von Klaus Buhl

Liebe Leserinnen und Leser,

hoffentlich haben Sie das neue Jahr besser als die internationalen Indizes begonnen, die ja einen regelrechten Fehlstart hingelegt haben. Auch wenn die Nachrichtenlage natürlich nicht gerade rosig war, sollte man den jüngsten Schwächeanfall von DAX & Co. auch in den kommenden Tagen noch gut im Hinterkopf behalten. Zum einen, da der Jahreswechsel mit seiner frischen und nach Anlagemöglichkeit suchenden Liquidität grundsätzlich statistisch betrachtet zur besten Jahreszeit für uns Anleger gehört. Wenn in einem vermeintlich günstigen Umfeld die Kurse dennoch unter Druck geraten, sollte man als kritischer Anleger noch genauer als sonst hinschauen und die möglichen Ursachen und die psychologischen Konsequenzen der Kursbewegung hinterfragen.

Zum anderen ist bemerkenswert, dass die Nachrichten, die in den vergangenen Tagen auf uns niederprasselten, nicht gerade neu oder originell sind. Sorgen um Griechenland und um die Auswirkungen des fallenden Ölpreises haben wir uns schließlich auch in 2014 schon mehrfach gemacht. Daher sollte man in den kommenden Tagen gut beobachten, warum die großen Marktteilnehmer aktuell so zögerlich agieren und vielleicht sogar ihre ehemals positive Einstellung gegenüber Aktien überdenken. Immerhin wäre dies nicht ganz unlogisch, da viele attraktive Dividendentitel wegen der angeblichen Alternativlosigkeit von Aktien gegenüber Renten nicht mehr günstig sind und gerade die großen Anleger hier möglicherweise überinvestiert sind. Auch sollten wir Anleger stets im Hinterkopf behalten, dass aus statistischer Sicht ein mehr als sechs Jahre andauernder Kursaufschwung nicht gerade üblich, sondern rekordverdächtig ist.

Über die Gründe des Kursrutschs kann man zwar diskutieren, effektiver ist jedenfalls der Blick auf den besonnen P & F Chart.

Auf Seite 2: DAX: der positive Trend ist nach wie vor intakt



DAX: der positive Trend ist nach wie vor intakt

Obwohl das Medienecho in den vergangenen Tagen sehr negativ war, will ich klarstellen, dass im Sinne der P & F Technik kein Porzellan zerschlagen wurde und der übergeordnete Trend eindeutig intakt ist. Vielmehr habe ich den Eindruck, als würde sich der Kurs von oben auf das wichtige Ausbruchsniveau aus dem Dreieck setzten und diese Unterstützung testen.



Die wichtige "bullische" Unterstützungsgerade und mit ihr der übergeordnete Aufwärtstrend bleiben aufwärts gerichtet und positiv. Ebenfalls bleibt das Kaufsignal erhalten und gerät erst unterhalb von 9.250 Punkten in Gefahr. Von einem Verkaufssignal der P & F Technik sind wir also ein gutes Stück weit entfernt. In den vergangenen beiden Tagen hat sich der DAX in der Region von 9.400 Punkten gefangen. An der Vielzahl der Säulen (Richtungswechsel) zwischen etwa 9.200 und 9.400 erkennen Sie die Bedeutung dieser Region und die Qualität des erneut bestätigten Unterstützungsbereichs.

Heute handeln wir bereits wieder in der Region von 9.650 Punkten und in einer positiven X-Achse, damit also ein gutes Stück weit entfernt vom kritischen Bereich. Damit hat die P & F Methode wieder einmal mit ihrer Konzentration auf das Wesentliche ihren großen Vorteil für uns Anleger ausgespielt. Denn welcher Investor will sich schon bei jedem Räuspern des Marktes aus seinen Positionen treiben lassen? Auch kurzfristig verbleibt der Markt unter dem Einfluss der Nachfrage. Da in den vergangenen Tagen das übergeordnete Kaufsignal erhalten blieb, gilt selbstverständlich nach wie vor das langfristige Projektionsziel von 11.800 Punkten. Eine positive Überraschung für den deutschen Aktienmarkt, an die jüngst kaum jemand dachte, ist trotz (oder gerade wegen?) des schlechten Jahresbeginns denkbar und sogar wahrscheinlich. Solange die Bullen in diesem Chart das Kaufsignal und die positive Unterstützungsgerade verteidigen, bleibe ich optimistisch.

Immerhin befinden wir uns trotz der bekannten Risiken in einem guten Marktumfeld. Die Konjunktur stabilisiert sich weltweit, die Zinsen sind extrem gering und die Notenbanken flankieren durch die "ungewöhnliche" Geldpolitik die Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen. Außerdem wirkt für die westlichen Industrieländer der gefallene Ölpreis wie ein gigantisches Konjunkturprogramm. Und die US-Börse weist übergeordnet eine günstige Marktbeteiligung auf im Sinne des von mir verfolgten Risikoindikators "NYSE Bullish Percent".

