von Gottfried Heller

Seit Mitte 2012 gab es beim DAX keine Korrekturen von mehr als 10 Prozent und alle dauerten nicht länger als zwei Wochen. So auch diesmal: Ab Mitte Januar fiel der DAX um knapp 7 Prozent, um schon Anfang Februar wieder zu steigen, und er steht aktuell um weniger als 1 Prozent von seinem Höchststand entfernt. Viele Anleger, die die fünfjährige Aktienhausse verpasst haben, versuchen jede Kursschwäche zu nutzen, um bei Aktien noch einzusteigen. Aber auch diesmal dürfte dies nur wenigen gelungen sein, weil die Korrektur nur von so kurzer Dauer war. Außerdem haben ausländische, vor allem amerikanische Fonds, in Rekordmengen allein seit Jahresbeginn 17 Milliarden Dollar in europäische Aktien investiert.

Seit dem Beginn des Aktienaufschwungs Anfang 2009 ist der DAX um das Zweieinhalbfache gestiegen. Lohnt es sich überhaupt, jetzt noch in die Börse einzusteigen oder rückt das Ende der Aufwärtsbewegung immer näher? Dazu müssen wir zunächst die Lage der Weltwirtschaft betrachten.

Auf Seite 2: Warum 2014 ein Übergangsjahr ist

Das Jahr 2014 markiert den Übergang zu einer neuen Konjunkturphase. In den ersten fünf Jahren haben die Notenbanken, angeführt von der amerikanischen Fed, mit einer ultra-expansiven Geldpolitik einen wackeligen Konjunkturaufschwung in Gang gebracht und am Laufen gehalten. Diese Phase endete 2013. Das Jahr 2014 markiert den Übergang zur zweiten Hälfte der Expansion.

Der Privatsektor in den USA - Unternehmen und Privathaushalte - hat sich gesundgeschrumpft, Japan hat eine aggressive Geld- und Konjunkturpolitik gestartet und sogar in der krisengeplagten Eurozone beginnt ein, wenn auch schwächlicher, Wirtschaftsaufschwung. Kurz, die Industrieländer sind nach einem fünfjährigen Siechtum dabei, allmählich ihre Fitness wieder zu erlangen.

Dagegen befinden sich die Schwellenländer in einer Anpassungskrise. Ihr bisher vorwiegend von massiven Investitionen und starken Exporten angetriebenes Wachstum muss vermehrt auf Binnenwirtschaft und Konsum umgestellt werden. Kapital fließt ab und neue Wachstumsmodelle erfordern Strukturreformen, die aber nur langsam vonstatten gehen. Fazit: Das Wachstum in den Industrieländern wird vor allem wegen der anhaltenden Probleme in Europa eher mäßig bleiben und in den Schwellenländern wird es zurückgehen. Dies wird den globalen Wachstumszyklus verlängern.

Auf Seite 3: Was das langsamere Wachstum für die Finanzmärkte bedeutet

Langsameres Wachstum heißt nämlich für die Finanzmärkte niedrige Rohstoffpreise, gedämpfte Inflation und eine länger andauernde expansive Geldpolitik. Während ein Wirtschaftsboom Gift ist für Aktien, weil zu viel Kapital in der Realwirtschaft gebunden wird, ist ein mäßiges Wachstum ideal für die Börse, weil genug Geld für die Finanzmärkte übrigbleibt. Dieses Szenario wird wahrscheinlich das Geschehen an den Börsen bestimmen.

Festverzinsliche Anlagen sind in diesem Umfeld Titel ohne Chancen aber mit Risiken. Denn die US-Fed hat schon mit der Reduzierung der Anleihekäufe ein wenig den Fuß vom Gaspedal genommen. Die manipulierten, niedrigen langfristigen Zinsen von Staatsanleihen werden steigen. Damit endet auch ein 30-jähriger fallender Zinstrend.

Auf Seite 4: Warum Aktien Chancen bieten

Aktien haben zwar Risiken, aber sie bieten auch deutliche Chancen. Zwei Kriterien sind allerdings zu beachten: Erstens können Aktien weiter steigen, solange die Bewertung noch angemessen ist. Zweitens hängt die Rendite vom Gewinnpotential der Unternehmen ab. Beides ist derzeit noch positiv.

Um die Risiken zu begrenzen sollte man in einem Wertpapierdepot, wie ich es in meinem Buch "Der einfache Weg zum Wohlstand" dargestellt habe, langfristig überlegene Aktienklassen übergewichten. Darin habe ich ein risikominimiertes System dargestellt, das zwei Sicherheitsnetze hat: erstens die besondere, an historischen Erfahrungen ausgerichtete Struktur des Depots und zweitens ein gewisser Anleiheanteil - je nach Risikotoleranz - zwischen 10 und 50 Prozent. So ein Depot lässt sich auf einfache Art mit ETFs (börsengehandelte Fonds) auch für kleinere Anlagebeträge erstellen. In meinem Buch habe ich 40 dafür geeignete ETFs genannt.

Auf Seite 5: Welche Aktien besonders interessant sind

Zu den langfristig renditestärksten Aktienklassen zählen Value-Aktien (Substanzwerte) mit guter Dividendenrendite, sowie Nebenwerte und Aktien von Schwellenländern. Unter langfristigen Aspekten sind insbesondere Aktien von Schwellenländern wieder attraktiv, weil nicht nur die Kurse sondern auch deren Währungen teilweise erhebliche Einbußen erlitten haben. Hier gibt es also doppelte Chancen. Generell gilt, dass Aktien der Industrieländer fundamental nicht mehr billig, aber auch noch nicht zu teuer sind. Kursphantasie bieten dagegen die Unternehmensgewinne mit einem für 2014 geschätzten Wachstum von 10-15 Prozent.

Das Jahr 2014 verspricht damit ein weiteres gutes Börsenjahr zu werden. Wahrscheinlich weniger gut als 2013 und auch mit stärkeren Schwankungen - die aber immer wieder Gelegenheiten zum Einstieg bieten.

Gottfried Heller ist Senior Partner der FIDUKA-Depotverwaltung in München und gilt als einer der besten Kenner der internationalen Finanzmärkte.