Sehr geehrte Privatanleger,

auch dieses Jahr bin ich häufig auf Vorträgen unterwegs, während es in den "großen" Medien etwas ruhiger geworden ist. So war ich in den letzten Wochen in Bozen, München, Hamburg, Bersenbrück, Aichhalden und etlichen anderen Orten. Nach Leipzig fiel diese Woche das Flugzeug aus, so dass ich diesen Vortrag leider nicht halten konnte.

Und immer wieder kommen dieselben Fragen: "Wie entwickelt sich der Dollar?" "Soll man jetzt noch beim DAX einsteigen?" Immer wieder antworte ich, dass ich nicht weiß, wie sich Indizes entwickeln. Letztlich können wir nur sagen, ob etwas prinzipiell über- oder unterbewertet ist, aber nicht, was mit diesem Wertpapier oder Index in den nächsten 6, 12 oder 18 Monaten sein wird.

Seit über einem Jahr schreibe ich zum DAX, dass der faire Wert etwa bei 8.500 bis 9.500 Punkten anzusetzen sei. Damals stand der Index bei gut 7.200 Punkten. Und schon damals überlegten sich viele, ob sie nach dem fulminanten Anstieg von 5.600 Punkten seit der Finanzkrise aussteigen sollten. Dabei war der DAX fundamental noch deutlich unterbewertet.

Vor kurzem brachte Focus Money eine nette Titelgeschichte: "Zögerst Du noch (mit dem Kauf) oder verkaufst Du schon." Das gibt die Emotionen vieler Privatanleger sehr gut wieder. "Draußen" haben immer noch sehr wenige Deutsche Aktien. Die Aktienquote liegt irgendwo bei vier oder fünf Prozent der Privatvermögen. Und diejenigen, die Aktien haben, fragen sich, ob sie schon Gewinne mitnehmen wollen.

Ja, der DAX ist jetzt fair, vielleicht sogar etwas zu hoch bewertet. Aber in einem fair bewerteten Index finden sich sowohl teure als auch billige Titel. Unser Handwerk ist es, die billigen zu finden. Und neben dem DAX gibt es ja noch andere Indizes, viele davon deutlich unterbewertet, z.B. den österreichischen ATX oder den brasilianischen Aktienmarkt. Auch in Südeuropa lohnt sich die Suche nach Investments noch.

Vor einigen Monaten kam die Frage auf, die Liquidität in den nach meiner Strategie geführten Fonds, dem Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM) und dem PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G), zu erhöhen. Fundamental gab es dazu eigentlich keinen Anlass, denn immer noch sind Aktien viel attraktiver als Anleihen oder Festgeld. Wir haben uns dann dagegen entschieden und die Fonds fahren immer noch mit einer sehr hohen Aktienquote, haben allerdings umgeschichtet.

Die Kursentwicklung hat es uns gedankt: beide Fonds erreichten in den letzten Tagen neue Allzeithochs. Es wird nicht immer so weitergehen. Das alte Allzeithoch des PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) war im Februar 2011 erreicht. Damals gab es die Eurokrise schon. Der Fonds musste deutliche Kursverluste hinnehmen. Erst Ende 2012 waren die Kurse wieder erreicht - eine Wartezeit von 18 Monaten.

Das kann jederzeit wieder passieren. Muss aber nicht. Solange wir noch interessante Aktien finden und die Renditen auf Anleihen und Geld so niedrig sind, bleiben wir in Aktien. Wenn wir spannende Anleihen finden, werden wir auch dort investieren.

Und dazwischen lassen wir die Zeit für uns arbeiten!

Auf gute Investments,

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.