von Klaus Buhl

Liebe Leserinnen und Leser,

in den vergangenen Tagen gab es erneut keinen Grund, sich über Langeweile im Handel zu beklagen. Dazu trug mit Sicherheit auch das Protokoll der vergangenen Sitzung der US-Notenbank bei, das von vielen mit Spannung erwartet wurde, letztlich aber keine Neuigkeiten hinsichtlich des Zeitpunktes einer Zinserhöhung brachte. Damit war auch diese Sitzung ein Hinweis, dass sehr viele Anleger von Tag zu Tag und von Ereignis zu Ereignis denken und dabei leider den übergeordnet positiven Trend aus den Augen verlieren.

Um diesen Fehler zu vermeiden, sind die gelassenen P & F Charts eine gute Hilfe. Nachdem nämlich der DAX erneut seine wichtige Unterstützung bei 9.200 Punkten erfolgreich getestet hatte, ging es flott und mit freundlicher Unterstützung durch den positiven ZEW Indikator wieder nach oben. Der DAX löste die seit zehn Handelstagen gültige Konsolidierungsformation nach oben auf und übersprang dabei die wichtige 50- Tage- Linie bei 9.300 Punkten (Hier nicht zu erkennen). Damit rückt nun der noch hartnäckigere Widerstand der 200 Tage Linie in den Fokus, die durch ihren waagerechten Verlauf den seit Monaten anhaltenden Seitwärtstrend unterstreicht und bei etwa 9.500 Punkten verläuft. Gestern übrigens sind wir genau dort nach unten abgedreht.



Gut erkennen Sie die positive Unterstützungsgerade, die sich Mitte Oktober bei 8.400 Punkten gebildet hat, und auf der anderen Seite die vor wenigen Tagen geknackte negative Widerstandslinie. Nachdem Kurse unterhalb von 9.200 Punkten fürs Erste abgelehnt worden sind, steigt nun die Spannung am bisherigen Verlaufshoch von knapp 9.500 Punkten. Da sich aber bei 9.450, als die aktuelle X -Achse über die vorhergehende stieg, ein neues Kaufsignal gebildet hat, gehe ich davon aus, dass wir weiter auf einem guten Weg sind und binnen Wochen den Widerstand des Hochs von September bei 9.850 Punkten testen werden. Es ist kein Zufall, dass das meist sehr zuverlässige Projektionsziel auf die Region von 10.000 Punkten deutet. Ein Argument für das Bullenlager ist übrigens auch die Beobachtung, dass der DAX seit einigen Tagen dabei ist, seinen deutlichen Performance-Rückstand gegenüber dem US-Markt zu reduzieren, also relativ fest ist.

Interessant für die Seite der Verkäufer wird es übrigens erst wieder unterhalb von 9.200 Punkten, wo aber mehrmals deutliche Nachfrage zu beobachten war. Da dieses Niveau mehrfach getestet wurde, halte ich es für stabil. Falls es aber doch unterboten wird, ist mit einem schnellen Test der positiven Unterstützungsgerade bei 9.100 zu rechnen.

Auf Seite 2: Wer profitiert vom fallenden Ölpreis?



Wer profitiert vom fallenden Ölpreis?

Der wie ein Stein fallende Ölpreis, der heute so tief wie seit vier Jahren nicht mehr notiert, ist für mich die größte Überraschung des Jahres. Wer hätte gedacht, dass der Ölpreis um ein Viertel fällt, während sich viele Krisenherde in der Welt zuspitzen?

Da günstige Energiepreise wie ein Konjunkturprogramm wirken, lohnt es sich nachzudenken wer davon profitiert und wem diese vielleicht schaden könnten. Zuerst fallen einem da natürlich die privaten Verbraucher ein, die ein regelrechtes Zusatzeinkommen erhalten, welches bestimmt zu einem großen Teil in den Konsum fließt. Konsumaktien laufen daher seit Wochen bereits "wie geschmiert", sind aber derzeit etwas überhitzt.

Entsprechend hat der Internationale Währungsfonds berechnet, dass ein Preisrückgang von 10 % beim Öl die Wirtschaftsleistung eines Landes um 0,2 % anhebt. Global betrachtet müsste die Weltwirtschaft also profitieren - nicht zuletzt auch durch die Entlastung für die Schwerindustrie und das günstigere Transportwesen auf allen Produktionsstufen.

