von Axel Retz

Und Statistik wird immer bedeutender für die heutige Politik, lässt sich doch mit ihr vortrefflich beweisen, wie gut es um Einkommen oder Vermögen bestellt ist. Und auch da leistet der statistische Mittelwert Außergewöhnliches, er ist sozusagen die Wunderwaffe der sozialen Gerechtigkeit. Auf den ersten Blick zumindest. 2013 beispielsweise verdiente der "Durchschnittsamerikaner" 48.450 US-Dollar. Einige mehr, andere weniger. Dieses "Einige" und "Andere" macht jedoch den entscheidenden Unterschied. Sehen wir uns einfach einmal an, wie Grund und Boden in den USA verteilt wären, wenn sich diese Verteilung am Vermögen der US-Bürger orientieren würde.

Quelle: G. William Donhuff

Sie sehen: Die Aussage über den Durchschnittsverdienst der Amerikaner sagt faktisch gut wir gar nichts aus. Wenn der kleine Jack jeden Monat 990 Dollar Taschengeld bekommt und der kleine Bill nur zehn, verfügen beide über je 500 Dollar. Statistisch.

So gesehen, verdient auch der neue Rekord des DAX unsere Aufmerksamkeit. Das neue Allzeithoch wurde ja praktisch gemeinsam mit dem Dow Jones erreicht. Dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden, ist bekannt: Der DJIA ist ei klassischer Kursindex, der DAX ein sgn. Performance-Index, in den also auch Dividenden und Einnahmen aus Bezugsrechten etc. mit eingerechnet werden. Wer die Kürzel ex D und ex Bez kennt, kann sich darüber nur wundern. Bei den Aktien werden Dividenden und Bezugsrechte vom Kurs abgezogen, beim DAX hingegen nicht. Dennoch:

Der Gleichklang von Dow Jones und DAX ist in Stein gemeißelt. Und dem DAX wird (erst) dann die Luft ausgehen, wenn sie seinem US-Pendant ausgeht. Wer allzu euphorisch über das gestern erreichte neue Verlaufshoch des DAX ist, für den noch der Hinweis: Genau vier Titeln des Index gelang es gestern, ebenfalls ein neues Verlaufshoch zu markieren: BASF, BAYER, Henkel und Linde. Aber: Zwölf andere DAX-Werte notierten sogar unterhalb der Bestmarke von 2007. Vielleicht erklärt das ein wenig, warum der von den meisten Anlegern erwartete Hype nach dem Sprung über die 10.000er Marke von einer Fehlzündung heimgesucht wurde. Aber statt enttäuscht zu sein, sollten sich die Haussiers lieber freuen, dass eine andere Bombe bis jetzt ebenfalls noch nicht in die Luft gegangen ist. Dazu jetzt!

Auf Seite 2: Aufschwung, nur seitenverkehrt

Aufschwung, nur seitenverkehrt

Um die Geldmenge und die Umlaufgeschwindigkeit von Geld und ihre Bedeutung zu verstehen, muss man beileibe kein Volkswirt sein. Die Geldmenge M2 beispielsweise umfasst in den USA das Bargeld, das Geld auf Girokonten, Sparbüchern oder in Termingeldanlagen sowie alles an Einlagen, was sich in rel. kurzer Zeit in Bares verwandeln lässt. Und wie schnell und wie oft all dieses Geld den Besitzer wechselt, das gibt die sgn. Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge wieder. Mit anderen Worten: Die Umlaufgeschwindigkeit ist ein ausgezeichneter Indikator für die Wirtschaftsaktivität eines Landes. Denn umso robuster die Konjunktur, umso eher sind die Geldbesitzer geneigt, ihr Geld für irgendetwas auszugeben, sich etwas anzuschaffen oder zu investieren. Schaltet die Wirtschaft hingegen einen oder auch zwei Gänge zurück, schlägt Geld gerne Wurzeln auf den Konten der Sparer, Unternehmen oder Investoren. Soweit die Theorie. Und nun zum Chart.

Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis

Viel erklären muss ich ja nun wirklich nicht mehr: Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in den USA hat so etwas wie ein historisches Tief erreicht. Länger zurück reichende Daten müsste ich erst heraussuchen, aber was ich hier sehe, genügt mir völlig: Das Einzige, was sich hier aufschwingt, ist der Abschwung. Das gilt gleichermaßen auch für die am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten, die mit einer Arbeitslosenquote von nur noch 6,3 Prozent so nett aussahen. Warum also lamentiert Fed-Chefin Janet Yellen in einem fort über die schlechte Verfassung des US-Arbeitsmarktes? Nun, ganz einfach: Sie kann natürlich ebenfalls zwischen der statistischen Kür und der harten Wirklichkeit unterscheiden:

Quelle: www.shadowstats.com

Nun ja, unten im Chart duckt sich die offizielle Arbeitslosenquote weg, oben hingegen sehen Sie, wie diese offizielle Quote aussähe, wenn sie statistisch nicht immer und immer wieder "korrigiert", "adjustiert" und "optimiert" worden wäre. Und das bedeutet nach wie vor eine US-Arbeitslosenquote von 23 Prozent! Im Übrigen: Warum sollte jeder sechste Amerikaner nur noch mit "Food Stamps" über die Runden kommen, wenn die Arbeitslosenquote bei 6,3 Prozent läge? Janet Yellen weiß, warum sie von einem Besorgnis erregenden Arbeitsmarkt spricht.

Um das noch rasch zu komplettieren, hier wieder einmal der Chart der Nachfrage nach Hypothekenkrediten. Der Immobilienmarkt befindet sich ja "statistisch" ebenfalls seit geraumer Zeit auf dem Pfad der Gesundung.

Quelle: www. Markt-daten.de

Auch hier eine ganz klare Ansage: Die Nachfrage nach Hypotheken, die ja angesichts der super-günstigen Zinsen boomen müsste, befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 13 Jahren - und damit sogar unterhalb des nach der Hypotheken- und Immobilienkrise angelaufenen Tiefs.

Fazit: Die größte aller Blasen befindet sich in den Köpfen derjenigen Menschen, die sich von den offiziellen Statements und den Medien auf denkbar zarte Weise haben einbläuen lassen, dass die Finanzkrise vorüber sei. Nicht dass ich Medien unterstelle, irgendetwas absichtlich falsch darzustellen. Aber käut man ein politisch vorgegebenes Mantra oder Dogma allzu oft wieder, kann das bei schwachen Charakteren dazu führen, dass man den Unfug irgendwann selbst einmal glaubt.

Auf Seite 3: BSE Sensex: Geht doch!

BSE Sensex: Geht doch!

Vor einigen Wochen hatte ich hier unterstrichen, dass die Aktienindizes der BRIC-Staaten für Sie mit Ausnahme Indiens erst einmal tabu bleiben sollten. Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Passen Sie vor allem in China auf. Gestern flimmerten zwar wieder einmal ein paar positive Wirtschaftsdaten über die Bildschirme, das Risiko aber bleibt:

Sie sehen es selbst: Nur ein einziger charttechnischer Fehltritt und hier öffnet sich eine Falltür. Wie von mir erwartet, sieht es im BSE Sensex ganz anders aus:

Was Sie hier sehen, ist genau das, was dem DAX fehlt: Die klassische Anschlussreaktion einer Börse auf das Durchbrechen zementierter, betonbewehrter alter Hochs! Weil genau das zu erwarten war, fand ich den BSE Sensex bei seinem Ausbruch auch recht sexy. Vom DAX kann ich das nicht behaupten. Eine Hausse, zu der keiner hingeht, riecht streng nach Bullenfalle.

Mit dem "Daximal-System" meines in der Karibik oder Peru lebenden Kollegen Bertram Dobrick werden Sie sehen, wann der Haussezug einmal in einen "Kopfbahnhof" eingefahren ist. Kopfbahnhöfe sind solche, in die die Züge vorwärts hinein, aber nur rückwärts wieder hinausfahren können. Schönstes Beispiel: Frankfurt HBf. Zum Daximal-System finden Sie von dort unter https://www.daximal-system.de/

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

www.private-profits.de

www.moneyversum.de

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.