"Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland ist gut", sagt Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund. So notiere der Ifo-Geschäftsklimaindex derzeit auf einem Höchststand. Das BIP-Wachstum in Deutschland liege über dem europäischen BIP-Wachstum, das verfügbare Einkommen der Arbeitnehmer steige dank Rekordbeschäftigung, Lohninflation, niedriger Zinsen und zurückhaltender Steuerpolitik, womit der Konsum "als wichtiger Wachstumstreiber der Wirtschaft" zulegt. "Doch Anleger sollten sich nicht täuschen lassen", mahnt er zugleich. "Einige Unternehmen könnten Rückschläge erleiden." Insbesondere Titel von geringer Qualität, die zurzeit noch den Markt anführen würden. Demgegenüber zeige die laufende Berichtssaison "beispielsweise bei vielen Chemie-, Industrie- und Bankenwerten, dass die Erwartungen zu hoch und die Kurse dieser Unternehmen zu weit gelaufen sind". Auch die Autoindustrie sieht er unter Druck - nicht nur wegen des Diesel-Skandals, sondern auch aufgrund des starken Euro-Wechselkurses etwa gegenüber dem US-Dollar. Jetzt sei Vorsicht angebracht.

Die Börse ist keine Einbahnstraße



Bislang hat der Fondsmanager am breiten Kursanstieg deutscher Aktien ordentlich partizipiert. Seit Auflegung im Oktober 1990 hat der rund eine Milliarde Euro schwere Fidelity Germany Fund im Durchschnitt der Jahre um 8,3 Prozent p.a. zugelegt. Zu verdanken hat er das seiner Strategie, die auf attraktiv bewertete deutsche Unternehmen abzielt, "die durch Projekte, Investitionen, Preissetzungsspielräume und Marktanteilsgewinne nachhaltig zweistellige Gesamtkapitalrenditen (Return on Invested Capital) sowie überdurchschnittliche Gewinnsteigerungen erwarten lassen". Unternehmen, die in der Lage sein sollten, "selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen zu wachsen und damit langfristig Mehrwert für ihre Aktionäre zu schaffen". Besonders hat sich dies in den vergangenen 12 Monate gezeigt, in denen die Fondsanleger einen Wertzuwachs um 21,6 Prozent genießen konnten (per 30.06.2017). Doch mittlerweile wittert Engelbrechten Gegenwind und stellt sein Portfolio darauf ein.

"Seit 2009 kennen die Börsen nur noch eine Richtung: nach oben!", resümiert der Fidelity-Manager. Jetzt aber würden sich die Zeichen einer Übertreibung mehren. Anleger hätten zuletzt immer weniger auf die Güte der Unternehmen, die sie kaufen, geachtet - ein Zeichen für Euphorie. Erste Frühindikatoren deuten seiner Beobachtung nach darauf hin, dass die Stimmung wechseln dürfte. Beispielsweise der Citigroup-Economic-Surprise-Index, der bisher überraschend positive Wirtschaftsdaten zeigte, in den vergangenen Monaten aber deutlich fiel. Oder Einkaufmanagerindizes, die schon früh eine nachlassende wirtschaftliche Dynamik registrieren. "Sie scheinen ihren Höhepunkt erreicht zu haben", so Engelbrechten, "und drehen nach unten." Obendrein sorge die höhere Notierung des Euro für Gegenwind bei Exportwerten.

Ausweg Qualitätsaktien



Erfreulicherweise gibt der Fidelity-Manager zugleich Teilentwarnung: "Mit passenden Strategien können sich Anleger auch gegen ein raueres Börsenklima wappnen", so die gute Nachricht. Anleger sollten jetzt konsequent auf Qualität und solide Wachstumswerte setzen, sagt er. Beispielsweise auf Unternehmen, "die sich durch ein hohes kontinuierliches Wachstum auszeichnen, das auch in einem schwierigen Umfeld hält, und deren Geschäftsmodell relativ unabhängig von Konjunkturzyklen ist". Er rät zu Unternehmen, die sich durch eine nachhaltig hohe Gesamtkapitalrendite und höhere Wachstumsraten als der Gesamtmarkt auszeichnen.

Das ist zugleich die Strategie, die Engelbrechten mit dem Fidelity Germany Fund verfolgt. Sein Fokus liegt auf Unternehmen, "die hohe Gewinne abwerfen, überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen und Produkte anbieten, die sich an veränderte politische Rahmenbedingungen anpassen können". Er konzentriert sich "auf eine handverlesene Auswahl an 40 bis 50 Unternehmen", die er aus einem Anlageuniversum von rund 250 Titeln auswählt. Dabei richtet er seinen Blick nicht nur auf die großen Flaggschiffe, sondern auch auf vielversprechende, vom Wettbewerb bislang unterschätzte kleine und mittelgroße Unternehmen aus dem Nebenwertesegment: "Germany - made by Fidelity", wie der Fondsmanager sein Betätigungsfeld nennt.

Gleichwohl finden sich unter den Top-Favoriten des Managers nur Börsenriesen aus dem DAX - SAP, Bayer, Deutsche Börse, Prosiebensat.1 Media oder Fresenius Medical Care. Kleinere Werte müssen sich, sofern sie die Analysen erfolgreich überstehen, mit kleineren Gewichtungen zufrieden geben. Zur Einzeltitelauswahl nutzt Engelbrechten die für Fidelity typische Fundamentalanalyse sowie eigene Finanzmodelle, mit deren Hilfe er in einem mehrstufigen Prozess aus der Gesamtheit der Unternehmen einzelne Kaufkandidaten herausfiltert. Ihm zur Seite stehen rund 150 Unternehmens- und Branchenanalysten, die ihre Expertise beisteuern, die Unternehmen besuchen, Gespräche führen mit dem Management, mit Lieferanten, mit Kunden, mit Wettbewerbern - und die am Ende ihre Ergebnisse in einem globalen Netzwerk zusammenführen.

Lässt sich dabei etwas "nicht klar und deutlich in Unternehmensgewinne übersetzen", verzichtet der Manager auf ein Engagement. Denn entscheidend für die Aufnahme in das Deutschland-Portfolio ist ausschließlich das Wachstumspotenzial der in Frage kommenden Unternehmen. Konsequenterweise hat er einen großen Freiraum, deutlich von seinem Vergleichsindex abzuweichen, wovon er immer wieder Gebrauch macht. Seine aktuell favorisierten Branchen sind Konsumgüter, IT und Gesundheit, die mehr als zwei Drittel des Anlageportfolios ausmachen.

Der Fidelity Germany Fund (ISIN: LU0261948227 für die thesaurierende Tranche und LU0048580004 für die ausschüttende Tranche) wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,25 Prozent angeboten. Die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,91 Prozent; ein Erfolgshonorar wird nicht erhoben.