von Klaus Buhl

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

wieder liegen spannende Handelstage hinter uns, die sich die Mehrheit der Anleger aber ganz anders vorgestellt haben. Vor allem nach dem deutlichen Kursrückgang der Vorwoche nach der EZB-Sitzung sind natürlich vor allem die Bullen von einer deutlicheren Erholung ausgegangen. Möglicherweise waren aber die Indizes nach der wochenlangen Rallye aus mittelfristiger Sicht ganz einfach zu stark überkauft und der Optimismus zu hoch. Auf der anderen Seite können wir aber auch feststellen, dass charttechnisch noch kein großer Schaden entstanden ist und nach der verdienten Atempause eine Weihnachts-Rallye noch längst nicht abgehakt werden muss. Denn die meisten wichtigen Indizes wie DAX oder Nasdaq haben bisher zentrale Unterstützungen verteidigt oder notieren sogar noch in unmittelbarer Nähe ihrer Hochs. Daher ist es meiner Meinung nach viel zu früh über das Ende des jahrelangen übergeordneten Aufwärtstrends zu diskutieren. Immerhin wurde in den Medien in den vergangenen Tagen ja viel darüber diskutiert, ob der wahrscheinliche Zinsschritt der FED oder die ungewöhnliche Kommunikationspolitik der EZB das Ende des Bullenmarktes auslösen könnten. Wie gesagt, davon gehe ich nicht aus, bzw. denke es ist zu früh diese Diskussion zu führen. Aber immerhin geben die übergeordneten Muster des inneren Marktes, der den äußeren lenkt, erste Warnsignale die man ernst nehmen sollte. Der Markt wird nicht mehr so eindeutig von der Nachfrage gelenkt, was bestimmt auch mit dem massiven Schub neuer Verkaufssignale im Rohstoffsektor zu tun hat.

Aber natürlich ist es wie immer wichtig, beide Seiten des Marktes im Blick zu behalten. Ein wichtiges Indiz für eine sich verstärkende Korrektur ist die Vola, die den Preis für Absicherungen am Terminmarkt ausdrückt. Bekanntlich steigt die Volatilität (Schwankung der Kurse) mit der Nervosität der Anleger und wird daher auch gerne als "Panikglocke" bezeichnet.

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Achtung: Vola überspringt die Widerstandsgerade



Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Vola des wichtigen S&P 500 Index, die gleich mehrere wichtige Widerstände geknackt hat. Im Einzelnen wurde nicht nur bei 19 ein Kaufsignal ausgelöst, ebenfalls wurde der Widerstand des lokalen Hochs aus dem November (Buchstabe B) überwunden. Ein ganz besonderes Ausrufezeichen verdient aber der Sprung der Volatilität über die fallende Widerstandsgerade der P&F Technik.



Nun kann man nicht mehr davon sprechen, dass der Trend der fallenden Volatilität (und Marktberuhigung) seit den Sommerturbulenzen intakt ist. Der Sprung der Vola über die wichtige Widerstandsgerade muss als Warnsignal interpretiert werden. Der Markt ist in Aufruhr und Hedgefonds sowie der Programmhandel könnten ihre Chance nutzen, und inmitten der Unsicherheit im Vorfeld der Notenbanksitzung der FED versuchen, die Kurse nach unten zu drücken. Noch ist der Anstieg der Vola nicht besonders problematisch. Da der aktuelle Impuls aber signifikant nach oben zeigt, ist es empfehlenswert, vorsichtig vorzugehen und seine Stopp- Positionen zu beachten.

Auf Seite 3: DAX zeigt deutliches Verkaufssignal





DAX zeigt deutliches Verkaufssignal



Heute werden Sie in den Medien viele Grafiken des DAX als Kerzenchart sehen. Immerhin kämpft der DAX momentan mit seiner aufsteigenden wichtigen 50-Tage-Linie und inmitten eines Unterstützungsniveaus zwischen etwa 10.450 und 10.600 Punkten. Auch die sich hier befindende Kurslücke findet zu Recht große Beachtung. Trotzdem will ich Ihnen heute den besonnenen P&F Chart zeigen, der die Bedeutung des Terrains zeigt, auf dem Bullen und Bären aktuell kämpfen.



