Der Zeitdiagnostiker



Als wir Guy Wagner beim Pressegespräch in München treffen, liegt die Wahl von Donald Trump erst wenige Tage zurück. "Abgesehen von der Infrastruktur sind die Märkte noch uneinig, wie sie Trump bewerten sollen", sagt der Chief Investment Officer (CIO) von Banque de Luxembourg Investments (BLI). Dass die neue US-Regierung Geld für ein besseres Elektrizitäts- oder Transportwesen ausgeben dürfte, hält er für sinnvoll. Wagner überschätzt die Möglichkeiten der US-Regierung jedoch nicht. "Es ist im Allgemeinen besser, wenn der Staat sich weitestgehend aus der Wirtschaft raushält", sagt er. Investitionen seien Sache der Privatwirtschaft.

Die expansive Geldpolitik bewertet Wagner ebenfalls kritisch. So setze Japan seit zwei Jahrzehnten auf niedrige Zinsen, trotzdem wachse die Wirtschaft kaum. "Diese Politik ist zum Scheitern verurteilt", sagt er. Was Mario Draghi und Janet Yellen machten, sei daher unverantwortlich. Auch die neue Mode der Notenbanken gefällt ihm nicht. "Man verstaatlicht den Aktienmarkt, mit Geld, das man aus der Luft herstellen kann".

Der Bondskeptiker



Doch was folgt daraus für Anleger? Viele Anleger setzten Risiko gleich mit Volatilität, so Wagner. "Wenn man so denkt, sind Anleihen sicherer als Aktien." In zehn Jahren hätten Anleihen aber nicht mehr dieselbe Kaufkraft wie heute. "Die Kaufkraft zu erhalten geht nur mit Sachwerten, nicht mit Anleihen", betont Wagner. Zwar könnten die Zinsen zunächst wieder steigen. Aber wohl nicht allzu sehr, vermutet er. "Die hohen Schulden vieler Staaten werden eine Normalisierung der Zinsen nicht erlauben", analysiert der BLI-CIO.

Der Qualitätsaktionär



Bleiben Aktien, um die Kaufkraft zu erhalten. Wagner setzt bereits seit Jahren auf Qualitätsaktien, die profitabel und gering verschuldet sind - etwa bei den globalen Aktienfonds BL-Equities Dividend B (ISIN: LU 030 919 165 7) oder BL-Global Equities B (LU 011 728 758 0). "Unsere erste Frage lautet immer: Ist es ein gutes Unternehmen?", sagt er. "Die zweite Frage: Zu welchem Preis können wir uns daran beteiligen?" Wenn Wagner investiert, dann langfristig und so, als würde er das ganze Unternehmen kaufen. "Da steigt man auch nicht nach drei Jahren wieder aus", sagt er.

Ihm ist etwa bewusst, dass zyklische Werte in den nächsten Monaten besser laufen dürften als Qualitätswerte - ausgelöst durch steigende Zinsen und die Hoffnung auf Trump’sche Ausgaben für die Infrastruktur. "Unser Horizont ist jedoch länger", sagt Wagner. An Roche, Nestlé oder SAP hält er zum Beispiel schon lange fest. Zyklische Branchen wie Automobile, Flugzeuge, Rohstoffe, Stahl oder Versorger meidet er ohnehin, weil die Unternehmen dort kaum Wettbewerbsvorteile erringen könnten. Auch Banken und Versicherungen hält er nie. "Die kann man als Außenstehender nicht bewerten", sagt er. "Unsere Branchen sind vor allem Konsum, Industrie, Technologie und Gesundheit."

Zwar seien Qualitätsaktien nicht mehr günstig, aber noch nicht zu teuer, sagt er. Dennoch müssten Anleger ihre Renditeerwartungen zurückschrauben. Aktien seien nicht mehr so preiswert wie Anfang oder Mitte der 80er-Jahre. Zudem lasse der Rückenwind durch die Globalisierung nach. "Mit fünf bis sechs Prozent Rendite inklusive Dividenden können Anleger bei Qualitätsaktien auf mittlere bis längere Sicht aber rechnen", glaubt Wagner.