Gesetzlich Versicherte müssen ab 2016 mit steigenden Beiträgen rechnen. Laut Medienberichten haben die rund 130 in Deutschland zugelassenen Krankenkassen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zusammen Verluste von mindestens einer halben Milliarde Euro gemacht.

Welche Folgen das Minus für die rund 70 Millionen gesetzlich Versicherten hat, wird sich aber erst im Herbst herausstellen, wenn der Schätzerkreis der gesetzlichen Krankenversicherung zusammentritt. Er legt fest, ob und in welcher Höhe der sogenannte durchschnittliche Beitrag im kommenden Jahr steigen wird. "Es ist wahrscheinlich, dass er sich um 0,2 Prozentpunkte auf dann 15,7 Prozent erhöht." Das schätzt Thomas Adolph, Inhaber des Portals Kassensuche.de. Er und andere Branchenkenner gehen davon aus, dass die Beiträge auch in den Jahren darauf steigen werden. 2019 soll der gesetzliche Krankenschutz nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums 16,4 Prozent des Bruttoeinkommens kosten.

Gründe für das Minus in den Kassen der meisten Krankenversicherungen gibt es viele. Neben dem medizinischen Fortschritt, durch den etwa Medikamente immer teurer werden, bekommen die Kassen seit Jahren weniger Geld vom Bund. Statt der vorgesehenen 14 Milliarden Euro erhält der Gesundheitsfonds, aus dem die Krankenkassen gespeist werden, dieses Jahr nur 11,5 Milliarden Euro. Die eingesparten 3,5 Milliarden Euro wurden dazu verwendet, einen ausgeglichenen Bundeshaushalt vorzulegen.

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Nicht alle werden teurer



Der Krankenkassenbeitrag setzt sich aus drei Teilen zusammen: dem Arbeitgeberanteil, der fest bei 7,3 Prozent des Bruttoeinkommens liegt; dem Anteil des Arbeitnehmers mit weiteren 7,3 Prozent; und einem prozentualen Zusatzbeitrag, den die Kassen seit Jahresbeginn in Eigenregie verlangen dürfen. Letzterer schwankt derzeit zwischen null und 1,3 Prozentpunkten.

Beschließt der Schätzerkreis höhere Beiträge, wird es die Arbeitnehmer treffen. Es wird aber nicht für alle Versicherten teurer. "Es wird Kassen geben, die so günstig wie möglich sein wollen und deshalb ihr Leistungsangebot zusammenstreichen", so Branchenkenner Adolph. Andere Kassen werden die Beiträge erhöhen und versuchen, den Leistungsstandard hoch zu halten.

Welcher Beitrag ab 2016 fällig wird, erfahren Versicherte im Dezember. Steigt der Beitrag, können sie mithilfe des Sonderkündigungsrechts mit zwei Monaten Kündigungsfrist wechseln. Aber auch ohne Anlass können gesetzlich Versicherte alle 18 Monate ihre Krankenkasse wechseln.