Schnell ab in den Supermarkt und den Feierabendeinkauf erledigen - wer bislang seinen Geldbeutel im Auto vergessen hatte, musste schnell zurücklaufen, um ihn zu holen. Künftig reicht es aus, wenn man fürs Bezahlen sein Handy dabei hat. Denn immer mehr Banken und Sparkassen offerieren das mobile Bezahlen per Smartphone. Spätestens im kommenden Jahr dürfte diese Art des Bezahlens in Deutschland den Durchbruch erleben.

Vorreiter ist die Deutsche Bank: Seit April bietet sie als erstes Kreditinstitut in Deutschland mobiles Bezahlen über ihre App an. Ende September ging mit der Postbank ein zweites Großinstitut an den Start. Auch bei zehn Sparkassen wird es seit Anfang Oktober erprobt, der flächendeckende Start in diesem Segment soll ab Mitte 2018 erfolgen, bei den Volks- und Raiffeisenbanken bereits im zweiten Quartal 2018. Interessant: Die bekanntesten deutschen Direktbanken zählen nicht zum Kreis der Pioniere, wie eine Umfrage von BÖRSE ONLINE zeigt.

Technisch beruht das mobile Bezahlen mit dem Handy auf der sogenannten Nahfeldkommunikation (NFC - Near Field Communication). So mancher kennt das bereits von Zahlungen mit der Kreditkarte, die oft nicht mehr ins Kassengerät eingesteckt, sondern nur noch darübergehalten werden muss - bei kleineren Beträgen ohne PIN-Eingabe. Ende 2017 sollte in Deutschland die überwiegende Mehrheit der Kassenterminals in der Lage sein, solche kontaktlosen Zahlungen abzuwickeln, schätzt das Forschungsinstitut EHI. Alle Kontaktlos-Kassenterminals stehen auch für das Kontaktlos-Bezahlen mit dem Smartphone bereit, da hier ebenfalls die NFC-Technik zum Einsatz kommt. NFC hat sich zum weltweiten Standard für kontaktloses Bezahlen entwickelt, auch im Ausland sind Handy-Zahlungen somit möglich.

Die bisherigen Angebote der hiesigen Banken für Mobile Payment funktionieren ähnlich, die Unterschiede liegen im Detail. Man muss sich die bankeigene App herunterladen und kann dort seine Zahlungskarte digitalisieren; bei der Deutschen Bank und der Postbank wird die Karte automatisch angezeigt. Bei der Deutschen Bank geht es mit der Mastercard, bei der Postbank kommt die Visacard virtuell zum Einsatz. Bei Genossenschaftsbanken setzt man auf Mobilzahlungen über die Girocard (die frühere EC-Karte). Bei der Sparkassen-Finanzgruppe wird nach Abschluss der Pilotphase ab Mitte 2018 das Bezahlen mit Girocard und Mastercard möglich sein.

Jede Smartphone-Zahlung wird wie eine herkömmliche Kartenzahlung vom Konto des Kunden abgebucht. "Mit der stetig wachsenden Bedeutung des Smartphones im Alltag der Menschen wird auch die Nachfrage nach Mobile-Payment-Verfahren zunehmen", sagt Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands.

Bei allen Angeboten gilt: Ausschließlich Nutzer von Smartphones mit dem Betriebssystem Android, wie es etwa in Samsung-Geräten steckt, können sie nutzen - und auch nur ab Android-Version 4.4. iPhone-Nutzer schauen noch in die Röhre. Denn iPhone-Hersteller Apple erlaubt es nicht, die NFC-Schnittstelle für andere mobile Bezahldienste außerhalb des eigenen Dienstes Apple Pay anzusprechen. Und Apple Pay ist für Kunden mit deutschem Girokonto noch nicht verfügbar. Trostpflaster: iPhone-Besitzer können in ausgewählten Regionen das Bluecode-Verfahren ausprobieren.

Umweg für iPhone-Nutzer



So modisch ein iPhone auch sein mag - beim mobilen Bezahlen ist man damit hinten dran. Umgehen lässt sich das mit dem sogenannten Bluecode-Verfahren. In Deutschland startete es kürzlich beim Münchner Oktoberfest offiziell, ist aber von einem flächendeckenden Einsatz noch weit entfernt. In der Praxis funktioniert das so: Sie installieren die Bluecode-App (für iOS oder Android erhältlich) und koppeln sie mit Ihrem Girokonto. Dann können Sie per PIN bei jedem Einkauf einen einmalig nutzbaren Strichcode generieren lassen. An der Kasse zeigen Sie Ihr Handy vor, lassen den Strichcode scannen, fertig. Bluecode bietet ein hohes Maß an Anonymität, da an der Kasse keine Kartendaten ausgetauscht werden, sondern nur der Code. Einige deutsche Sparkassen unterstützen Bluecode aktiv.