Lange Zeit wurden Qualitätsaktien in den höchsten Tönen gepriesen. Sie galten als das Allheilmittel gegen das Niedrigzinsumfeld. Allerdings gab es im vergangenen Jahr ein jähes Erwachen. Die weltweite Konjunkturbelebung und Befürchtungen einer Reflationierung der Wirtschaft lösten im vergangenen Jahr eine Verkaufswelle aus. Zudem wurden durch den Zinsanstieg in den USA Bond-proxies wie etwa Versorger, Telekom und auch Konsumtitel massiv abgestoßen. Überdies lief es bei Anlegerlieblingen wie etwa Nestlé auch operativ nicht rund.

Vier Quartale in Folge verfehlte der Schweizer Konzern seine selbst gesteckten Umsatzziele. Und überdies erreichte Nestlé 2016 lediglich ein Umsatzplus von 3,2 Prozent - der schwächste Wert seit über zehn Jahren.

Nach der Delle bei den Qualitätsaktien spricht laut Experten nun wieder einiges dafür, dass ein Einstieg lohnen sollte. "Bei dieser Rotation raus aus den Qualitätstiteln wurden alle Werte über einen Kamm geschoren und die Vorteile dieser doch sehr verschiedenen defensiven Branchen völlig ausgeblendet", sagt Daniel Roberts von Fidelity. Viele Qualitätsaktien mit attraktiven, sich bessernden Fundamentaldaten würden deshalb nun mit erheblichen Bewertungsabschlägen gehandelt. Clyde Rossouw, Manager der Investec Global Franchise Strategy stellt sich zudem die Frage: "Wie nachhaltig ist der aktuelle Risk-on-Trade und die Value-Rally, die wir erleben?"

Der Investec-Experte zweifelt indes daran, ob die derzeitige Konsensmeinung, die im laufenden Jahr ein stärkeres Wachstum und Reflation erwartet, richtig ist. "Obwohl wir keine makroökonomischen Prognosen machen, glauben wir, dass der Markt einiges vorweggenommen hat und wir eher eine bescheidene zyklische Erholung mit trägem Wachstums erleben werden", sagt Rossouw. Als Grund dafür sieht er etwa, dass in den USA das einzige wirkliche Wachstum aus dem Konsum stammt. Und in China sei das Wachstum nur schuldenfinanziert. Und höhere Zinsen würden keinen der beiden Treiber unterstützen.

Das Szenario von Rossouw würde seiner Strategie in die Karten spielen. Zumal seine Qualitätsaktien sowohl in absoluter als auch in relativer Hinsicht günstiger Bewertet sind als vor sechs Monaten. "Deshalb sehen wir dies als potenzielle Kaufgelegenheit. Wir haben die jüngste Volatilität genutzt, um unser Engagement in Aktien zu erhöhen, von denen wir Überzeugt sind. Wir haben daher Kursrücksetzer etwa bei Reckitt Benckiser und Imperial Brands zum Nachkauf genutzt", sagt Rossouw. Darüber hinaus hat er auch das Portfolio in der jüngeren Vergangenheit umstrukturiert. Sein Gewicht in Konsumwerten hat er auf unter 40 Prozent reduziert und dafür stärker in Finanzwerte (10 %) und Technologietitel (25 %) investiert.

Fazit: Qualitätsaktienfonds, die breit diversifiziert sind und nicht nur auf sehr defensive Branchen setzen, machen langfristig viel Sinn. Sie taugen durchaus als Basisinvestment