Die Reform der Grundsteuer betrifft rund 36 Millionen Grundstücke in Deutschland. Viele Eigentümer empfinden das Ergebnis als ungerecht. Laut einer neuen Umfrage zahlen zwei Drittel mehr. In welchen Bundesländern die Abgabenlast am stärksten gestiegen ist
Die Untersuchung:
Eine großangelegte Umfrage von WISO Steuer, Marktführer für Steuersoftware in Deutschland, hat mehr als 46000 konkrete Fälle analysiert. Demnach zahlen zwei Drittel der Grundsteuerpflichtigen mehr, mit teils drastischen Steigerungen – je nach Bundesland, Grundstücksart und Bewertungsmodell. 47,8 Prozent der Umfrage-Teilnehmern empfinden die Grundsteuer-Reform als ungerecht, 24,0 Prozent zeigen sich einverstanden, 28,2 Prozent äußern sich nicht oder haben keine Meinung.
Die Umfrage-Details:
66,5 Prozent der Befragten zahlen mehr Grundsteuer als zuvor. 26,7 Prozent zahlen weniger, für 6,8 Prozent der Befragten bleibt die Belastung etwa gleich. Grundlage der Auswertung sind 46.801 qualifizierte Fälle. Die Verteilung der Umfrageteilnehmer entspricht weitgehend der deutschen Bevölkerungsstruktur. Für alle Bundesländer liegen belastbare Daten vor.
In allen 16 Bundesländern zeigt sich eine durchschnittliche Mehrbelastung. Am stärksten trifft es Berlin (+116,8 Prozent), Baden-Württemberg (+107,4 Prozent) und Brandenburg (+104,1 Prozent). Die geringste Belastung weisen Schleswig-Holstein (+54,7 Prozent) und das Saarland (+56,5 Prozent) auf – aber auch dort steigen die Abgaben im Durchschnitt deutlich.
Gewinner sind Eigentümer von Eigentumswohnungen in Baden-Württemberg. Hier zeigt sich eine durchschnittliche Entlastung von 10,6 Prozent – eine Ausnahme im gesamtdeutschen Vergleich. Eigentumswohnungen verzeichnen durchweg die geringste Mehrbelastung. Einfamilienhäuser dagegen sind bundesweit überdurchschnittlich belastet.

Gewinner und Verlierer:
Größte Verlierer sind Eigentümer unbebauter Grundstücke in Hamburg. Laut Umfrage zahlen sie künftig im Schnitt 1.500 Prozent ihrer bisherigen Grundsteuer. Die Fallzahl in dieser Konstellation ist zwar gering – dennoch verdeutlicht sie die extreme Spreizung der Reform. Auch die Eigentümer von unbebauten Flächen in Mecklenburg-Vorpommern zahlen zukünftig 1.441 Prozent mehr, ebenso wie Eigentümer von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen in Berlin mit 1.368 Prozent.
Nahezu in allen Bundesländern, bis auf Bremen und Niedersachsen, zählen Eigentümer von Einfamilienhäusern zu den Verlierern – prozentual gesehen steigt die Grundsteuer hier stärker an als bei Mehrfamilienhäusern im gleichen Bundesland. Unbebaute Grundstücke erfahren die stärkste Mehrbelastung. Spürbar teurer wird es auch bei land- und forstwirtschaftlich genutzten Grundstücken sowie sonstigen Grundstücken, wie zum Beispiel Garagenhöfen.
Große Besteuerungs-Unterschiede zwischen den Bundesländern:
Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Bewertungsmodelle. Besonders hohe Steigerungen zeigen sich in Ländern mit wert- und lagebasierten Systemen, zum Beispiel dem Bundesmodell (u. a. in Berlin, Brandenburg, NRW) oder dem Wohnlagenmodell (z. B. Hamburg). Diese berücksichtigen Bodenrichtwerte, Gebäudewert und Mikrolage – vor allem in Städten mit hoher Nachfrage steigen dadurch die Steuerlasten deutlich.
So ergibt sich in Hamburg für unbebaute Grundstücke ein durchschnittlicher Anstieg der Grundsteuer um das 15-fache. In Berlin liegt die durchschnittliche Mehrbelastung für Einfamilienhäuser bei +135,8 Prozent.
Im Gegensatz dazu bleibt die Mehrbelastung im wertunabhängigen Flächenmodell (wie in Bayern) deutlich geringer – dort liegt der durchschnittliche Anstieg bei Einfamilienhäusern bei +69,4 Prozent, bei Eigentumswohnungen sogar bei nur +1,5 Prozent.
Das Experten-Fazit:
"Die Grundsteuerreform ist faktisch keine bloße Neuordnung, sondern eine massive Umverteilung. Die Kombination aus Modellwahl und Lagewert führt in Städten mit hoher Grundstücksnachfrage somit systematisch zu höheren Belastungen – ländlichere Regionen sind oft weniger betroffen. Wer in attraktiven Lagen wohnt, zahlt künftig also deutlich mehr. Gerade klassische Wohnformen wie Einfamilienhäuser und Baugrundstücke trifft es überproportional“, bilanziert Peter Schmitz, CEO von WISO Steuer das Umfrage-Ergebnis.
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