Schwellenländer - Licht und Schatten

Beim Weltwirtschaftskollaps 2009 hat die deutsche Industrie am eigenen Leib gespürt, was eine Globalisierungsfalle ist. Sollten die Schwellenländer erneut wirtschaftliche Luftnot bekommen, würden auch deutsche Exportunternehmen unter argem Sauerstoffmangel leiden. Solange aber die erste, für die Weltkonjunktur relevante Reihe der Schwellenländer über Leistungsbilanz- und Devisenüberschüsse verfügt, wird 2014 mit dem Asien-Krisenjahr 1997 wenig zu tun haben. Allerdings hören wir schon in der laufenden Berichtsaison, dass die Schwachwährungen der Emerging Markets den dort erzielten Gewinnen die i-Tüpfelchen wegradieren könnten.

Auf Seite 2: Euroland - Politisch kann nicht sein, was politisch nicht sein darf

Euroland - Politisch kann nicht sein, was politisch nicht sein darf

Das eurozonale Polit-Jahr 2014 scheint schwieriger als 2013 zu werden. Italien ist mal wieder mit sich selbst - mit einer Regierungskrise - beschäftigt. Es bleibt abzuwarten, ob der vermeintlich neue Premier Renzi mehr Interesse an Wirtschaftsreformen zeigt als Löwen an Müsliriegeln. Und Griechenland wird um ein erneutes Kredithilfspaket so wenig herum kommen wie Schafe um die Schur. Ein Schuldenschnitt wäre zwar der ehrlichere Weg. Dann aber würde der deutsche Steuerzahler geschröpft und das offiziell rosarot gemalte Bild der Eurozone bekäme hässliche dunkle Flecken. Wer will das vor den Europawahlen im Mai riskieren, bei denen laut Umfragen schon jetzt jeder dritte EU-Bürger Euro-kritisch wählen könnte? Das alles macht Euro-Politik zu einer Herkules-Aufgabe. Unsere krisengestählten Euro-Politiker werden aber mit allen möglichen und unmöglichen Kunstgriffen eine Euro-Krise 2.0 verhindern. Wie wir schon bei der stillschweigenden Aufgabe der Maastricht-Stabilitätskriterien erleben durften, lässt man bei der politischen Rettung der Eurozone auch schon mal - oder auch öfter - gerne Fünfe gerade sein.

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Geldpolitik - Janet und Mario machen keinen Stress

Bei der operativen Euro-Rettung verlässt sich die EZB auf ihren starken Motor. Dieser zieht die Euro-Staatsanleihenmärkte und ab Herbst und Winter, wenn die EZB die Oberaufsicht über die Euro-Banken hat, auch diese mit griffigen Winterreifen aus jedem Krisensumpf. Und auch der Bankenstresstests wird keinen Stress bereiten. Den jetzt zuzulassen, wäre finanzmarkttaktisch dumm.

Überhaupt, hat irgendjemand Angst vor einem Verbot unbegrenzter Aufkäufe von Staatspapieren? Die Bundesverfassungsrichter haben zwar sehr klar gemacht, dass sie mit dem Aufkaufprogramm der EZB allergrößte Bauchschmerzen haben. Es mit einem abweisenden Urteil verbieten und damit dann die Verantwortung für das Aufwecken schlafender Euro-Krisen-Hunde zu übernehmen, wollten sie aber nicht. Das soll doch lieber der Europäische Gerichtshof (EuGH) entscheiden. Deren Richter wissen um die immens große finanzpsychologische Bedeutung ihrer Entscheidung: Mit ihrem wahrscheinlichen Votum pro Aufkaufprogramm verleihen sie der EZB genau das Drohpotenzial, das es ihr erlaubt, erst gar nicht aufkaufen zu müssen. Liebe Anti-Euro-Spekulanten, am Gurt von EZB-Chef Mario Draghi hängt ein richtiger Revolver, keine Wasserpistole!

Und was ist mit der angeblichen Wende der Notenbank in den USA? Nun, Janet Yellen hat in ihrer Antrittsrede deutlich gemacht, dass sie an keine wirkliche geldpolitische Umkehr denkt. Da gurrte sie wieder, die charmante, weise und weißhaarige geldpolitische Taube "La Paloma Βlanca". Oder anders ausgedrückt: Was den einen ihre Mutti, ist den anderen ihre Mum.

Insgesamt müssen wir uns vor dem Systemrisiko "Geldpolitik" ebenso wenig fürchten wie vor Wattebällchen.

Auf Seite4: Keine fundamentalen Systemrisiken, aber an der Anlegerpsyche muss noch gearbeitet werden

Keine fundamentalen Systemrisiken, aber an der Anlegerpsyche muss noch gearbeitet werden

Die drei theoretischen Systemrisiken verlieren bei fundamentaler Betrachtung an praktischer Gefahr. Dieser Erkenntnisprozess muss aber noch die Psyche der Anleger erreichen, was Zeit brauchen wird. So werden im 1. Halbjahr hohe Schwankungen charakteristisch für den deutschen Aktienmarkt sein. Sogar eine Verdopplung des aktuell geringen Volatilitätsniveau von knapp 20 ist möglich. Aber im 2. Halbjahr wird die fundamentale Botschaft neben den Gehirnen auch die Seelen der Anleger erreicht haben und sich der Wellenschlag wieder glätten. Dann wird sich die Aktienstimmung wieder deutlich aufhellen und den DAX bis Jahresende über 10.000 Punkte hieven.

Und daher interessieren mich die aktuell wieder gern propagierten Aktiencrash-Szenarien für 2014 so brennend wie ein Vortrag über den Einfluss der Salzsteuer auf das mittelalterliche Tibet.