Wer nicht den Geldautomaten seiner Hausbank benutzt, um an Bares zu kommen, muss jetzt mancherorts spürbar tiefer in die Tasche greifen. Mehrere Banken haben die Gebühren deutlich erhöht, die sie Kunden anderer Kreditinstitute berechnen, wenn die mit der EC-Karte Geld an ihren Automaten abheben.

Bislang hatten die deutschen Privatbanken einheitlich nur maximal 1,95 Euro von Kunden anderer Institutsgruppen wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken verlangt. Nun wird es teurer: Die National-Bank in Essen war die Erste, aber auch die Deutsche Bank, die Postbank und die Commerzbank kassieren. Die National-Bank knöpft Fremdkunden bereits seit 1. Juli 4,50 Euro ab. Zum 1. September folgten die Deutsche Bank und die Postbank, die seither 3,95 Euro verlangen. Die Commerzbank ändert die Gebühr Anfang Oktober und wird 3,90 Euro nehmen. "Wir können die Bargeldversorgung für Fremdkunden im aktuellen Umfeld nicht weiter deutlich unter Marktpreis anbieten", so ein Sprecher der Bank. Die HypoVereinsbank dagegen hat die Vereinbarung nicht gekündigt und nimmt weiterhin 1,95 Euro. "Wir beobachten aber die weitere Marktentwicklung genau", erklärt ein Sprecher. Auch alle weiteren mehr als 200 Mitgliedsinstitute des Bundesverband deutscher Banken bleiben bei diesem Satz - vorerst.

Der Durchschnitt der Gebühren für Fremdabhebungen dürfte deutschlandweit schon vor der Erhöhung der Privatbanken bei knapp vier Euro gelegen haben, wie das Finanzportal biallo.de ermittelt hat. Zahlreiche Sparkassen, aber auch etliche Genossenschaftsbanken verlangen 4,50 bis fünf Euro von institutsfremden Kunden. Eine einheitliche Linie gibt es hier nicht, denn die regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken setzen ihre Gebühren individuell fest.

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Banken brauchen das Geld



Diese beiden Institutsgruppen betreiben das Gros der Geldautomaten in Deutschland (siehe Tabelle). Sie haben in den vergangenen Jahren Millionen Kunden speziell an Direktbanken, die in der Regel keine eigenen Geldautomaten haben, verloren. Nun soll die abtrünnige Kundschaft wenigstens beim Geldabheben spüren, dass früher nicht alles schlecht war. Das ist ein Grund für die durchaus saftigen Gebühren.

Ein weiterer: In Zeiten der anhaltend niedrigen Zinsen sind alle Kreditinstitute auf der Suche nach neuen Erlösquellen. Das spiegelt sich zum einen in neuen, kreativen und nicht kostenlosen Kontoführungsmodellen wider und andererseits bei den Geldautomaten. Viele Kunden sind es gewohnt, ohnehin nur an den Automaten der eigenen Bank oder Bankengruppe ihr Geld zu ziehen. Fremdgeher machen nach Angaben der Commerzbank nur etwa zwei Prozent aller Geldautomatenbenutzer aus.

Innerhalb der Automatenverbünde sind Abhebungen ohnehin kostenfrei oder - in seltenen Fällen vor allem bei einzelnen genossenschaftlichen Instituten - zumindest vergünstigt. Smartphone-Apps, die man sich aufs Handy laden kann, weisen einem unterwegs den Weg zum nächsten kostenlosen Automaten. Wer einmal an einen Fremdautomaten gerät, der erfährt dort zumindest vor dem Abhebevorgang, wie teuer das Ganze wird - und kann notfalls den Vorgang abbrechen, wenn die Gebühr zu hoch ist.

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Alternativen zu Automaten



Doch es gibt noch andere Wege, kostenlos an Bargeld zu kommen. Eine bequeme Alternative ist das sogenannte Cash-Back an der Supermarktkasse: Wer für mindestens 20 Euro einkauft, kann Bargeld in Höhe von bis zu 200 Euro mitnehmen. Cash-Back gibt es unter anderem bei Rewe, Netto, Penny, Toom, einigen Edeka-Märkten sowie regionalen Anbietern wie Famila, Sky, Plaza und etlichen Biosupermärkten. Den Weg zum Geldautomaten kann man sich dann sparen.

Daneben lässt sich an etlichen Tankstellen nicht nur Sprit, sondern auch Bares tanken. So etwa an rund 1300 Automaten an Shell-Tankstellen, die für Cashgroup-Kunden kostenlos sind. Auch Fremdkunden kommen hier vergleichsweise günstig an Geld: "Die Abhebung von Bargeld an den Shell-Tankstellen in Deutschland kostet für Fremdkunden weiterhin 1,95 Euro pro Vorgang", so ein Sprecher der Postbank.