von Axel Retz

Dass sich Baron von Münchhausen nebst Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog, ist bekannt. Und dieser Gedanke scheint nun in Brüssel Nachahmer gefunden zu haben: Ab September dieses Jahres (wie dumm, dass man da nicht schon vor der Europawahl drauf gekommen ist) werden auch die Erlöse aus Drogenhandel, Tabakschmuggel und dem Kauf von Waffen ins offizielle Bruttoinlandsprodukt einfließen. Und, bevor ich‘s vergesse, auch der Erlös aus Prostitution. Pro Bordellbesuch veranschlagt die EU nach Abzug von "Schutzgeldzahlungen" und Miete nur 30 Euro pro Kontakt. Sehr liebenswert, das Schutzgeld abzuziehen. Irgendwo ist mir der Begriff schon mal untergekommen. Aber das Gedächtnis ...

Für die deutsche Wirtschaft bedeutet das ab September einen schlagartigen Anstieg ihrer Leistungsfähigkeit um rund drei Prozent, in dem sich die "GroKo" dann sonnen kann. Und: Da niemand ja wirklich weiß, welche Einnahmen aus Drogen-, Schmuggel- Waffengeschäften und Prostitution überhaupt erzielt werden, kann sich jeder EU-Staat künftig noch besser als bis jetzt seine Wirtschaft schönrechnen, wie er will.

Den Trick, auch die Ausgaben für Waffen oder Waffensysteme mit ins BIP einfließen zu lassen, hat sich die EU übrigens von Griechenland abgeschaut. Athen hübschte seine Wirtschaftsleistung für den Beitritt in die Eurozone u. a. durch den Kauf deutscher U-Boote auf. Das Essener Unternehmen Ferrostaal und Thyssen-Krupp schmierten damals ihre griechischen Geschäftspartner mit zweistelligen Millionensummen, damit Athen die U-Boote der sgn. 214er Klasse orderte, die nun wegen technischer Mängel in griechischen Werften liegen und von Personal bewacht werden, das dank EU-"Reformen" keinen Lohn mehr erhält. Erinnern Sie sich noch an die Entrüstung, als bekannt wurde, wie trickreich Athen sich damals seine Wirtschaftsleistung berechnet hatte? Nun kopiert Brüssel diese Absonderlichkeit nicht nur, sondern erweitert sie noch erheblich in Richtung Drogenkriminalität, Schmuggel und Rotlichtmilieu.

Will sich der Aufschwung trotz aller geldpolitischen Klimmzüge einfach nicht einstellen, wird er halt auf höchst dubiose Art und Weise statistisch herbei gezaubert. Was den Zusatzvorteil bietet, dass die erschwindelte höhere Wirtschaftsleistung auch gleich die ja am BIP gemessene Schuldenquote senkt. So einfach lassen sich also das BIP erhöhen und die Schuldenquote senken. Wie dramatisch muss die Lage eigentlich sein, wenn sich die EU zu einem derartigen Vorgehen veranlasst sieht, obwohl die offizielle Lesart in der Eurokrise ja permanent Erfolge suggeriert? Sehen wir uns das einmal an:

Auf Seite 2: Fünfmal voller Erfolg

Fünfmal voller Erfolg

Dass jeder, der die veröffentlichten Erfolge bei der Rettung des Euro und/oder der Bewältigung der Schuldenkrise anzweifelt oder auch nur darüber diskutieren möchte, allein deshalb ein Rechtsradikaler oder ein Populist sein muss, haben wir ja mittlerweile verstanden. Professor Dr. Bernd Lucke von der AfD beispielsweise muss so einer sein, wie die Medien immer wieder betonen. Besagter Bernd Lucke veröffentlichte gestern eine kleine Arbeit mit dem Titel "Die ungelöste Eurokrise". Und er bildete dabei einige Charts ab, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Ich "darf" das, da Herr Professor seinen Beitrag ausdrücklich als "zur freien Verfügung" bezeichnete. Die für die Arbeit verwendeten Daten stammen übrigens fast ausschließlich aus der "Annual Macroeconomic Database" der Europäischen Union selbst. Sie stehen also nicht im Verdacht, manipuliert worden zu sein - zumindest nicht nach unten.

Hier sehen Sie die Staatsschulden in Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Und wer behauptet, dass sich hier irgendetwas verbessert habe, der benötigt eine gelbe Armbinde mit drei schwarzen Punkten.

Sieht man sich die Entwicklung des realen BIP an, so ist unverkennbar, dass sich die Lage einzig und allein in Deutschland verbessert, in den sgn. Krisenstaaten hingegen sukzessive verschlechtert hat, abgesehen von Irland, das seit 2010 eine leichte Stabilisierung zeigt.

