Fast exakt drei Jahre nach dem Start erhielt der Fonds Ökoworld Growing Markets 2.0 vom Ratinghaus Morningstar die Bestnote fünf Sterne. Für BÖRSE ONLINE der Anlass, mit Fondsmanager Alexander Mozer über dessen Anlagestrategie zu sprechen. Ökoworld ist ein börsennotierter Spezialist für umweltverträgliche und ethisch korrekte Investments mit Sitz in Hilden, dessen Aktie sich in den zurückliegenden zwölf Monaten steil nach oben entwickelt hat.

Herr Mozer, bisher wurde Ökoworld vor allem mit dem Fonds Ökovision Classic identifiziert. Wie kam es zur Entwicklung des Ökoworld Growing Markets 2.0?


Unser Vorstandsvorsitzender Alfred Platow und ich haben die Idee sehr schnell nach meinem Start bei Ökoworld 2011 entwickelt. Im Rahmen einer Analyse des Ökovision Classic haben wir festgestellt, dass wir viele Emerging-Markets-Werte hatten, die sich von der generell schwachen Entwicklung dort positiv abgekoppelt hatten.

Das haben viele andere sicher auch festgestellt, aber das macht einen Fonds doch längst noch nicht ökologisch, oder?


Wir haben uns deshalb gefragt, ob es Sinn macht, einen Fonds aufzulegen, der die entsprechenden Themen exklusiv aufgreift. Das heißt, dass er soziale, ethische und ökologische Fragen in den Vordergrund stellt und mehr auf das Wachstum der Mittelschicht setzt sowie auf die damit einhergehende Veränderung der Bedürfnisstrukturen in diesen Ländern. Wir haben dann überprüft, ob wir ein ausreichend großes Anlageuniversum für einen gut diversifizierten Fonds zusammenstellen können. Im September 2012 haben wir dann mit knapp 7,5 Millionen Euro Anfangskapital begonnen.

Beim Ökovision gibt es recht strenge Auswahlkriterien und einen unabhängigen Anlageausschuss, der für den Fonds mögliche Unternehmen nach ethischen, ökologischen und sozialen Kriterien absegnen muss. Haben Sie es da beim Growing Markets 2.0 leichter?


Ja und nein. Was Ausschlusskriterien anbelangt, sind wir genauso streng wie beim Ökovision. Wir haben aber auch zu Beginn definiert, dass die Unternehmen, die in den Emerging Markets aktiv sind, in einer anderen Phase der Entwicklung stehen. Hier können wir nicht die gleichen Maßstäbe anlegen wie in den Industrienationen. Die aufstrebenden Länder liegen viele Jahre hinter den Industrieländern zurück. Wenn Sie da die gleiche Messlatte anlegen, können Sie die Ökologisierung der Wirtschaft überhaupt nicht voranbringen. Bei vielen Unternehmen geht es uns zum einen um die Produkte, zum anderen muss erkennbar sein, dass die Aspekte, die uns wichtig sind, beim Unternehmen angekommen sind, wenn auch vielleicht nicht sofort durch Berichterstattung oder Zertifikate belegt.

Sie unterscheiden zwischen Ausschluss- und Negativkriterien. Können Sie den Unterschied erläutern?


Wenn ein Unternehmen zum Beispiel etwas spezifisch für die Rüstungsindustrie herstellt, ist das ein Ausschlusskriterium. Dann gibt es Negativkriterien, die nicht hundertprozentig zum Ausschluss führen. Ein Beispiel wäre ein Baustoffproduzent, der neben ökologisch sehr guten Produkten auch PVC-Fenster anbietet. Hier müssen wir abwägen.

Die Ausschlusskriterien, sagten Sie, sind beim neuen Fonds genauso streng wie beim Ökovision Classic.


Ja. Zum Beispiel haben wir kein Unternehmen, das in die Atomkraftindustrie involviert ist, kein Rüstungsunternehmen, kein Erdölunternehmen und so weiter. Diese harten Ausschlusskriterien haben wir übernommen.

Wie würden Sie den Fonds eigentlich bezeichnen? Als ökologisch, als ethisch, nachhaltig … ?


Bei uns im Unternehmen ist das Wort "Nachhaltigkeit" gar nicht mehr so gern gesehen, weil inzwischen doch sehr viel "grünes Schindluder" damit getrieben wird. Deshalb gehen wir eher zur Terminologie "sozial, ethisch-ökologisch" über. Das ist auch der Anspruch, den der Fonds hat.

Was sind das nun für Unternehmen, die Sie in den Emerging Markets finden, die für den Growing Markets 2.0 infrage kommen?


