Das sieht Asoka Wöhrmann ganz ähnlich, der als Chief Investment Officer bei Deutsche Asset & Wealth Management - dem Vermögensverwalter der Deutschen Bank - maßgeblich die Anlage von Kundengeldern von 1,16 Billionen Euro verantwortet. Die Marktturbulenzen böten die Chance zum Zukaufen. "Auch wenn wir dazu raten, die Märkte und die politischen Entwicklungen auf Tagesbasis zu beobachten. Tendenziell zählen wir nach der heutigen Markteröffnung zu den Käufern", sagte Wöhrmann zu Reuters.

Der deutsche Aktienleitindex Dax lag am Nachmittag rund 2,5 Prozent im Minus, der Euro-Kurs notierte nach anfänglichen Verlusten fast unverändert. "Obwohl die Entwicklungen am Wochenende zu einem neuen Grad an Unsicherheit geführt haben, ist die Marktreaktion über alle Vermögensklassen - und trotz der schwachen Vorgaben aus Asien - geradezu moderat und keineswegs panikartig", sagte Wöhrmann. "Wir haben noch nicht einmal die gesamte Erholungsrally von letzter Woche wieder aufgegeben."

Engels, der über die Anlage von 50 Milliarden Euro an Kundengeldern mitentscheidet, rechnet allerdings mit unruhigen Zeiten. "Wir haben jetzt Tage und vielleicht sogar Wochen der Unsicherheit vor uns", sagte der Experte angesichts des ungewissen Ausgangs des Hellas-Dramas. Auch er hält Ausschau nach Schnäppchen. "Europäische Aktien sind nicht teuer, wenn man sie mit denen anderer Regionen wie den USA vergleicht. Das kann mittelfristig eine Kaufgelegenheit sein", sagte Engels. Derzeit sei das politische Risiko aber noch zu groß. Niemand wisse, wie das Referendum in Griechenland ausgehe, ob es einen offiziellen Zahlungsausfall der IWF-Kredite gebe und ob Griechenland Mitte Juli Zins und Tilgung an die EZB leisten könne. "Das sind die großen, wichtigen Themen, die den Markt umtreiben", sagte der Manager. "Das werden wir genau beobachten."

Das sieht Wöhrmann genauso: "Diese Woche werden die Märkte volatil bleiben, da es eine hohe Dichte an wichtigen Entscheidungen geben wird". Die Gefahr einer Ansteckung anderer Länder durch die Turbulenzen hält der Experte für nicht mehr so groß. "Innerhalb Europas sind Deutschland und Italien diejenigen Länder mit den meisten Handelsbeziehungen mit Griechenland. Sie machen allerdings keine 0,2 Prozent vom jeweiligen Bruttoinlandsprodukt aus", betonte Wöhrmann. "Während die direkten wirtschaftlichen Folgen für Europa also überschaubar sein dürften, könnte sich die ungelöste griechische Frage auf die Stimmung und damit auf das Investitions- und Konsumverhalten auswirken."

Reuters