Wie oben schon dargestellt, profitiert der deutsche Aktienmarkt vom Verfall des Ölpreises. Genauso deutlich sollten aber auch die energiehungrigen Wachstumsländer profitieren. Vor allem natürlich, wenn Sie über wenig eigene Rohstoffe und Ölvorkommen verfügen wie zum Beispiel Indien.

Natürlich gibt es immer mehr als einen Grund für steigende Kurse. Aber der indische Aktienindex BSE hat seit dem Februar des Jahres praktisch keine Schwäche gezeigt, nur im Oktober etwas ausgeatmet, nachdem die 50 Tage Linie getestet wurde.



Seit dem Frühjahr steigt der indische Markt sehr dynamisch, was auch die steigenden Hochs und Tiefs bzw. die Durchschnittslinien belegen. Ein Ende des Trends ist aktuell nicht zu erkennen.Da mittlerweile die Markttechnik doch recht überkauft ist, wäre ein normales Ausatmen der Kurse bis etwa an die steigende 50 Tage-Linie heran eher die Regel als die Ausnahme. Bis hinunter zur Region von etwa 25.000 Punkten würde eine Korrektur wirklich keinen Schaden anrichten. Richtig kritisch würde es erst unterhalb der 200 Tage Linie werden, die heute bei 24.400 verläuft. Doch bis dahin ist es wirklich noch ein weiter Weg.

Auf eine etwas ruhigere Gangart deutet aber die Markttechnik, die sich in den vergangenen Tagen deutlich überhitzt hat und der nun die Dynamik ausgeht.

Auf Seite 3: Wer sind die Verlierer?



Wer sind die Verlierer?

Oben habe ich die Gewinner des fallenden Ölpreises gezeigt - aber es muss ja auch Verlierer der Entwicklung geben, da Produzenten und Dienstleister der Ölindustrie mit dem Preisverfall zu kämpfen haben. Aber auch in vielen Volkswirtschaften könnte es ein Problem geben, welches wir gerade in Europa verspüren: die Gefahr einer Deflation, gegenüber der die Notenbanken machtlos sind. Die UBS Bank hat berechnet, dass der gefallene Ölpreis das allgemeine Preisniveau in diesem Jahr in Europa um etwa ein halbes Prozent drücken wird. Die EZB beobachtet die Entwicklung argwöhnisch, nimmt diese aber auch zum Anlass für die Politik des billigen Geldes, die die Aktionäre so lieben. Ein klassischer Verlierer des billigen Öls ist Lateinamerika, vor allem Brasilien.

In den vergangenen Tagen kämpfte Brasilien nicht nur gegen Korruptionsskandale, sondern auch gegen den fallenden Ölpreis. Dieser stellt einen erheblichen Teil der Einnahmen des Landes dar. Kein Wunder, dass mit dem Ölpreis auch die Währung abstürzte und den brasilianischen Bovespa mit nach unten zog.



Gut erkennen Sie das markante September-Hoch (Ziffer 9), aber auch das im Oktober gebildete dynamische Verkaufssignal. Damals wanderte die 0-Achse bei 57.000 unter die vorhergehende. Kurz darauf rutschte der Kurs unter die Unterstützungsgerade, was ein deutliches Warnsignal ist. Auch die dann folgende Erholung vermochte den Index nicht über diese Linie zu schieben. Übergeordnet bleiben also die Verkäufer im Vorteil.

Trotzdem können die Bullen aber wieder aufatmen, da das Zwischentief bei 49.000 fürs Erste abgelehnt und bei 53.000 Punkten ein Kaufsignal ausgelöst wurde. Auf deutlichen Widerstand wird der Index nun wieder bei etwa 55.000 treffen, wo die negative Widerstandslinie verläuft. Dort wird es erneut richtig spannend. Wahrscheinlich wird dies den Bullen ohne einen festeren Ölpreis nicht gelingen. Vielleicht ist die gegenwärtige Kursstabilisierung aber ein frühes Anzeichen für die Stabilisierung des Öls?

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Viel Erfolg mit Ihren Investitionen,

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".