von Axel Retz

Manchmal ist es einfach nur noch zum Schmunzeln. Und das sollte man auch ausgiebig tun, denn Bierernst hat auch an der Börse nichts verloren. Wie mir gestern bekannt wurde, hat die Deutsche Börse AG beim Deutschen Patent- und Markenamt Einspruch gegen die auf meinen Namen registrierte Marke "Daximal-System®" eingelegt. Dieses Recht steht ihr zu. Nun sind erst wieder meine Anwälte und dann die Beamten am Drücker. Angesichts der unzähligen "DAX Dailys" und wie sie alle heißen, die den Namen DAX® direkt in ihren Produktnamen übernommen haben, ist "Daximal-System®" erkennbar ein sgn. Kunstwort ohne Verwechslungsgefahr. Aber warten wir ab. Juristen ticken anders. Aber nicht nur sie.

Denn abgewartet, aber offenbar viel zu lange, haben auch all die Volkswirte, die laut einer Meldung von dpa-AFX am Montagnachmittag vom Einbruch bei den Neubauverkäufen in den USA überrascht wurden. Während besagte Experten für Dezember von einem Rückgang um lediglich 1,9 Prozent ausgegangen waren, brachen die Verkäufe neuer Eigenheime tatsächlich um 7,0 Prozent ein.

Quelle: www.markt-daten.de

Viel schlimmer als dieser krasse Rückgang ist jedoch, wie schwach die gesamte Erholung der Neubauverkäufe seit ihrem Tiefpunkt 2011 ausgefallen ist. Um es auf den Punkt zu bringen: Am US-Immobilienmarkt ist der ganze faule Kreditzauber zuerst aufgeflogen, und die exzessiv lockere Geldpolitik der Federal Reserve hat die Neubauverkäufe bis jetzt gerade einmal in die Nähe früherer Rezessionstiefs verbessern können. Da können die Analysten soviel von Aufschwung palavern wie sie wollen - das ist kein Aufschwung, sondern bestenfalls die beispiellos teure Verhinderung eines völligen Absaufens des Häusermarktes.

Quelle: www.markt-daten.de

Dass die Volkswirte dennoch am Montag so unschön überrascht wurden, haben sie sich selbst zuzuschreiben. Schon vor einigen Wochen hatte ich hier den Chart der Hypothekenanträge abgebildet, der auf ein 13-Jahrestief gefallen war. Da der Antrag auf eine Hypothek nun einmal vor dem Kauf eines Hauses steht, war der Rückgang bei den Hauskäufen nun wirklich selbst für Laien vorhersehbar. Und das waren auch die gestern veröffentlichten US-Daten zu den Auftragseingängen für langlebige Güter, die im Dezember (natürlich ebenfalls "überraschend") um 4,3 Prozent fielen statt wie von den Volkswirten erwartet um 1,8 Prozent zuzulegen. Nichts gegen die Damen und Herren, die tagtäglich den Aufschwung predigen. Denn wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Raus aus dem Wald

In griechischer Mythologie kannten sich Hänsel und Gretel nicht aus, ansonsten hätten sie bei ihrem abenteuerlichen Waldspaziergang auf den bewährten Trick des Theseus zurückgreifen und einen "Ariadnefaden" verwenden können. Zumindest am Freitag drängte sich der Eindruck auf, dass sich die Masse der Anleger in einer ähnlich misslichen Lage wie das Geschwisterpaar befand und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sah. Dem gilt es abzuhelfen.

Denn an den Fakten hatte sich ja nichts geändert. Schwächere Wirtschaftsdaten aus China kommen immer wieder mal herein, wobei die Zuverlässigkeit der Zahlen aus dem Reich der Mitte ja noch hinter der der US-Daten rangiert. Als Grund des plötzlichen Stimmungswandels machten "Experten" dann die Schwäche der Währungen einiger "Schwellenländer", vor allem Argentiniens und der Türkei gegenüber dem US-Dollar aus. Motto hier: Eine falsche Erklärung ist immer noch besser als gar keine Erklärung. Sehen wir uns den argentinischen Peso und die türkische Lira doch einfach einmal etwas genauer an: Ersterer hat seit seinem Hoch vom 10. September 2008 gegenüber dem US$ sukzessive um rund zwei Drittel nachgegeben, die türkische Lira seit Anfang 1998 sogar satte 90 Prozent. Und? Hat sich da irgendwann einmal irgendjemand dran gestört? Nein. Nie.

Ursache der Kursverluste dürfte vielmehr gewesen sein, dass sich einige Anleger so langsam zu Recht einmal Gedanken darüber zu machen beginnen, ob die Geldschwemme der Notenbanken auf Dauer wirklich ausreicht, um eine Hausse bis zum Sankt Nimmerleinstag zu rechtfertigen. Anlass dieser Überlegung waren zweifellos die diesmal nur als "durchwachsen" zu bezeichnenden Quartalsberichte vieler internationaler Unternehmen, gepaart recht häufig mit eher skeptischen Perspektiven. Aber: Bis jetzt ist noch buchstäblich nichts passiert!