Auf Seite 3: Der innere Markt bleibt positiv



Der innere Markt bleibt positiv

wie hier schon mehrfach beschrieben, werden die äußeren Indizes vom inneren Markt gelenkt und nicht umgekehrt. Meist erkennen Sie größere Marktbewegungen schon im Voraus anhand der Marktbreite, bzw. der Relation der Kaufsignale nach P & F im Verhältnis zur Gesamtheit aller gehandelten Titel.

Die folgende Grafik zeigt Ihnen, dass sich die US- Börse trotz der Schwäche des Energiesektors und des jüngsten allgemeinen Kursrückschlags in einer erstaunlich guten Marktverfassung befindet. Etwa 58 % aller in den USA gehandelten Titel befindet sich auf einem Kaufsignal. Noch wichtiger ist mir aber, dass sich die Anzahl der Kaufsignale systematisch vergrößert, was sie an der positiven X- Achse erkennen. Außerdem befindet sich der Risikoindikator in seiner positivsten Ausprägung für die Investoren, die man als bestätigten Bullenmarkt bezeichnet.



Bitte beachten Sie aber, dass dieser Indikator kein Timing- Instrument und keine Glaskugel ist, sondern ein Risikoindikator. Dieser unterscheidet die Marktphasen in solche, in denen die offensive Mannschaft aufs Feld darf und in andere, in denen Sie sehr vorsichtig sein und primär ihr Kapital verteidigen sollten. Da sich derzeit die Anzahl der Kaufsignale systematisch erhöht, befinden wir uns in einer sehr günstigen Marktphase, in der Sie "Mr. Market" so viele Punkte wie möglich abnehmen sollten. Obwohl ihnen dieser Indikator lediglich zeigt, was heute im Markt geschieht, sehen Sie das aktuelle Geschehen aus einer ganz anderen Perspektive und haben die Möglichkeit, eine Prognose zu wagen. Dies klingt nach wenig, ist aber eine ganze Menge wenn man bedenkt, welch geringe Halbwertzeit Börsenprognosen haben.

Auf Seite 4: Gold belagert wichtige charttechnische Marke



Gold belagert wichtige charttechnische Marke

Nicht nur der saisonal überraschende Rückschlag der Aktienindizes in diesem jungen Jahr erwischte die Börsianer auf dem falschen Fuß. Eine noch größere Überraschung war vielleicht der Anstieg des Goldpreises frei nach dem Motto "totgesagte leben länger". Wie Sie im folgenden besonnenen P & F Chart erkennen können, klebt das gelbe Edelmetall wieder einmal an einem extrem spannenden Ausgangspunkt. Genauer gesagt versucht es erstmals seit dem Sommer des vergangenen Jahres, die negative Widerstandsgerade zurückzuerobern.



Dazu wäre ein Sprung auf die Region jenseits von 1.230 $ notwendig. Möglicherweise wird auch diesmal, wie schon mehrfach in den vergangenen Jahren, nur die Widerstandsgerade getestet, um dann den Kurs wieder blitzschnell nach Süden zu schicken. Diesmal ist die Situation aber etwas anders, vor allem da sich eine monatelange Bodenbildungsphase entwickelt und nicht nur eine schnelle und V-förmige Erholung, die eben meist keinen Boden ausbildet. Seit mehr als einem Jahr pendelt der Kurs knapp unterhalb und knapp oberhalb der wichtigen Marke von 1.200 $. Wir können also nicht mehr von einer nur selten erfolgreichen V -Vermögen Erholung sprechen. Mut schöpfen die Bullen auch durch das dreifache Kaufsignal, welches sich vor wenigen Tagen bei 1.220 $ gebildet hat. Gelingt nun der Sprung über die Widerstandslinie, wovon ich übrigens ausgehe, tippe ich auf baldige Kurse von etwa 1.350 $, also dem Zwischenhoch des vergangenen Sommers. Das wäre dann wiederum möglicherweise das Ende der Gold-Baisse.

Trotzdem hat die Sache aber einen Haken, der eher in der Intermarktanalyse zu finden ist. Der gleichzeitige Anstieg von Gold bei weiter intakten Aufwärtstrends der Aktienkurse passt womöglich nicht zusammen. Falls sich die Korrelationen nicht grundlegend ändern, sollte man den Anstieg des Goldpreises eher als kurzfristig verstehen - bis zum Beweis des Gegenteils. In den vergangenen Jahren tendierten die Preise für Aktien und Gold nämlich meist gegenläufig. Teils wegen der drohenden Deflation und den negativen realen Zinsen, aber auch wegen dem geringeren Sicherheitsbedürfnis der Anleger. Schließlich gilt Gold traditionell als Krisenmetall. Interessierte Anleger sollten also in den kommenden Tagen ruhig mal einen Blick auf die Entwicklung des Goldpreises riskieren. Vielleicht bietet sich hier nach jahrelangem Abwärtstrend eine interessante Möglichkeit zum Trading und sogar eine langfristig sehr lukrative Investmentgelegenheit.

Bitte beachten Sie auch meinen Gratis-Börsenbrief und mein E-Book zur Philosophie der P & F Charts.

Viel Erfolg mit Ihren Investments, Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".