpolitischen Schritte, die wir eingeleitet haben, wirksam sind", sagte Draghi. Der Fokus werde nun auf der vollständigen Umsetzung der Maßnahmen liegen. Sie würden dazu beitragen, die Wachstumsaussichten im Währungsraum weiter zu verbessern. Auch würden sie helfen, dass wieder mehr Kredite vergeben werden. Die Inflationsrate werde sich auf diesem Weg in Richtung der von der Zentralbank angestrebten Inflationsrate von knapp zwei Prozent bewegen, ergänzte der Italiener.

Die EZB und die nationalen Notenbanken starteten mit den Anleihen-Käufen am 9. März. Seitdem kaufte die Zentralbank bereits Anleihen im Wert von mehr als 60 Milliarden Euro. Als Folge dieser großen Nachfrage stiegen die Kurse der Bundesanleihen wodurch - wie immer bei steigenden Anleihenkursen - gleichzeitig die Rendite nachgab. Inzwischen rentieren 10jährige Bundesanleihen mit nur noch 0,1 Prozent. Anleihen mit fünf Jahren Restlaufzeit tragen heute eine negative Rendite von 0,15 Prozent.

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Kaum noch Rendite

Diese Entwicklung ist aus Sicht von Anlegern auf den ersten Blick frustrierend. Trotzdem bietet das Anleihenkaufprogramm der EZB Einstiegschancen für Anleihen-Freunde. Zu dieser Einschätzung kommt jetzt auch Zins-Papst Bill Gross. Er war ehemals Manager des weltgrößten Anleihenfonds und Chef des Vermögensverwalters PIMCO, der heute zur Allianz gehört.

Der von Gross geleitete Total Return Anleihenfonds gehörte über viele Jahre hinweg zu den besten Fonds seiner Kategorie. Heute ist Gross Fondsmanager und Anlagestratege der US-Fondsgesellschaft Janus Capital und noch immer für ausgefallene Anlage-Ideen gut. "Das EZB-Programm, das über die Laufzeit hinweg immerhin ein Volumen von 200 Prozent der Staatsverschuldung aller EU-Länder umfasst, wird die Zinsen in Deutschland niedrig halten", prognostiziert Gross jetzt.

Ok, doch was ist daran so spannend? "Die deutschen Zinsen bilden einen Anker für die Sätze von britischen und US-Staatsanleihen", erklärt Gross. Mit anderen Worten: Nicht nur Bundesanleihen werden künftig mit niedrigen Renditen "glänzen", auch bei US-Anleihen könnte die Rendite nachgeben. Die Prognose des Anleihen-Veterans ist eine mutige Ansage. Schließlich bereitet die US-Zentralbank seit Monaten Anleger darauf vor, dass sie möglicherweise noch in diesem Jahr die Zinsen erhöht.

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Krasser Unterschied

Die stetig wiederholte Botschaft hat bei den US-Zinsen bislang noch keinen dramatischen Anstieg verursacht, ist allerdings wohl mit dafür verantwortlich, dass die US-Zinsen nicht so kräftig gesunken sind wie die deutschen. Derzeit rentieren vor allem langlaufende US-Anleihen deutlich höher als deutsche Zinspapiere. Zehnjährige US-Staatsanleihen bringen aktuell noch 1,9 Prozent Rendite. 30jährige rentieren sogar mit 2,5 Prozent, während solche Ultra-Langläufer in Deutschland nur 0,5 Prozent Rendite bringen.

Diese Zinsdifferenz und die unterschiedliche Zielrichtung der Notenbanken in Europa und den USA haben jedoch noch eine weitere Folge: eine enorme Stärke des US-Dollars. Die amerikanische Währung hat in den vergangenen Monaten bereits dramatisch aufgewertet. Deutsche, die in US-Wertpapieren investiert sind, konnten sich schon allein deshalb über tolle Gewinne freuen.

Doch die Aufwertung ist noch nicht zu Ende. Das prognostizieren immer mehr Ökonomen und Anlagestrategen. "Der Euro wird gegenüber dem Dollar bis auf die Parität fallen", sagt etwa Asoka Wöhrmann, Chef-Anlagestratege der Deutschen AWM. "Der Anstieg des Dollars ist noch nicht vorbei", urteilt auch der Münchner Vermögensverwalter und Fondsmanager Jens Ehrhardt.

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Weiter starker Dollar

Nach seiner Einschätzung spricht schon die hohe Verschuldung internationaler Anleger und Unternehmen für einen festen Dollar. Zudem liege viel amerikanisches Geld auf Fremdwährungskonten in Steueroasen. "Beides sorgt für eine enorme Dollar-Shortage, die der Währung noch weiteren Auftrieb geben könnte", erklärt Ehrhardt in einem Interview mit der Zeitschrift Smart Investor.

