Comgest investiert seit fast 30 Jahren in Quality-Growth-Aktien. Mit Erfolg. Wir bewerten die Comgest-Fonds regelmäßig mit guten FondsNoten. Von Ralf Ferken

Ist Tapering gut oder schlecht?

Schadet es Aktien, wenn die US-Notenbank künftig weniger Staatsanleihen kauft? "Das ist eine spannende Frage", sagt Franz Weis, "aber niemand kennt die Antwort." Wer einen Comgest- Fondsmanager fragt, muss mit einer solchen Replik rechnen. "Wir verwenden nicht viel Zeit auf makroökonomische Fragen", erklärt Weis. Der gebürtige Passauer arbeitet seit dem Herbst 2005 für Comgest, der zweitgrößten französischen Fondsboutique. Weis managt mit Kollegen vier europäische Aktienfonds, die beiden Large- Cap-Fonds Comgest Europe und Comgest Growth Europe, den Mid-Cap-Fonds Comgest Growth Mid Caps sowie den flexiblen Comgest Greater Europe Opportunities. Obwohl ein Stock-Picker, weicht Weis der Tapering- Frage nicht aus. "Kurzfristig könnte das Tapering die Volatilität erhöhen, aber wir müssen uns keine Sorgen machen." Bedeute der mögliche Tapering-Start doch, dass die US-Wirtschaft weiterhin gesunde.

Der Quality-Growth-Stil

Ob die Konjunktur boomt oder lahmt, ist für die Comgest-Fondsmanager tatsächlich zweitrangig. "Wir suchen Unternehmen, deren Gewinne wir gut prognostizieren können und die auch in schwierigen Zeiten stabil wachsen", sagt Weis. "Quality Growth" nennen die Franzosen diesen Anlagestil. Bereits seit 25 Jahren investieren die Comgest-Fondsmanager in solche Qualitätsaktien. Zwar hinken die Comgest-Fonds ihren Indizes zeitweilig hinterher. Etwa in Jahren wie 2003 und 2009, als sogenannte "Low Quality"-Aktien gut liefen. Langfristig lagen die Comgest-Fonds jedoch vor ihren Indizes. Zugleich waren sie dabei weniger volatil. Diese Kombination - mehr Rendite bei weniger Risiko - ist der eigentliche Clou der Comgest-Fonds. Beim FondsNoten- Rating schneiden sie daher meist gut ab (siehe Tabelle), da die Rendite dort mit 75 Prozent und die Volatilität mit 25 Prozent einfließen - jeweils berechnet für die vergangenen vier Jahre.

Comgest Growth Europe

Wie gewohnt verzichten Weis und seine Kollegen in den europäischen Aktienfonds auf Banken und Versicherungen. "Kurzfristig sind die Risiken dort zu groß und langfristig sehen wir dort wenig Wachstum", begründet Weis. Deshalb fallen diese Titel durch den Quality-Growth-Filter. Auch zyklische Auto-, Chemie- oder Rohstoffwerte meiden die Comgest-Manager, da deren Gewinne nicht stabil wachsen, sondern vom Konjunkturverlauf abhängen. Derzeit sind Capita, Inditex, Linde, L’Oréal und SAP die fünf größten Einzelwerte im Portfolio. Warum ausgerechnet Linde? Schließlich stuft MSCI das Industriegasunternehmen als Rohstoffwert ein. "Linde profitiert von langjährigen Verträgen und Preismacht", sagt Weis, das mache die Gewinne kalkulierbar.

Sind Quality-Growth-Titel zu teuer?

Sind Quality-Growth-Aktien schon zu teuer? Darauf muss Weis nun häufig antworten. "Wir achten auf die Bewertung", sagt er, "aber solange ein Unternehmen stabil wächst und nicht zu teuer wird, halten wir daran fest." Essilor sei bereits seit 15 Jahren in den Comgest-Fonds - und die Aktie habe sich vervielfacht, obwohl sie auf den ersten Blick nie preiswert gewesen sei. Zwar würden Europas Unternehmen ihre Gewinne im Schnitt nur noch gering steigern können. "Bei unseren Titeln rechnen wir jedoch mit 14 Prozent Gewinnwachstum", so Weis. Sein Fazit: "Vor uns liegen gute, wenn auch keine großartigen Zeiten." Auf gutes Stock- Picking komme es nun an.