von Martin Blümel

Es schwankt. Es schwankt sogar gewaltig beim DAX. 800 Punkte runter, dann 400 Punkte wieder rauf. Das sind wir so nicht mehr gewohnt. Vielleicht war es doch etwas zu einfach in den vergangenen Wochen? Dieses stetige Bergauf, das nur ein einziges Mal unterbrochen wurde, von einem fünfprozentigen Wackler Ende März. Jetzt also wieder mehr Volatilität am Aktienmarkt.

Dabei gab es für den "Absturz" am vergangenen Donnerstag und vor allem am Freitag nicht wirklich gewichtige Gründe. Gut, der Freitag war ein "kleiner Verfallstag" an den Terminbörsen, und da kann es schon mal zu solchen Kurskapriolen kommen. Dann war da noch die Sache mit den Bloomberg-Terminals, die weltweit einige Stunden nicht funktionierten, wodurch eine Menge Orders erst mal nicht abgewickelt werden konnten. Aber deswegen ein solcher Sturz beim DAX bis auf 11 630 Punkte? Allerdings könnte man sagen: Vielleicht genau deswegen! Denn es war ja weniger das Ausmaß des Kursrutsches - das war schlicht im Rahmen des üblichen einer normalen Korrektur - als die rasende Geschwindigkeit, die irritierte. Und wenn es derart schnell geht, sind eher "technische" Gründe gar nicht so abwegig.

Vielleicht hätte man die Korrektur aber auch kommen sehen können. Das Kaufinteresse jenseits der 12 200er-Marke hatte zuletzt doch deutlich nachgelassen. Ein Fall von steigender Risikoaversion? An den Bewertungen indes kann es nicht liegen, immerhin bekommt man im DAX eine Dividendenrendite von 2,2 Prozent. Und die Dividende ist der neue Zins, wie man so schön sagt.

Mag auch sein, dass das Gezänk um Griechenlands Schulden seinen Teil zu den Kurskapriolen beigetragen hat. Es ist ja auch ermüdend, dieses Taktieren auf beiden Seiten. Von einer Annäherung der Kontrahenten war jedenfalls beim IWF-Treffen nichts zu sehen. Immerhin mühte sich dann doch noch EZB-Präsident Mario Draghi, der wenige Tage davor von einer Aktivistin bei seiner turnusmäßigen Pressekonferenz gestört wurde, die Spekulationen um einen Euro-Ausstieg Griechenlands zurückzuweisen. Ein sogenannter "Graccident" oder "Grexit" scheint also nach wie vor unwahrscheinlich. Vielmehr sieht es auch weiterhin nach Durchwurschteln aus. Das beruhigt einen ein wenig, richtig glücklich macht es dennoch nicht.

Dass der DAX zumindest einen Teil der Verluste von vergangener Woche wieder wettmachen konnte, lag vermutlich auch an Nachrichten aus Fernost. Die People’s Bank of China, das chinesische Pendant zur Europäischen Zentralbank, will nämlich ihre Geldpolitik weiter lockern, um die Kreditvergabe in China anzukurbeln. Die Geschäftsbanken im Reich der Mitte müssen künftig weniger Geld bei der Zentralbank vorhalten und haben somit mehr Spielraum zur Vergabe neuer Kredite. Das soll der schwächelnden Konjunktur der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft auf die Sprünge helfen. Und dürfte sich - als Nebeneffekt - auch positiv auf die Weltwirtschaft insgesamt auswirken.

Mangels Anlagealternativen dürften auch die Börsen davon profitieren. Allerdings endet mit dem April die nach Saisonalitätsaspekten positive Börsenphase. Ab Mai wird es traditionell etwas schwieriger, Börsengewinne einzufahren. Unmöglich ist es aber nicht, wie etwa das vergangene Börsenjahr gezeigt hat. Und auf etwas mehr Schwankungen sind wir seit den jüngsten Erfahrungen ja inzwischen auch wieder eingestellt.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com