Begründung: Angesichts des hohen Dollars fließen nach seiner Einschätzung vierstellige Milliarden-Dollar-Beträge von den Steueroasen zurück in die USA. Gleichzeitig sehen sich ausländische Schuldner zunehmend gezwungen, ihre Dollar-Schulden aufzulösen, denn je mehr der Dollar steigt, desto teurer wird ja die Rückzahlung in der heimischen Währung gerechnet.

Auch wegen der Dollarstärke ist deshalb eine baldige Zinserhöhung der US-Zentralbank unwahrscheinlich. Würde nämlich die US-Zentralbank jetzt die ohnehin schon höheren US-Zinsen noch weiter erhöhen, würde das den Auftrieb der amerikanischen Währung noch verstärken. Stoppen läßt sich die Aufwertung andererseits auch nur schwer, denn nicht nur nach Ehrhardts Ansicht hat die US-Zentralbank Fed ihr Pulver schon weitgehend verschossen. "Nur mit einem neuen QE-Programm, also einer neuen Geldflut, könnte die Fed etwas gegen den anziehenden Dollarkurs unternehmen", befindet Ehrhardt.

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Heißes Investment

Eine Möglichkeit von sinkenden US-Zinsen und steigendem Dollarkurs zu profitieren ist ein ETF, den iShares (Blackrock) seit Anfang dieses Jahres anbietet. Der iShares US-Dollar Treasury Bond 20+yr UCITS ETF (ISIN: DE000A12HSS9) investiert ausschließlich in amerikanische Staatsanleihen mit Laufzeiten von mindestens 20 Jahren. Derzeit enthält der ETF 30 solcher Anleihen. Ihre durchschnittliche Restlaufzeit beträgt 27 Jahre. Die durchschnittliche Rendite dieses Anleihen-Portfolios liegt derzeit bei 2,5 Prozent.

Bei diesem Niveau gibt es für die Anleihenkurse bzw. den Kurs des iShares US-Dollar Treasury Bond 20+yr ETFs noch ordentlich Luft nach oben. Rein rechnerisch würde nämlich der Kurs einer Anleihe mit 27 Jahren Restlaufzeit um mehr als 20 Prozent nach oben schießen, wenn sich ihre Rendite um einen Prozentpunkt reduzieren würde, also von derzeit etwa 2,5 Prozent auf 1,5 Prozent sinken würde. Ein Rendite-Rückgang von nur einem halben Prozentpunkt hätte immerhin noch gut zehn Prozent Kursgewinn zur Folge.

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Währungs-Turbo

Dazu könnten sich für deutsche Anleger im Falle der US-Staatsanleihen dann noch Währungsgewinne gesellen. Fällt der Euro tatsächlich wie von vielen Experten erwartet auf die ein Umtauschverhältnis von 1:1, dann würden Besitzer des iShares US-Dollar Treasury Bond 20+yr ETF auch bei unveränderten Anleihenkursen mehr als fünf Prozent Gewinn verbuchen.

Anderseits kann der Schuss aber auch nach hinten losgehen. Erhöht die Fed nämlich wie angedeutet die Zinsen - oder setzt sich diese Erwartung plötzlich bei den Marktteilnehmern durch - dann dürften die Anleihenkurse kräftig in die Knie gehen. Ein Anstieg der Anleihen-Rendite von 2,5 Prozent auf 3,5 Prozent hätte bei 30jährigen Anleihen Kursverluste von rund 20 Prozent zur Folge. Auch ein plötzliches Erstarken der europäischen Gemeinschaftswährung würde für Anleger aus dem Euroraum zu Verlusten führen.

Gut stünden Besitzer des iShares US-Dollar Treasury Bond 20+yr ETFs aber vermutlich im Falle eines Crashs an den Aktienbörsen da. Erfahrungsgemäß flüchten viele Anleger in solchen Situation in US-Staatsanleihen - wodurch wiederum Anleihenkurse und Dollar-Wechselkurs steigen. So betrachtet bitte der iShares US-Dollar Treasury Bond 20+yr ETF nicht nur einen doppelten Gewinn-Hebel, sondern auch eine Art Versicherungsschutz gegen einen Börsencrash.

iShares US-Dollar Treasury Bond 20+yr UCITS ETF

ISIN: DE000A12HSS9

Gesamtkostenquote: 0,2 Prozent