Jetzt Langläufer kaufen?



Die Bondrenditen steigen wieder. So lautet derzeit der Tenor am Anleihemarkt. Sinnbild dafür sind zehnjährige Bundesanleihen, die nach einem sommerlichen Intermezzo mit negativen Renditen wieder oberhalb von null Prozent Rendite notieren. Ist dies für Anleger eine gute oder schlechte Nachricht? Und wie geht es am Rentenmarkt weiter? Für Axel Cron sind solche Fragen Alltag. Der promovierte Volkswirt leitet das Rententeam bei HSBC Global Asset Management in Deutschland und betreut in dieser Funktion vorwiegend Spezialfonds für institutionelle Kunden.

Für Cron ist die Lage klar. "Für Anleger sind zehnjährige Bundesanleihen derzeit kein gutes Geschäft", sagt er. Denn wer glaube schon, dass es in den nächsten zehn Jahren keine Inflation und kein Wachstum geben werde. Nur dann sei ein solches Investments sinnvoll. Zwar würden institutionelle Anleger aus regulatorischen Gründen weiterhin lang laufende Staatsanleihen kaufen. Wer freier entscheiden könne, solle aber darauf verzichten, so Cron. "Zumal Bundesanleihen heute aufgrund der niedrigen Renditen kaum noch einen Diversifikationseffekt bieten", fügt er an.

Wann endet dieser Zyklus?



Auch ein anderer Umstand bereitet Cron Sorgen. Er glaubt, dass die Bondmärkte sich in 30-jährigen Zyklen bewegen. Nachdem die Bondrenditen seit Anfang der 1980er Jahre durchweg gefallen seien, spricht einiges für einen langfristigen Trendwechsel. "In den nächsten 30 Jahren könnten die Renditen steigen", vermutet Cron. Das liege unter anderem am demografischen Wandel, der besonders gut vorhersehbar sei. Er werde dafür sorgen, dass die Bevölkerung in den Industrieländern insgesamt nicht mehr sparen, sondern entsparen werden. Auch China werde davon betroffen sein. "Mit einem dramatischen Asset-Meltdown rechne ich aber nicht", sagt Cron. Für wahrscheinlicher hält er es, dass die Renditen langsam steigen werden.

High Yield oder Hybrid?



Soweit die Rahmenbedingungen seiner Mandate es zulassen, sucht Cron nach Alternativen zu Staatsanleihen. Bei Corporate Bonds mit Investment-Grade-Status könne man durch gutes Fundamental-Research zum Beispiel rund 1,5 Prozentpunkte mehr Rendite erzielen als mit Staatsanleihen. Ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis böten jedoch High-Yield-Bonds mit einem "BBB"- bis "BB"-Rating. Dort betrügen die Renditeaufschläge gegenüber Staatsanleihen zwei bis drei Prozentpunkte. Auch sogenannte Hybrid-Anleihen böten gute Chancen, wenn man das nötige Research dafür leisten könne. Dazu zählen etwa Coco-Bonds sowie Nachrang- und Wandelanleihen, deren Bilanzstatus sich zwischen Eigen- und Fremdkapital bewegt. "Wer schaut sich die unterschiedlichen Bedingungen dieser Anleihen schon an?", fragt der HSBC-Mann. "Wir können das".

Für besonders attraktiv hält Cron Emerging-Markets-Bonds, die in lokalen Währungen notieren. In den vergangenen fünf Jahren waren diese Titel für Anleger zwar nicht ertragreich. Dafür sorgte die Abwertung vieler Währungen. "Langfristig haben Local-Currency-Bonds aber ein gewaltiges Aufwertungspotenzial", sagt Cron. "Nicht sofort, aber in den nächsten zehn Jahren". Im Blick hat er hier etwa den Mexikanischen Peso, den Brasilianischen Real oder die Indonesische Rupiah. "Dort winken aktienähnliche Renditen bei weniger Risiko", sagt der HSBC-Mann.