Die Frankreich-Wahl steht an. Und die Tonalität hat sich verschärft. Kandidat Emmanuel Macron beispielsweise attackierte Deutschland wegen der jahrelangen Handelsüberschüsse. Untragbar sei das. Nun denn, das muss er wohl sagen, er will schließlich - wenn denn alles so kommt, wie derzeit prognostiziert - die ähnlich aussichtsreiche Gegenkandidatin Marine Le Pen spätestens im zweiten Wahlgang am 7. Mai schlagen. Da müssen es halt auch mal markige Worte sein.

Denn wer weiß schon, wer das Rennen tatsächlich macht. Noch immer sind viele Wähler in Frankreich unentschlossen. Diese Unsicherheit, was den Ausgang der Wahl angeht, zeigt sich auch an den Märkten. Die europäischen Indizes, wie der Euro Stoxx, der DAX oder der französische CAC 40, halten sich zwar recht gut und tendieren eher seitwärts, dafür sind aber Optionen zur Absicherung gegen mögliche Verluste nach der Wahl zuletzt immens teuer geworden.

Dennoch hat die aktuelle Phase der Stagnation an den Börsen nicht nur mit politischen Gründen in den Ländern der Europäischen Union zu tun. Eine Korrektur ist schlicht nötig. Seit der Wahl des US-Präsidenten im November ist nicht nur die Wall Street extrem gut gelaufen - sondern auch die Börsen im Rest der Welt. Der Hauptgrund dafür ist die tatsächlich erstaunlich robuste Weltkonjunktur sowie - sozusagen als Sahnehäubchen - die Aussicht auf Deregulierung und Steuer-erleichterungen in den USA.

Denn die wichtigste Triebfeder für steigende Aktienkurse ist und bleibt die positive Entwicklung der Unternehmensgewinne. Dies zeigt sich derzeit in den USA, wo die Berichtssaison für das erste Quartal des Geschäftsjahrs begonnen hat. Zwar hat erst eine Handvoll Unternehmen Einblick in die Bücher gewährt, doch sowohl die Ertrags- wie auch die Umsatzentwicklung ist bisher überdurchschnittlich gut ausgefallen.

Vielleicht noch wichtiger: Die Prognosen für die künftige Geschäftsentwicklung werden im Schnitt weiter angehoben. Und das nicht nur in den Vereinigten Staaten. Laut einer Analyse der US-Bank JP Morgan- ist dies ein weltweiter Trend. Besonders positiv tun sich dabei Unternehmen hervor, die global agieren - was ganz im Widerspruch zu der Kakophonie an Stimmen steht, die den Welthandel in naher Zukunft aus diesen oder jenen Gründen zusammenbrechen sehen.

Die Faktenlage sollte also eigentlich wieder für bessere Stimmung an den Märkten sorgen. Zuletzt war noch das Gegenteil der Fall. Die Indizes sind zwar, wie anfangs erwähnt, nicht stark gefallen, jedoch legten die Volatilitätsindikatoren - wie der VIX - deutlich zu, was ja immer als Zeichen von Nervosität gewertet wird. Außerdem zeigt sich auch an den Terminmärkten bei einigen Indikatoren so etwas wie fast schon übertriebene Furcht. Dies sind durchaus Kontraindikatoren, die eine baldige Trendwende zum Positiven signalisieren. Zumal auch die zweite  April Hälfte historisch gesehen fast immer für Kursgewinne gut ist. Ebenfalls positiv für Aktien ist die Entwicklung an den Anleihemärkten, wo die Renditen zuletzt wieder rückläufig waren.

Was also tun als Anleger? Wer investiert ist, sollte es bleiben. Denn langfristig stehen die Zeichen weiterhin auf Grün. Und wer mutig ist, sollte auch Zukäufe nicht scheuen. Ein Malus ist indes, dass ab Mai eine Phase vor der Tür steht, die aus Saisonalitäts-Aspekten eher gegen Aktienkäufe spricht.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com