von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

nach den vergangenen beiden sehr aufregenden Wochen sieht es erneut nach einem extrem spannenden Handelsverlauf aus - aber die Vorzeichen könnten sich umkehren. Denn nachdem der Handel am Mittwoch mit einem Paukenschlag in Form einer ausgedehnten Kurslücke nach unten begann, wurden die wichtigen Tiefs aus dem vergangenen Sommer gerade ebenso mit Ach und Krach verteidigt. Bereits am Mittag stellte sich die Frage, ob das Tagestief wirklich ausreichend war, um als Kapitulation der Bullen zu gelten. Und umgekehrt vor allem die Bären zu motivieren, dass zyklische Tief zu nutzen und ihre zuvor leer verkauften Positionen wieder einzudecken. Dieses Verhalten wäre nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit der Startschuss für eine ordentliche Bärenmarkt-Rallye.

Vor allem die US-Indizes haben sich noch viel mehr als unser DAX an dieses bekannte Kursmuster gehalten und zunächst wichtige Unterstützungen deutlich durchschlagen, nur um dann sehr lange und positive "Hammer-Formationen" zu bilden, die häufig eine Trendwende einleiten. Vor allem die potenziell positive Formation der Nasdaq mit einem regelrechten "Sell-Off" in einigen Trendwerten wie Apple oder Facebook machen den heutigen Börsentag auch bei uns im DAX sehr spannend.

Da der beste Indikator für die zukünftigen Kurse der heutige Preis ist, beginnen wir mit einem Blick auf den besonnenen P & F Chart des Nasdaq 100.



Zunächst einmal erkennt man etwas ungläubig, dass trotz der extrem negativen Berichterstattung in den Medien und des Kursgemetzels in den ersten beiden Handelswochen des Jahres der Aufwärtstrend (nach P & F) an der weltweit wichtigsten Technologiebörse nach wie vor intakt ist. Dies zeigt Ihnen die noch nicht einmal getestete steigende Unterstützungslinie, von der sich der Index zuvor allerdings ungewöhnlich weit gelöst hat, was umgekehrt für die Dynamik des lang anhaltenden Aufwärtstrends spricht. Trotzdem darf natürlich nicht übersehen werden, dass hier eine breit angelegte Umverteilungsphase bzw. Top-Bildung droht, die sich in anderen wichtigen Indizes schon viel deutlicher manifestiert. Nachdem das zyklische Hoch bei 4.700 Punkten nicht geknackt werden konnte, bildeten sich Verkaufssignale bei 4.500 und 4.100 Punkten. Hier unterschritten die jeweils aktuellen 0-Spalten das Niveau ihrer Vorgänger mühelos und ohne Gegenwehr, was als Warnzeichen interpretiert werden sollte. Umgekehrt ist aber positiv zu werten, dass das August-Tief nicht angegriffen wurde und sich der Index noch relativ weit von der angesprochenen Unterstützungslinie entfernt hält. Ein idealer Anlaufpunkt für ein Korrekturtief in einem Bärenmarkt wäre die Umgebung von etwa 3.800, wo der Index auf die Unterstützungslinie treffen würde.

Aber wie gesagt, nach dem gestrigen Reversal sieht es eher danach aus, als ob nun zunächst eine kräftige Bärenmarkt-Rallye anstehen würde, bevor die Bären erneut einen Vorstoß wagen.

Auf Seite 2: Die Nasdaq ist von innen extrem stark aufgeweicht





Die Nasdaq ist von innen extrem stark aufgeweicht



Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Relation der im Nasdaq 100 enthaltenen Werte, die auf einem Kaufsignal der P & F Technik stehen. Heute werden nur noch etwa 22 % der Aktien von der Nachfrage gelenkt, was einem extrem überverkauften Marktzustand und einer sehr schlechten Marktbeteiligung entspricht. in der Regel pendeln die Kurse zwischen der oberen und unteren extremen Zone, versuchen diese aber nach einem etwaigen Erreichen möglichst schnell wieder zu verlassen, was übrigens auch den bekannten "Gummiband-Effekt" erklärt.



Heute notiert der Index unterhalb des markanten Tiefs aus dem Herbst 2014, aber noch oberhalb des Niveaus vom vergangenen August.

Aber Achtung, dies ist noch längst kein Kaufsignal. Konservative Investoren warten erst ab, bis sich im extremen Bereich erneut eine positive X Spalte bildet, die darauf deutet, dass eine substantielle Verbesserung der Nachfrage eingesetzt hat und die Bullen auch systematisch wieder im Vorteil sind.

Auf Seite 3: DAX verteidigt die Unterstützung





DAX verteidigt die Unterstützung



Wie der Chart des besonnenen P & F Chart zeigt, haben die Bullen die in den Medien vielbeachtete Unterstützung bei etwa 9.350 Punkten verteidigt. Wie paralysiert haben viele Anleger die Entwicklung beobachtet und konnten sich nicht entscheiden, ob sie eher Risiken abbauen oder möglicherweise am Tief Aktien verkaufen sollten. Wahrscheinlich wurden viele Investoren wegen der Feiertage und dem plötzlich extrem schwachen Auftakt in das neue Jahr ganz einfach auf dem falschen Fuß erwischt. Oder haben sich, wegen der nach wie vor und trotz aller Risiken noch günstigen konjunkturellen Lage, ganz einfach mit Verkäufen (noch???) zurückgehalten. Es besteht also das Risiko, dass, falls das Tief im DAX heute oder in den nächsten Tagen fallen sollte, eine massive Verkaufslawine losgetreten wird. Dann wäre ein Test der Unterstützungszone zwischen 8.500 und 9.000 Punkten die logische Konsequenz und fast unausweichlich.



Gut erkennt man das wichtige Unterstützungsniveau, auf dem der DAX aktuell handelt. Ebenso deutlich ist aber auch die Verletzung der positiven Unterstützungszone bei etwa 10.300 Punkten. Knapp darunter könnte nun ein wichtiges Korrekturziel liegen, falls die Bullen heute wirklich den Kraftakt schaffen und das gegenwärtige Niveau verteidigen sollten. Die nächsten wichtigen Widerstände aus Sicht der P & F Technik lägen dann bei 9.850 und 10.150 Punkten. Auf diese sollten Sie sich nun konzentrieren.

Falls die Unterstützung nicht dauerhaft verteidigt wird muss umgekehrt im Frühjahr, vielleicht auch erst nach einer deutlichen Gegenbewegung, mit Kursen zwischen 8.500 und 9.000 Punkten gerechnet werden. Es gilt also in den nächsten Tagen flexibel zu bleiben und nicht vorbehaltlos entweder an einem positiven oder negativen Szenario "kleben" zu bleiben.

Falls Sie sich für die Philosophie der Point and Figure Charts interessieren, beachten Sie bitte meinen freien Informationsbrief und mein Gratis E-Book.

Viel Erfolg trotz der schwierigen Marktbedingungen wünscht Ihnen Ihr

Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".