Die Zinsen auf Tagesgeld verharren auf Tiefstständen. Schuld ist die anhaltende Geldschwemme durch die Europäische Zentralbank. Gerade in dieser anhaltenden Minizinsphase kommt es daher umso mehr darauf an, seine Geldreserven bei besonders leistungsstarken Anbietern unterzubringen. Andernfalls laufen Sparer Gefahr, Verluste zu erleiden, sofern man die - wenn auch mit 0,3 Prozent bescheidene - Teuerung und die Abgeltungsteuer mit ins Kalkül zieht.

Geld zu parken, lohnt sich aktuell insbesondere bei den deutschen Autobanken. Mehrere von ihnen fahren derzeit ganz vorn im Feld der Topanbieter von Tagesgeld mit. Auch in den vergangenen Monaten zählten sie häufig zur Spitzengruppe. Aktuell haben die Volkswagen Bank und die ebenfalls zum Konzern gehörende Audi Bank eines der besten Angebote von Tagesgeld am gesamten deutschen Markt. Die Offerten sind deckungsgleich und heißen beide "Plus Konto Topzins".

Bei einer Einlage von maximal 100 000 Euro auf dem Tagesgeldkonto zahlen beide Institute derzeit 1,25 Prozent Zinsen. Der relativ hohe Zins stehe im Mittelpunkt einer "Jubiläumsaktion anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Angebots der Volkswagen Bank direkt", so Sprecher Stefan Voges. Ob der Topzins gerade jetzt auch deshalb geboten wird, während die Konzernmutter ein klitzekleines Problem mit den Abgasnormen hat, war dem Sprecher nicht zu entlocken.

Der Zinssatz wird bei beiden Anbietern auf vier Monate garantiert, allerdings gibt es die Topkondition nur für Neukunden; nach Ablauf der Frist und für Einlagen über 100 000 Euro gibt es marktdurchschnittliche 0,3 Prozent. Positiv für den Sparer ist noch, dass die Zinsen monatlich gutgeschrieben werden, sodass er vom Zinseszinseffekt profitiert - mag dieser derzeit auch nur gering ausfallen. Einlagen sind nicht nur gesetzlich mit 100 000 Euro abgesichert, sondern zusätzlich über den freiwilligen Sicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken.

Weit vorn hat sich auch die Renault Bank direkt positioniert. Sie verzinst Tagesgeld für Neukunden derzeit mit 1,1 Prozent, die Zinsgarantie beläuft sich auf drei Monate, der Zins wird ebenfalls monatlich gutgeschrieben. Und es können Beträge bis zu einer Million Euro angelegt werden. Bestandskunden dürfen sich immerhin über einen Zinssatz von einem Prozent freuen. Einlagen sind per EU-Recht allerdings nur bis zu 100 000 Euro pro Person über die französische Einlagensicherung geschützt. Der Anbieter ist die Onlinefiliale der Renault Bank, die wiederum ein Geschäftsbereich der RCI Banque S.A. Niederlassung Deutschland ist. Diese gehört zum französischen Autokonzern Renault.

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Neuling mit Topkondition



Nur knapp dahinter rangiert mit einem Zins von aktuell einem Prozent auf Tagesgeld die Opel Bank. Sie hat erst Anfang September 2015 - damals mit einem Satz von 1,05 Prozent - ihr Debüt auf dem Tagesgeldmarkt gegeben; auch Festgeld hat sie seither im Programm. Der Kundenzuspruch fiel offenbar so gut aus, dass ihr Angebot bei wichtigen Zinsvergleichsportalen derzeit gar nicht beworben wird. Vor dem 1. September war die Bank nur ein klassischer Absatzfinanzierer für die Autos des Konzerns. Eine Zinsgarantie, dass der hohe Satz für einen bestimmten Zeitrahmen auf jeden Fall gezahlt wird, gibt sie nicht. Es greift hier die deutsche gesetzliche Einlagensicherung, die Summen bis 100 000 Euro absichert, den hohen Zins erhält man für Beträge bis zu einer Million Euro.

Wieder einen zehntel Prozentpunkt weniger auf Tagesgeld zahlt derzeit die französische PSA Direktbank (Peugeot, Citroën): 0,9 Prozent. Allenfalls marktdurchschnittlich sind dagegen aktuell die Tagesgeldsätze bei der Mercedes-Benz Bank und der BMW Bank.

Doch warum engagieren sich die herstellergebundenen Autobanken überhaupt im Einlagengeschäft? Es hat für sie gleich mehrere wichtige Funktionen. Zunächst ist es "ein sehr gutes, zusätzliches Standbein in der Refinanzierung des Kerngeschäfts", so Marius Rechenbach vom Arbeitskreis Autobanken. Die Institute sind dadurch weniger abhängig, etwa vom Markt der Kreditverbriefungen. "Im Geschäftsjahr 2014 trug das Einlagengeschäft einen Anteil von 19,1 Prozent zur Refinanzierung der Volkswagen-Finanzdienstleistungen bei", erläutert Volkswagen-Bank-Sprecher Voges.

Kernaufgabe der Autobanken ist es natürlich, mithilfe von Leasing- und Kreditangeboten für Autokäufer möglichst viele Fahrzeuge des jeweiligen Herstellers auf die Straßen zu bringen. Über ein attraktives Einlagengeschäft möchte man die Stammkunden binden, aber auch neue Autokäufer gewinnen.