Ökonomen hatten mit einer Stagnation des wichtigsten deutschen Frühindikators gerechnet. "Der Aufschwung gewinnt an Kraft", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Firmenchefs bewerteten ihre Geschäftslage bereits den siebten Monat in Folge besser, auch die Aussichten für das kommenden halbe Jahr schätzen sie optimistischer ein.



Besonders in der exportabhängigen Industrie verbesserte sich die Stimmung. "Ein Grund für die sehr gute Entwicklung war eine erneut anziehende Nachfrage", sagte Fuest. In Schwellenländern wie China und Russland läuft es wieder besser, aber auch in der Euro-Zone. "In der Industrie steht der Aufschwung auf einer breiten Basis", betonte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Da läuft es durch die Bank gut - von der Autobranche über den Maschinenbau bis zur Chemie und anderen." Zuletzt hatten bereits Konzerne wie BMW, Daimler und BASF von sprudelnden Gewinnen berichtet und Wachstum angekündigt.

Allerdings bleiben viele Risiken - von der Wahl in Frankreich mit der starken Rechten Marine Le Pen über die Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien bis hin zu protektionistischen Maßnahmen des wichtigsten deutschen Exportkunden USA unter Präsident Donald Trump. "Die politischen Unsicherheiten kommen bei der deutschen Wirtschaft nicht an", sagte Ifo-Experte Wohlrabe. Das schätzt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ebenso ein. "Bisher ist ja noch nichts passiert", sagte der Ökonom. "Der Warenverkehr mit Großbritannien läuft ungehindert, Trump hat nur das ohnehin sturmreif geschossene Freihandelsabkommen TTIP beerdigt, und die Umfragen signalisieren eine Niederlage Le Pens." Bis auf weiteres konzentrierten sich die deutschen Unternehmen daher auf das aktuelle Geschäft. "Und das läuft gut", sagte Krämer.

Im Einzelhandel zog die Stimmung ebenfalls an, obwohl die zuletzt gestiegene Inflation an der Kaufkraft der Verbraucher nagt. In der Baubranche zeigte das Barometer angesichts gut gefüllter Auftragsbücher nach oben, wobei die Firmen ihre Lage so gut einschätzten wie noch nie seit 1991. Im Großhandel trübte sich das Klima dagegen etwas ein, bleibt aber auf vergleichsweise hohem Niveau.

Mehre Institute hatten ihre Wachstumsprognosen zuletzt angehoben. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) etwa setzte sie für 2017 auf 1,4 von 1,2 Prozent herauf. Das wäre zwar weniger als im vergangenen Jahr mit 1,9 Prozent, doch gibt es diesmal weniger Arbeitstage, was einen Teil des Rückgangs erklärt.

rtr