Return - der Investmentkommentar von Björn Drescher

Gelten die alten Regeln noch? - das habe ich dieser Tage meine Gesprächspartner in einer Podiumsdiskussion gefragt. Die Antworten reichten von einem entschiedenen "Jein" (Hans Jörg Naumer (AGI)) bis hin zu einem überzeugten "kommt drauf an" (Prof. Max Otte). Es wurde deutlich, dass viele herkömmliche Regeln der Kapitalanlage nicht mehr gelten, einzelne weiter bestehen und neue zur Kenntnis genommen werden sollten.

Zur Erinnerung: Eine Regel ist eine aus bestimmten Regelmäßigkeiten abgeleitete, aus Erfahrungen und Erkenntnissen gewonnene, in Übereinkunft festgelegte, für einen bestimmten Bereich als verbindlich geltende Richtlinie. Eine Regel ist zudem eine Frage der Perspektive und des Blickwinkels, kann sich somit auch ändern.

Dass sei all jenen noch einmal ans Herz gelegt, die sich im aktuellen Marktumfeld im Rahmen ihrer Investments ausschließlich an traditionellen Börsenregeln orientieren und sie mit Gesetzmäßigkeiten verwechseln. Enttäuschte Erwartungshaltungen bis hin zu Fehlentscheidungen und -allokationen sind für den Fall der Außerachtlassung förmlich vorprogrammiert.

Beispielhaft für sich ändernde Regeln seien an dieser Stelle traditionelle Verständnisse von positiven Zinsen angeführt, ebenso historische Korrelationen zwischen Assetklassen, Verlaufsmuster von Marktzyklen und herkömmliche Beurteilungen von Bewertungen.

Neue Regeln könnten nach Ansicht meiner Gesprächspartner lauten: "es gibt keine sicheren Häfen mehr", "der Anleihezins ist tot" und "wir müssen auf die Zentralbanken schauen, Liquidität ist der massgebliche Markttreiber".

Welche Regel hat mehr denn je Bestand? Wer Renditen will, muss dafür Risiken eingehen!

Und was ist mit "Sell in May and go away...but remember to come back in September". Das Fazit, zumindest der beiden Börsianer unisono: "Der erste Teil der Regel mag in der historischen Betrachtung in der Mehrheit der Fälle gar keine schlechte Empfehlung gewesen sein, der zweite war es zumeist. Oktober und November waren öfter bessere Einstiegszeitpunkte."

Aber wie war das doch gleich mit den Regeln?...