Nach dem drastischen Stellen- und Filialabbau bei der Ersatzkasse Barmer GEK wird die Abmagerungskur unter den gesetzlichen Krankenversicherern weitergehen. "Die Konsolidierung läuft seit Jahren", sagte Gesundheitsökonom und Kassenexperte Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld. Von den 1200 Kassen, die es Anfang der 90er-Jahre noch gab, seien derzeit gerade noch 130 übrig. "Das wird noch eine Weile weitergehen, ein Ende ist nicht absehbar. Es ist nicht klar, ob wir am Ende 80 oder nur 40 Kassen haben werden."

Die Versicherten müssten sich bei diesem Prozess keine Sorgen um Leistungskürzungen machen, sagt Greiner. "Die meisten Leistungen sind gesetzlich festgelegt, die Kassen haben wenig Gestaltungsspielraum. derzeit an, die zwischen 30 und 120 Euro liegt (siehe Tabelle). Von Prämienausschüttungen ist die Barmer GEK weit entfernt. Sie will durch den Umbau jährlich 300 Millionen Euro einsparen. Die frei werdenden Mittel sollen in verbesserte Leistungen fließen. Wenn eine Kasse vom Markt geht, haben alle Versicherten die Möglichkeit, ohne Gesundheitsprüfung zu einer anderen Kasse zu gehen. Bei Fusionen geht das ja ohnehin automatisch." Insgesamt könnte der Prozess die Effizienz der Kassen verbessern, wovon am Ende die Versicherten profitieren.

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Versäumte Restrukturierung

Barmer GEK, bis vor Kurzem noch größte deutsche Krankenkasse, hatte Anfang der Woche den Abbau von 3500 Vollzeitjobs in den nächsten vier Jahren angekündigt - ein Fünftel der Gesamtbelegschaft. Gleichzeitig soll die Zahl der Filialen auf 400 halbiert werden. Als Grund nannte der 2011 angetretene Barmer- Chef Christoph Straub, dass Kunden verstärkt Internet und Telefon nutzten. Die gesamte Branche stehe zudem unter dem Druck wachsender Gesundheitskosten.

Experten kritisierten beim Barmer- Radikalschnitt allerdings auch Managementfehler. So sei es versäumt worden, nach der Fusion von Barmer und GEK vor vier Jahren überflüssige Doppelstrukturen zu beseitigen. Auch andere große Kassen wie DAK oder KKH haben bereits Zehntausende Kunden verloren und sind schon seit Längerem dabei, ihren Personalstand deutlich herunterzufahren.

Als Vorreiter sieht sich in diesem Prozess die Techniker Krankenkasse (TK), die inzwischen Barmer GEK als Branchenführer abgelöst hat. Dort stieg die Zahl der Versicherten in den letzten Jahren deutlich an, mittelfristig soll auch wieder die Zahl der Beschäftigten steigen. Die TK zählt auch zu den Gesellschaften, die Prämien an die Versicherten zurückzahlen.

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Kassen mit Dividende

Der einheitliche Beitragssatz bei allen Kassen liegt derzeit bei 15,5 Prozent. Darüber hinaus können Kassen Zusatzbeiträge erheben. Meist schrecken sie davor aber zurück, da sie Kundenschwund befürchten. Kassen, die Überschüsse produzieren, können an die Versicherten Prämien ausschütten. Rund 20 Kassen bieten diese Dividende derzeit an, die zwischen 30 und 120 Euro liegt (siehe Tabelle). Von Prämienausschüttungen ist die Barmer GEK weit entfernt. Sie will durch den Umbau jährlich 300 Millionen Euro einsparen. Die frei werdenden Mittel sollen in verbesserte Leistungen fließen.