Nachdem sie bereits im Europäischen Parlament präsent ist, dürfte die AfD sich damit als Protestpartei in Deutschland etablieren. Der Einzug in andere Landtage gilt aber keineswegs als sicher. Die Auswirkungen der Sachsen-Wahl auf die Bundespolitik dürften begrenzt sein. Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte verweist darauf, dass Wahlen im Osten wegen ihrer Besonderheiten wenig bundespolitische Aussagekraft haben - was schon die erneut gesunkene Wahlbeteiligung von unter 50 Prozent zeigt.

Auf Seite 2: CDU BEHAUPTET SICH - UND HAT DIE SCHWIERIGE WAHL

CDU BEHAUPTET SICH - UND HAT DIE SCHWIERIGE WAHL

Für die CDU war die Sachsen-Wahl eigentlich schon vorher als Erfolg abgehakt worden - auch mit Blick auf die beiden folgenden Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg in zwei Wochen, wo die Union wesentlich stärker zu kämpfen hat. Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat es zwar nicht ganz geschafft, die CDU über 40 Prozent zu halten, aber der Abstand zur Opposition ist sehr groß geblieben. Und Tillich wird auf jeden Fall Regierungschef bleiben, auch wenn er sich nach dem Scheitern der FDP einen neuen Koalitionspartner suchen muss.

Für die CDU-Vorsitzende Angela Merkel bleibt Sachsen also eine sichere Bank in ihrem Machtkonzept. Ein wirklicher Auftrieb für die Union in den Ländern geht von dort allerdings nicht aus. Denn wie untypisch Sachsen ist, zeigt schon die Tatsache, dass Dresden eine der wenigen Großstädte ist, in der die CDU mit Helma Orosz noch das Oberbürgermeister-Amt besetzt - trotz einer linken Mehrheit im Stadtrat.

Auf Seite 3: KEINE NEUE FARBENLEHRE BEI DER KOALITIONSBILDUNG

KEINE NEUE FARBENLEHRE BEI DER KOALITIONSBILDUNG

Das von Dresden ausgehende Beben wird auch deshalb begrenzt sein, weil die beiden Koalitionsoptionen für Tillich das Farbspektrum der Bundes nicht verändern werden. Am späten Abend schloss der CDU-Politiker die einzig neue mögliche Entwicklung aus, nämlich eine CDU-AfD-Kooperation. Zuvor hatte CDU-Generalsekretär Peter Tauber Tillichs Versuch, sich die Option AfD zumindest aus taktischen Gründen offen zu halten, kurzerhand von Berlin aus abgeschossen. Nach Taubers Äußerung, die AfD sei so rückwärtsgewandt, dass ein Bündnis mit der Partei nicht infrage komme, lenkte auch Tillich ein.

Erste Option für die CDU ist nun, eine schwarz-grüne Koalition zu bilden, die es in Hessen auf Landesebene bereits gibt. In der Bundes-CDU und in Hessen hatte man schon vor der Wahl keinen Hehl daraus gemacht, dass dies die bevorzugte Variante wäre. Denn dies würde die Grünen von ihrem traditionellen Partner SPD ein Stück weiter entfernen und der CDU nach dem derzeitigen Niedergang der FDP eine Option jenseits der großen Koalition sichern helfen. Ob allerdings drei Sitze Mehrheit einer schwarz-grünen Koalition im neuen sächsischen Landtag eine stabile Regierung garantieren, gilt als unsicher. Denn bei den Grünen gibt es auch einen Flügel, der eher zu links-links-grünen Bündnissen neigt.

Immerhin hat Tillich die Möglichkeit, zwei Bündnisse zu sondieren: Denn die zweite Option ist eine große Koalition mit der SPD. "Bittersüß" nannte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi das Wahlergebnis für die sächsischen Sozialdemokraten, die bei lediglich rund 12,4 Prozent landeten. Der "süße" Teil daran ist die Aussicht, dass den Sozialdemokraten dennoch eine Regierungsbeteiligung in Sachsen winkt.

Kommt es am Ende zu einer großen Koalition, wäre die SPD deshalb der heimliche Sieger der sächsischen Landtagswahl. Der Aufstieg des jungen SPD-Spitzenkandidaten Martin Dulig dürfte sich also erst einmal fortsetzen. Für Tillich würde diese Regierung zwar eine sichere Mehrheit im Landtag bedeuten und für die große Koalition in Berlin ein weiteres Stück Stabilität. Aber die SPD hat schon als Juniorpartner auf Bundesebene gezeigt, wie viele Zugeständnisse sie einer viel stärkeren Union abringen kann, wenn diese keine anderen Koalitions-Alternativen hat. Viel wird also vom Auftreten der Grünen bei den Sondierungen abhängen.

Auf Seite 4: DIE FDP SCHAUTE OHNEHIN ERST AUF 2015

DIE FDP SCHAUTE OHNEHIN ERST AUF 2015

Für die FDP ist der Verlust der letzten Regierungsbeteiligung in einem Bundesland zwar ein Einschnitt. Aber er setzt letztlich nur den derzeitigen Niedergang der Liberalen fort. Parteichef Christian Lindner hatte schon vor Monaten betont, dass es in der FDP-Krise realistischerweise erst bei der Hamburg-Wahl 2015 Anzeichen für einen Aufwärtstrend geben könne. Deshalb wird der Misserfolg in Sachsen intern zwar bedauert, stört aber nicht die Wiederbelebungsversuche der Parteiführung.

Reuters