Die Aussichten für Rentenanleger in traditionellen Bondklassen wie gut gerateten Staatsanleihen hält Jean-Luc Hivert, CIO Fixed Income bei La Française, für schlecht. "Wer nun nicht bereit ist, mehr Risiken einzugehen, wird real Verluste realisieren", warnt der Experte.

Daher rät er dazu, sich im High-Yield-Bereich zu tummeln. Derzeit stammen rund 80 Prozent der Erträge bei den hochverzinslichen Anleihen aus dem Credit Spread und nur der Rest aus der Zinskurve", sagt der Franzose. Trotz des hohen Risikoaufschlags, den die High-Yield-Papiere aufweisen, hält Hivert die Risiken für sehr überschaubar. "In den USA waren zwar zuletzt die Ausfallraten über den historischen Durchschnitt von knapp fünf Prozent geklettert. Allerdings waren vor allem Rohstofftitel wie Fracking-Unternehmen betroffen. Rechnet man diese heraus, liegt die Rate bei 2,9 Prozent und damit im globalen Durchschnitt", sagt er.

Zudem geht Hivert davon aus, dass die Ausfallraten auch in den nächsten Jahren eher auf dem niedrigen Niveau verharren. Denn die Emittenten, die im High-Yield-Bereich notieren, seien durchaus solide Firmen und namhafte Marken.

Darunter sind laut Hivert etwa T-Mobile, Levis, Dell oder Alcoa. Überdies rät Hivert dazu, einmal über Laufzeitfonds nachzudenken. Denn solche Fonds hätten gegenüber Fonds, die immer Anleihen mit bestimmter Laufzeit im Portfolio hätten, viele Vorteile. Der Anleger wisse schon von vornherein, mit welchen Renditen er über die Jahre rechnen könne. "Der Fondspreis schwankt zwar auch zwischendurch. Aber am Ende der Laufzeit ist es völlig egal, ob der Markt gerade bullish für High-Yield-Anleihen ist oder nicht - er bekommt seinen Einsatz zurück", sagt Hivert. Ein weiterer Vorteil solcher Fonds besteht laut Hivert darin, dass sie den Investoren eine ähnliche Auszahlungsstruktur erhalten wie eine Anlage in einer Einzelanleihe, aber mit deutlich reduziertem Ausfallrisiko durch die breite Diversifizierung. "Wir haben bei unserer 2022-Laufzeit-Strategie 173 Bonds im Portfolio. Da fällt ein Ausfall dann kaum ins Gewicht. Zumal die Verzinsung derzeit noch bei rund 4,5 Prozent liegt", sagt der Experte.