Denn das der DAX den ausgerechnet am kleinen Verfalltermin der EUREX® zustande gebrachten Aufwärtsbreak aus seinem Haussekanal nun erst einmal als typische "Bullenfalle" qualifiziert hat, stellt ja noch kein Verkaufssignal dar. Und das neue Verkaufssignal des Trendfolge-Indikators MACD in diesem Wochenchart darf nicht überbewertet werden - seit dem Zwischentief von September 2011 ist das nun schon das siebte Abwärtssignal, was die Kurse aber nicht an ihrer Aufwärtsfahrt hinderte.

Etwas anders sieht es natürlich im Tageschart aus, den man auch als Keimzelle des Wochencharts bezeichnen könnte. Ob der Keim aufgeht, ist eine andere Frage. Zweifellos aber sind die neuen Abwärtssignale auf dieser Zeitebene schon etwas greifbarer. Es muss jetzt einfach abgewartet werden, zu welchem Konsens die Börsen ab heute Abend bei der Interpretation des Fed-Entscheids kommen. Aber noch einmal: Die Verkaufssignale sind bis jetzt nur kurzfristiger Natur!

Ifo: Münchener Echo

Sie kennen das vielleicht: Bei manchen Dingen hat man einfach ein Brett vor dem Kopf. Eines der dicksten und härtesten der meinigen betrifft die Fokussierung der Anleger auf den Ifo-Geschäftsklima-Index. Warum ich nicht verstehe, was an ihm auch nur ansatzweise interessant sein soll, zeigt der Chart:

Sie sehen: Die vom Ifo-Institut befragten Unternehmen (rund 7.000) sind immer dann besonders optimistisch, wenn der DAX steigt. Es lässt sich sogar feststellen, dass die Hochs des Ifo-Index und des DAX (senkrechte Linien im Chart) nahezu deckungsgleich sind. Und die Frage nach Ursache und Wirkung ist hier leicht zu beantworten: Nicht der DAX richtet sich nach dem Ifo-Index, sondern umgekehrt. Niemand braucht diesen angeblich wichtigsten deutschen Konjunkturindikator. Und er kostet richtig Geld. Das des Steuerzahlers.

Wir sind so frei

An sich hatte ich beabsichtigt, Ihnen hier etwas zu den Edelmetallen, dem Bund-Future und Apple zu schreiben. Aber der mir hier zur Verfügung stehende Platz ist (zum Glück) beschränkt. Also kurz zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Das ist der Bundesregierung so wichtig, dass sie es wegen der Abhörlappalien der NSA nicht aufs Spiel stellen mag. "Nichts wünschen wir uns mehr als ein Freihandelsabkommen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten" (Kanzlerin Merkel im Februar 2013).

Was aber ist dieses Freihandelsabkommen? Ganz einfach: Googeln Sie einfach einmal nach TTIP. Verhandelt wird das Abkommen hinter verschlossenen Türen, fernab jeder Öffentlichkeit? Warum? Sie lesen es dort. Wenn es beispielsweise stimmt, dass internationale Konzerne nach dem Freihandelsabkommen künftig andere Staaten auf Schadenersatz verklagen können, wenn deren nationale Gesetzgebung der Verlauf ihrer Produkte verbietet oder einschränkt, dann darf der deutsche Steuerzahler künftig wehrlos zusehen, wir seine Abgaben z. B. für unerwünschte genmanipulierte Produkte oder Hormonfleisch in die USA überwiesen werden, ohne dass unser Bundestag sich dagegen zur Wehr setzen könnte.

Also keine Edelmetalle, kein Bund-Future, keine Apple-Aktie. Aber es gab einen von mir Samstagnacht an unseren neuen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel übermittelter "Offenen Brief an eine Geschlossene Gesellschaft". Ich will wissen, ebenso wie Sie, welches Süppchen da gerade im stillen Kämmerlein gekocht wird, welche Auswirkungen es haben könnte und was unsere Regierung tut. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten. Inkl. meiner Recherchen, die jenseits des "Offiziellen" laufen. Und ich bin sehr gespannt auf die Antwort unseres neuen Ministers, die ich Ihnen bald hier präsentieren darf.

Wenn Sie meine Beiträge immer schon am Samstagabend haben wollen, melden Sie sich doch einfach unter https://www.private-profits.de/newsletter.html

Genau auf dieser Anmeldeseite hatte ich Ihnen auch versprochen, Sie über meine neuen Produktideen zu informieren. Gut Ding braucht Weile. Aber nun haben wir alles in den berühmten trockenen Tüchern. Das Ergebnis finden Sie unter https://www.moneyversum.de

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.