Sehr gut zeigt Ihnen der P&F Chart die Bedeutung der Unterstützung bei 10.650 Punkten, die gestern unterschritten wurde. Hier hat sich nun ein mehrfaches horizontales Verkaufssignal gebildet. Kein schöner Anblick, da nun auch die wichtige 50-Tage- Linie unterschritten wurde. Sehr kurzfristig muss nun mit weiteren Kursverlusten gerechnet werden. Bitte beachten Sie aber, dass hierdurch die Welt für das Bullenlager wahrscheinlich nicht untergehen wird - denn nach wie vor handeln wir komfortabel oberhalb der aufsteigenden Unterstützungsgeraden. Verkaufssignale oberhalb von dieser wichtigen "Demarkationslinie" haben eine geringere Bedeutung als diejenigen unterhalb davon. Denn immerhin trennt die Widerstandslinie den mittelfristigen Aufwärts- von einem Abwärtstrend. Wie gesagt, nach wie vor befinden wir uns in einem Aufwärtstrend entsprechend den Regeln der P&F Technik - obwohl der DAX seit etwa 1,5 förmlich auf der Stelle tritt. Für die kommenden Tage besteht das Risiko (und die Chance), dass der DAX die Umgebung des September- Zwischenhochs bei 10.450 Punkten testet. Hier erwarte ich stärkere Gegenwehr der Bullen und sogar eine mittelfristig gute Einstiegsgelegenheit. Denn trotz der heutigen Nervosität sollten Sie beachten, dass die 2. Dezemberhälfte statistisch betrachtet zu den besten Wochen des Jahres im DAX gehört.

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Auch der innere Markt zeigt die Unsicherheit



Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Relation der im S & P 500 enthaltenen Aktien, die oberhalb ihrer wichtigen 200- Tage- Linie handeln. Heute handeln nur noch 44 % der Indexmitglieder oberhalb des wichtigen Durchschnitts. Anfang November waren es noch 56 % - im August umgekehrt aber nur 18 %. Dieser wichtige Indikator zeigt Ihnen, dass momentan Kapital abgezogen wird und der Markt sich in einem Korrekturmodus befindet. Ebenfalls erkennt man aber auch, dass noch nicht einmal die Hälfte der vorhergehenden Aufwärtsbewegung wieder korrigiert wurde.



Wir können also davon ausgehen, dass wir derzeit eine übliche Konsolidierung erleben. Verstärkt oder sogar ausgelöst wurde diese mit Sicherheit durch die eklatante Schwäche der Rohstoff- und Öl Titel. Trotzdem sollten wir die gegenwärtige Entwicklung aber nicht auf die leichte Schulter nehmen bzw. noch nicht überstürzt wieder einsteigen. Denn immerhin deutet der aktuelle Impuls nach Süden und es gibt noch kein Hinweis darauf, wann und auf welchem Kursniveau wieder frisches Geld angelockt wird. Genau hierin liegt die Bedeutung dieses Risikoindikators. Es geht nicht darum zu erraten, wann und ob ein aktueller Impuls beendet sein könnte. Wichtig ist lediglich systematisch zu erkennen, dass momentan der Markt vom Angebot gelenkt wird. Es ist im Sinne dieser Philosophie sehr bedeutend, sich ein Bild über die gegenwärtige Konfiguration des Marktes zu verschaffen - bevor man versucht, die Zukunft einzuschätzen.

Falls Sie sich für die P & F Charts und die Philosophie des inneren Marktes interessieren, beachten Sie bitte auch mein Gratis E-Book zu diesem Thema.

Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit ihren Investitionen und eine besinnliche Adventszeit.

Mit herzlichen Grüßen aus dem sonnigen Rheinland,

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".