von Ralph Danielski, Geschäftsführer der Börse Stuttgart Holding

Eine Idee kann zur Initialzündung für einen Markt werden. Das war am 1. Juli 1999 an der Börse Stuttgart der Fall: Die Gründung des Handelssegments Euwax für verbriefte Derivate ermöglichte es Privatanlegern erstmals, Optionsscheine und andere strukturierte Produkte schnell und zuverlässig börslich zu handeln. Innovationen wie die automatische Limitüberwachung mündeten in eine Plattform mit klaren Regeln und hoher Preisqualität.

Wie rasant sich der Markt für verbriefte Derivate seitdem entwickelt hat, verdeutlichen aktuelle Zahlen: Das ausstehende Volumen für Zertifikate und Hebelprodukte in Deutschland beträgt mehr als 90 Milliarden Euro. Im Segment Euwax sind rund 1,2 Millionen Produkte gelistet, pro Monat werden Hunderttausende Kundenorders an der Börse Stuttgart ausgeführt.

Dieser Aufstieg der "European Warrant Exchange" oder kurz Euwax war möglich, weil das Segment unserer Meinung nach einzigartige Handelsbedingungen für Privatanleger schafft. Den Rahmen gibt ein umfassendes Regelwerk vor, dessen Einhaltung die unabhängige Handelsüberwachungsstelle kontrolliert. Zentral ist dabei eine Verpflichtung für die Emittenten verbriefter Derivate: Als Market Maker müssen sie bei Hebelprodukten durchgehend Quotes mit Geld- und Briefseite für ein Ordervolumen von mindestens 3000 Euro oder 10 000 Stück stellen, bei Anlageprodukten für 10 000 Euro oder 10 000 Stück. Diese Vorgabe sichert die Liquidität und Handelbarkeit der gelisteten Produkte - und hat Maßstäbe für den Gesamtmarkt gesetzt.

Auch Transparenz wird im Euwax-Segment groß geschrieben: Market-Maker-Quotes mit den zugehörigen Volumina werden fortlaufend in Echtzeit veröffentlicht. Im Nachgang einer Order haben Anleger zudem die Möglichkeit, im Euwax-Archiv auf der Börsenwebsite sekundengenaue Quotes für die vergangenen zwölf Monate abzurufen. Wichtig ist auch die Zuverlässigkeit der Plattform. Die Emittenten investieren viel in ihre Informationstechnologie, damit aktuelle Quotes auch in turbulenten Marktphasen stets zur Verfügung stehen. Die Börse Stuttgart setzt dazu die modernste Technologie ein, um jederzeit eine reibungslose und schnelle Orderausführung zu gewährleisten. Die Handelssysteme bereiten täglich Milliarden Quote-Updates auf, überwachen Orderlimits automatisch und führen viele Kundenorders direkt aus.

Handelsqualität ist jedoch nicht allein durch Technologie zu erreichen. Deshalb bindet das hybride Marktmodell der Börse Stuttgart Handelsexperten - die Quality-Liquidity-Provider oder kurz QLPs - in den elektronischen Handel ein. Die Vorteile dieser Kombination aus leistungsfähiger Technik und menschlicher Expertise kommen im Euwax-Segment zum Tragen: Hier prüfen die QLPs die Market-Maker-Quotes auf Plausibilität und erkennen eventuelle Fehler, bevor es zu falschen Preisermittlungen kommt. Im Gegensatz zu Computern kann ein Handelsexperte auch einschätzen, bei welchen Orders besonderer Betreuungsbedarf besteht. Zudem tragen die QLPs maßgeblich zur Preisqualität bei, indem sie Liquidität bündeln und bei Bedarf bereitstellen. Dadurch können viele Orders sogar zu Preisen innerhalb der Market- Maker-Quotes ausgeführt werden.

Klare Regeln, Transparenz, Zuverlässigkeit und beste Preise - so hat das Euwax-Segment in den vergangenen 15 Jahren auch die Akzeptanz für verbriefte Derivate insgesamt gestärkt. Das Produktuniversum ist mit der Vielfalt der Kundenwünsche gewachsen, bis hin zum heutigen, reifen und ausdifferenzierten Markt. Produkte, die für viele längst Klassiker sind, haben ihren Durchbruch auch der Euwax zu verdanken: 2001 wurden hier die ersten Knock-out-Produkte gelistet, 2003 folgten Bonuszertifikate, 2009 Faktorzertifikate. So haben Privatanleger heute eine Fülle von Möglichkeiten für Investments, die ihrem individuellen Anlagehorizont und ihrer Risikobereitschaft entsprechen.

Ralph Danielski

Der stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung der Boerse Stuttgart Holding GmbH ist seit 2008 für den Bereich QLP-Services und Handelsprodukte verantwortlich. Er verfügt über langjährige und fundierte Erfahrungen im Wertpapiergeschäft: Zu seinen beruflichen Stationen gehören unter anderem die Produktentwicklung der Fixed-Income- und Kreditderivate der Börse EUREX.