Richtig hip waren Wandelanleihen bei Anlegern bislang nie. Sie fristen nach wie vor ein Nischendasein und nur die wenigsten Anleger beschäftigen sich mit dieser eigentlich genialen Anlageklasse. Denn die auch "Convertibles" genannten Papiere, die eine Mischung aus Aktie und Anleihe sind, verhalten sich flexibel wie ein Cabriolet - auf Englisch: ebenfalls Convertible. Scheint die Sonne an den Märkten, partizipiert man an steigenden Kursen. Kommt schlechtes Wetter auf, schützt das Dach - also die Anleihe mit ihrer festen Verzinsung - vor größeren Überschwemmungen im Depot. "Daher bieten Wandelanleihen ein überlegenes Risiko/Ertrags-Profil", sagt Guillaume Jourdan, Manager des Wandelanleihefonds Echiquier Convertibles Europe.

Warum das so ist? "Steigen die Aktienkurse, steigt auch der Wert der Wandelanleihe. Fallen die Aktienkurse, reagieren Convertibles jedoch eher wie normale Anleihen", erklärt er. Der sogenannte Bond Floor begrenze die Abwärtsbewegung, wenn kein erhöhtes Kredit- oder Ausfallrisiko des Emittenten vorliege. "Als dritte Komponente kommt noch die Wandeloption hinzu, die einer Aktien-Call-Option entspricht. Damit reagiert jede Wandelanleihe auch auf Schwankungen der Marktvolatilität", sagt Jourdan. Entscheidend sei dabei, dass diese Volatilitätskomponente langfristig zu einer Verminderung der Volatilität von Wandelanleihefonds führt. "Grund dafür ist die negative Korrelation von Aktienkursen und Marktvolatilität", so Jourdan weiter.

Eine Faustregel besage, die Zwitterpapiere machen Aufwärtsbewegung der unterliegenden Aktie zu rund zu zwei Dritteln mit, Abwärtsbewegungen hingegen nur zu einem Drittel. Daher übertreffen Wandelanleihen - laut Berechnungen von La Financière de l’Echiquier - auf Sicht von zehn Jahren sogar die Renditen von Aktien. Und dies bei geringerer Volatilität.

Als weiteren Vorteil sieht der Franzose ihre Robustheit gegenüber Zinserhöhungen. "Seit 1994 war ihre Wertentwicklung in 90 Prozent der Fälle positiv, wenn die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen um 100 Basispunkte gestiegen sind", sagt er. Allerdings gelten laut Jourdan diese positiven Eigenschaften nicht für alle Wandelanleihen. "Eine Investition in Wandelanleihen ist alles andere als trivial, denn die Konvexität, die für die guten Eigenschaften sorgt, ist nicht konstant, sondern hängt vom Aktien-Delta ab", betont Jourdan. "Die Komfortzone für Wandelanleihen ist dort, wo das Delta für ein ausgewogenes Verhältnis von Anleihe- und Aktieneigenschaften sorgt." Das bedeutet laut dem Experten, dass das Portfolio dann ein Delta von etwa 0,5 aufweist. "In der Regel steuern wir unseren Fonds so, dass sich das Delta in einer Spanne von 0,3 bis 0,6 bewegt", sagt er.