Es geht um Bares. "Cash ist der Schlüssel", erklärt Isabelle de Gavoty, die Managerin des AXA WF Framlington Europe Small Cap, ein Kernelement ihres Anlageprozesses. Mit diesem Ansatz hat der Fonds für europäische Nebenwerte seinen Vergleichsindex, den Stoxx Europe Small 200, in den vergangenen fünf Jahren um gut 24 Prozent hinter sich gelassen.

Derzeit sieht die studierte Finanzwissenschaftlerin, die den 2001 aufgelegten Fonds managt, große Chancen bei Small Caps mit einer Marktkapitalisierung von 400 Millionen bis fünf Milliarden Euro: "Erstmals seit zehn Jahren zeigen alle makroökonomischen Daten für Europa wieder nach oben. Gleichzeitig werden Nebenwerte nicht wie üblich mit einem Premium zu Large Caps gehandelt und bieten damit deutliches Aufholpotenzial", so de Gavoty.

Doch nicht nur die Barschaft, auch das Unternehmensprofil entscheidet, ob es eine Aktie in das im Schnitt 50 bis 60 Titel umfassende Portfolio schafft. Die Firmen müssen Marktführer oder Konsolidierer sein, in einem strukturell wachsenden Sektor tätig, die Chance haben, einen gesamten Markt zu dominieren, über ein disruptives Geschäft verfügen oder zu altem Wachstum zurückkehren. Hintergrund dieser Faktoren: Während die Kurse von Großkonzernen zu 80 Prozent an makroökonomischen Faktoren hängen, sind es bei Nebenwerten nur 40 Prozent.

Langfristiger Anlagehorizont



Anschließend analysieren de Gavoty und ihr Team Geschäftsmodell und Wertschöpfungskette von Markt und Unternehmen sowie Kontrolle und Vergütung des Managements. An dieser Stelle schlägt der Cashfokus als Herz des Analyseprozesses. Höchsten Wert legt die Fondsmanagerin dabei auf die Fähigkeit, Umsatz zu Cash zu machen, da so "finanzielle Unabhängigkeit und laufende Investitionen in das eigene Wachstum gesichert sind". Ergebnis des Analyseprozesses sind Gewinnschätzungen über den Zeitraum eines normalen Konjunkturzyklus, sprich sieben Jahre hinweg. "Diese Bewertung ist essenziell, um den wahren Wert und das langfristige Korrekturpotenzial einer unterbewerteten Aktie zu erkennen", erklärt de Gavoty, schließlich will sie nur Aktien kaufen, die unter ihrem Wert handeln.

So kam Mitte 2015 Jungheinrich ins Portfolio. Der Hersteller von Gabelstaplern begann damals, im Wachstumsmarkt für Lagerautomatisierung Fuß zu fassen, und steigerte die Marge. Jenoptik war schon etwas früher gekauft worden. Im Falle des Optikspezialisten ließen mehr Effizienz, neue Produkte und verbesserte Aussichten im Rüstungsmarkt auf die Rückkehr zu Wachstum hoffen.

Industriewerte haben mit gut einem Drittel den größten Anteil im Fonds, doch de Gavoty streut deutlich breiter. So findet sich etwa der Haushaltsgerätehersteller De’Longhi im Fonds, da dessen Marke Kenwood vom Trend zu Hightech-Küchenmaschinen profitiert. Die italienische Onlinebank Fineco wiederum schaffte es wegen ihres disruptiven Geschäftsmodells. De Gavotys Herz für Cash kennt eben keine Sektorgrenzen.