"Kleinere und mittelgroße Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren erheblich besser entwickelt als die großen DAX-Konzerne", sagt Ingo Koczwara. Koczwara ist Portfoliomanager bei der Privatbank Berenberg und betreut den neu aufgelegten Aktienfonds Berenberg-1590-Aktien Mittelstand.

Tatsächlich ist der DAX im Vergleich von 1, 3 und 5 Jahren schlechter gelaufen als MDAX, TecDAX und SDAX - also als die Indizes für deutsche Nebenwerte. Eine Erklärung für diese Entwicklung liefert Koczwara gleich mit: "Der deutsche Mittelstand beherbergt zahlreiche Weltmarktführer mit starker Wettbewerbsposition, steigenden Gewinnmargen, soliden Bilanzen und günstigen Bewertungen." Das hat sich auch Anfang des Jahres gezeigt, als der DAX stark eingebrochen ist. "Werte, die vom deutschen Konsumwachstum abhängig sind, halten sich sehr stabil, während stark exportorientierte Aktien eher überdurchschnittlich verlieren", erläutert der Fondsmanager. Keine Frage, dass er sich mit seinem neuen Fonds auf mittelständische Unternehmen konzentriert.

Genauer gesagt investiert Koczwara in "ein konzentriertes Portfolio aus durchschnittlich 25 Unternehmen mit einem Börsenwert von maximal fünf Milliarden Euro". Das sind Titel wie Wirecard, CTS Eventim, Jungheinrich, Aurelius und United Internet, die sich im Fonds finden. Der Fondsmanager ist indes nicht auf deutsche Werte beschränkt. Er kann auch in Österreich und der Schweiz nach aussichtsreichen Nebenwerten fischen. Gleichwohl misst er sich am MDAX, muss aber bei der Titelselektion auf die Indexzugehörigkeit keine Rücksicht nehmen. "Unser Ziel ist es vielmehr, mit 25 herausragenden Anlageideen eine langfristige und nachhaltig positive Wertentwicklung zu erzielen", erklärt er.

Ein positives Auswahlkriterium ist für Koczwara etwa, wenn ein Unternehmen von der Gründerfamilie gelenkt oder kontrolliert wird. "Aktive Eigentümer verfolgen langfristige strategische Ziele und sitzen daher mit den anderen Aktionären im Boot", sagt er. Das bedeutet seiner Erfahrung nach, dass solche Firmen Umsatz und Gewinn schneller steigern als große Konzerne, "was sich letztlich auch in einer besseren Performance der entsprechenden Aktien niederschlägt".

Ausreichende Liquidität ist ein weiterer Punkt, den Koczwaras Kandidaten erfüllen müssen. Bei Nebenwerten besteht oft die Gefahr, dass die Aktien (zu) wenig gehandelt werden, weshalb es Probleme bereiten kann, die gewünschten Bestände auf- und vor allem auch wieder abzubauen. Gibt es schlechte Nachrichten aus dem Markt oder von den Unternehmen, entpuppt sich eine zu geringe Liquidität schnell als Flaschenhals und die Bestände lassen sich gegebenenfalls nur mit hohen Kursabschlägen verkaufen. Um aber möglichst gar nicht unter Verkaufsdruck zu geraten, kann sich Koczwara auch derivativer Instrumente bedienen, um das Portfolio abzusichern und die Risiken zu begrenzen. Schließlich, so betont der Fondsmanager, sind Nebenwerte bisweilen sehr volatil. In Stressphasen wie in den Auftaktwochen des laufenden Jahres können die Kurse einzelner Aktien stark schwanken.

Um diejenigen Titel ausfindig zu machen, die auch in schwierigen Zeiten ein überdurchschnittliches Potenzial bieten, greift Koczwara auf die Expertise von mehr als 80 hauseigenen Analysten zurück, die größtenteils auf Nebenwerte spezialisiert sind. Dieses Team ermöglicht es, jede Anlageentscheidung mit detaillierten Analysen und auch Hintergrundgesprächen mit den Unternehmenslenkern zu unterlegen. Dabei will sich das Team einen Informationsvorsprung erarbeiten und nutzen, der daraus entsteht, dass kleinere und mittelgroße Unternehmen von den großen Investmenthäusern kaum noch beachtet werden. "Es bestehen gute Chancen, sich durch aufwendiges Research einen Informationsvorsprung zu sichern und auf diese Weise Mehrwert für die Anleger zu schaffen", begründet Ingo Koczwara.

Der Berenberg-1590-Aktien Mittelstand - die Zahl 1590 steht übrigens für das Gründungsjahr der Privatbank Berenberg - gibt es als Tranche für Privatanleger und für Profis. Die Privatanleger-Version (ISIN: DE000A14XN59) sieht einen maximalen Ausgabeaufschlag von 5,5 Prozent vor. Die laufenden jährlichen Kosten belasten den Fonds mit 1,90 Prozent. Ein Erfolgshonorar wird nicht erhoben. Die laufenden Erträge werden nicht ausgeschüttet, sondern regelmäßig reinvestiert (thesauriert).

Fazit: Ein Aktienfonds mit einem überaus interessanten Ansatz. Den Analysten von Berenberg muss zugestanden werden, dass sie den Markt der mittelständischen Unternehmen sehr genau kennen. Ob Fondsmanager Ingo Koczwara die hohen Vorgaben erfüllen kann, muss sich indes erst zeigen.