"Es macht sich Erleichterung breit", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammerverbandes (DIHK), Volker Treier. "Der schwache Euro kurbelt vor allem das US-Geschäft an, während sich China ebenso wie die Ölförderländer gefangen haben." Auch die Nachfrage aus der Euro-Zone legte zu. Verglichen mit dem Vormonat wuchsen die Exporte deshalb mit 3,9 Prozent so kräftig wie seit viereinhalb Jahren nicht mehr und achtmal so stark wie erwartet.

Allerdings sehen Experten den Aufschwung im neuen Jahr längst nicht in trockenen Tüchern. "Der zunehmende Protektionismus, der sich vor allem in den Schwellenländern breit macht, legt sich wie Mehltau auf den Welthandel", sagte Treier. "Dazu kommt jetzt noch Donald Trump." Der künftige US-Präsident hat schon vor seinem Amtsantritt am 20. Januar Attacken gegen wichtige Handelspartner wie China geritten. Der Volksrepublik warf er vor, ihre Währung zu manipulieren und sich so Vorteile im Welthandel zu verschaffen. Experten befürchten im schlimmsten Fall einen Handelskrieg mit höheren Zöllen, was die Exportnation Deutschland besonders stark treffen würde.

Dabei war schon 2016 trotz des versöhnlichen Jahresausklangs alles andere als ein gutes Jahr für die erfolgsverwöhnte Branche. Von Januar bis November kletterten die Exporte nur um 0,8 Prozent auf gut 1110 Milliarden Euro, weil beispielsweise die Nachfrage aus Großbritannien nach dem Brexit-Votum merklich zurückging. Der Außenhandelsverband BGA hatte erst kürzlich wegen der schwachen Weltkonjunktur seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr von zwei Prozent gekappt und erwartet bestenfalls nur noch ein Mini-Plus.

"ES GIBT EINEN GLOBALEN AUFSCHWUNG"

Allerdings gibt es inzwischen Hinweise auf einen anziehenden Welthandel. "Alle Weltregionen senden Signale, die deutliches Wachstum in Aussicht stellen", sagte Manfred Hübner, Geschäftsführer der Investmentberatung Sentix, die monatlich etwa 1000 Börsianer nach ihren Konjunkturerwartungen fragt. Das dabei ermittelte Stimmungsbarometer für die Euro-Zone kletterte im Januar um 8,2 auf 18,2 Punkte. "Für 2017 gilt es, sich für einen konjunkturellen Durchstart anzuschnallen", sagte Hübner.

Das halten auch Ökonomen für möglich. "Es gibt einen globalen Aufschwung", sagte Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. "Der ist nicht nur auf einzelne Länder beschränkt, sondern breit angelegt. In den USA sieht es beispielsweise ganz gut aus, auch China und die Euro-Zone haben sich gefangen." Dazu kommt, dass der Euro in den vergangenen Wochen noch weiter abgewertet hat, was deutsche Waren in anderen Währungsräumen billiger macht. "Der schwache Euro hilft den deutschen Exporteuren im Auslandsgeschäft", ist sich Helaba-Vokswirt Stefan Mütze sicher.

Dass Europas größte Volkswirtschaft mit Rückenwind ins Jahr 2017 gestartet ist, signalisieren auch die Importdaten. Sie legten im November um 3,5 Prozent zum Vormonat zu und damit so deutlich wie seit Juni 2014 nicht mehr. Das deutet auf eine robuste Binnennachfrage hin. Die deutschen Firmen fuhren zudem ihre Produktion im November den zweiten Monat in Folge nach oben. Industrie, Baubranche und Energieversorger stellten zusammen 0,4 Prozent mehr her als im Vormonat. "In der Industrie und im Baugewerbe hat sich die Produktion nach einem schwachen Sommerhalbjahr spürbar belebt", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium.

2016 dürfte das Bruttoinlandsprodukt nach Prognose von Ökonomen um 1,8 Prozent gewachsen sein. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht an diesem Donnerstag seine erste Schätzung. Im laufenden Jahr dürfte das Wachstum auf etwa 1,4 Prozent nachlassen - vor allem deshalb, weil es drei Arbeitstage weniger hat als 2016.

rtr