Ein Beispiel aus der Praxis, wie Nachhaltigkeit mit der Wirtschaft Hand in Hand geht, ist der Leiterplattenhersteller KCE Electronics in Thailand. Leiterplattenproduktion hat einen hohen Wassereinsatz, und das Wasser ist am Ende extrem verseucht. Bei vielen chinesischen Herstellern wird es dann trotzdem einfach in den nächsten Fluss geleitet. KCE hat dagegen in einer neu konstruierten Fabrik einen geschlossenen Wasserkreislauf mit eigener Kläranlage installiert. Das Positive aus finanzwirtschaftlicher Sicht: Das Unternehmen hat seitdem viel mehr Aufträge bekommen und kann höhere Margen durchsetzen. Denn Kunden wie etwa Bosch zertifizieren ihre Zulieferer und sind dann auch bereit, Aufträge zu vergeben, selbst wenn sie etwas teurer sind. KCE Electronics notiert derzeit sogar nahe dem Allzeithoch.

Was sehen Sie als weitere Themen, die für Ihren Fonds besonders interessant sind?


Ein Thema, das ich langfristig als interessant einschätze, ist Gesundheit. Denken Sie etwa an das nicht existierende soziale Gesundheitssystem in Ländern wie China oder auch Indien, wo von 100 Beschäftigten vielleicht nur zehn in Sozialsysteme eingebunden sind. Hier gibt es noch erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten. Auch die Ärztedichte ist in diesen Ländern im Vergleich zu den Industrienationen deutlich niedriger, die Infrastruktur von Krankenhäusern erheblich schlechter.

Haben Sie auch im Gesundheitssektor einen speziellen Wert im Auge?


Wir haben kürzlich mit dem Vorstand des koreanischen Zahnimplantateherstellers Osstem Implant gesprochen, der gerade in China in den vergangenen drei Jahren viel in die Ausbildung von Zahnärzten zum Thema Implantologie investiert hat. Er ist sich sicher, dass diese Investitionen Früchte tragen werden, unabhängig davon, ob China nun mit sieben oder "nur" mit sechs Prozent wächst.

Wie sehen Sie das Thema Mobilität?


Hier muss man sich immer die Verhältnisse in den einzelnen Ländern genauer ansehen. Verstopfte Straßen in Städten, die schon stark ausgebaut sind, wie etwa Bangkok, machen die Erfordernisse für Investitionen in Mobilitätsinfrastruktur sehr hoch. Wir sehen viele Investitionen in den Ausbau des U-Bahn-Netzes. Ebenso werden in vielen Ländern Asiens die nationalen Bahnnetze massiv ausgebaut. Das ist ein Megathema.

Macht es für Sie einen Unterschied, ob Unternehmen vorhandene Technologien nutzen oder eigene Neuentwicklungen haben?


Ein gängiges Vorurteil entspricht sicher häufig noch der Realität: Viele Unternehmen sind gut im Kopieren und nutzen dann die Chance, relativ günstig zu produzieren. Aber inzwischen ist auch erkennbar, dass man sich durch Weiterentwicklungen vom reinen Kopieren freizuschwimmen versucht. Bei Osstem Implant geht es zum Beispiel auch darum, die Anwendung für die Zahnärzte durch nur wenige erforderliche Instrumente kosteneffizienter zu gestalten, was sich auch auf die Kosten für den Patienten auswirkt.

Unter ethischen Aspekten wäre insbesondere in China interessant, wie Sie mit Staatsbeteiligungen umgehen.


Sie werden bei uns feststellen können, dass wir in kein Unternehmen investiert haben, an dem der Staat einen signifikanten Anteil hält. Staatskonzerne sind in der Regel große, langsam wachsende Unternehmen, die - gerade in den Schwellenländern - häufig auch bestimmte "unwirtschaftliche" Funktionen erfüllen müssen. Zum Beispiel erwartet man, dass sie mehr Leute einstellen, wenn die Arbeitslosigkeit steigt. Oder, wie zuletzt in Russland, sie werden bei klammer Staatskasse gezwungen, höhere Dividenden auszuschütten oder höhere Steuern zu zahlen, auch wenn die Cashflows das nicht hergeben. Daher meiden wir diese Unternehmen. Ich würde auch den Käufern von Indexzertifikaten, die häufig einen hohen Anteil von Staatsbetrieben haben, raten, nicht nur zu überlegen, welche Richtung sie ihrem Geld in ethischer Hinsicht geben, sondern auch die Performance-Nachteile im Fokus zu haben. Für mich sind Indexzertifikate und indexnahe Fonds in den Emerging Markets eine absolute Fehlallokation von Geld.