Das genaue Gegenteil einer Erfolgsgeschichte ist aber auch die Entwicklung der Arbeitslosenquoten in den Krisenstaaten. Mit einer leichten Verbesserung kann seit 2012 Irland aufwarten, 13 Prozent Arbeitslose sind allerdings immer noch keine gute Hausnummer.

Was die realen Exporte der Krisenstaaten relativ zu den deutschen betrifft, sieht die Sache auch nicht besser aus. Während Slowenien aktuell fast genau auf der Höhe Deutschlands liegt, bewegen sich die restlichen Kandidaten alle im Bereich zwischen 64 und 87 Prozent des deutschen Exportwachstums. Auch in diesem Punkt hat die Euro-Rettung also das Gegenteil des (vermutlich) Beabsichtigten bewirkt. Abschließend ein Chart, der die Wirtschaftsprognosen der EU-Kommission für Griechenland seit 2010 wiedergibt.

Quelle: Prof. Kai A. Konrad

Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen

Neunmal hat die EU-Kommission seit Mai 2010 für Griechenland eine Wirtschaftsleistung von plus zwei Prozent vorausgesagt. Wie die Lage tatsächlich aussah, gibt die schwarz gepunktete Linie im Chart wieder.

Wer all die, die sich ernsthaft un den Euro, aber noch viel ernsthafter um Europa sorgen, in die rechte Ecke stellt oder sonst wie dämonisiert, sollte angesichts der von der EU selbst stammenden Charts einmal darüber nachdenken, ob er selbst mit seinen permanenten Erfolgsmeldungen nicht Volksverdummung an der Grenze zur Demagogie betreibt. Was die weitere Euro-"Rettung" betrifft, liegt sie nun so gut wie ausschließlich in den Händen von ESM, EZB und der kommenden Bankenunion. Alles Institutionen, die weder gewählt wurden noch irgendeiner parlamentarischen Kontrolle unterliegen. Martin Schulz, Präsident des EU-Parlamentes, hat es kürzlich so formuliert: "Wäre die EU ein Staat, der sich um die Aufnahme in die EU bewürbe, müsste das Aufnahmegesuch abgelehnt werden - wegen offenkundiger Demokratiedefizite." Ich hoffe, das Geschriebene und vor allem die Abbildungen erhellen Ihnen ein wenig die Hintergründe, warum die EU ihren Aufschwung nun mit billigsten Taschenspielertricks zu bewerkstelligen versucht.

Auf Seite 3: Wall Street vor der Korrektur

Wall Street vor der Korrektur

Warum es auch uns etwas angeht, in welche Richtung die US-Börsen laufen, hatte ich hier ja schon wiederholt abgebildet. Für neue Leser hier noch einmal der auf Wochenbasis geführte, langfristige Vergleichschart zwischen DAX und Dow Jones:

Sie sehen: Der DAX verhält sich gegenüber dem Dow Jones wie ein Hund an der Leine seines Herrchens: Mal rennt er etwas vor, mal bleibt er etwas zurück, wohin es aber letztlich geht, entscheidet immer die Wall Street. Und dort sollten Sie jetzt genau auf die beiden nachstehenden Charts achten.

Das hier ist der Nasdaq 100. Und nach dem sehr bullishen Ausbruch auch dem seit 2009 bestehenden Haussekorridors ist der Index nun wieder in dieses Trendband zurückgefallen, wobei er gleichzeitig die seit Juni vergangenen Jahres etablierte Aufwärtstrendgerade unterkreuzt hat. Das kann durchaus den Startschuss für eine größere Korrektur bedeuten. Sollte der im Chart abgebildete Momentum-Indikator mit einem Rückgang unter 100 ein neues Verkaufssignal geben, würde sich diese Perspektive erhärten. Dass der Nasdaq mit diesem Risiko keineswegs isoliert da steht, belegt die nächste Abbildung.

Was ist der Russell 1000? Er ist ein US-Aktienindex, der die 1000 US-Aktiengesellschaften mit der höchsten Marktkapitalisierung. Wie Sie sehen, hat sich auch dieser Index genau wie der Nasdaq 100 seit Frühjahr 2009 in einem wirklich perfekten Aufwärtstrendkanal nach oben geschraubt. Zum Wochenschluss kratzte der Russell 1000 an der im November 2012 gestarteten Aufwärtstrendlinie. Und auch hier sehen wir eine negative Divergenz des Momentum-Indikators. Sollte sich der Bruch der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie tatsächlich manifestieren, wäre das ein sehr starkes Abwärtssignal für die Wall Street. Warum? Weil dieser Index sage und schreibe 90 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung aller amerikanischen Aktiengesellschaften abbildet! Und genau deswegen widme ich ihm auch mehr Aufmerksamkeit als allen "gängigen" US-Aktienindizes. Einfach, weil genau hier letztlich auch über den DAX entschieden wird!

Auf Seite 4: GBP/USD: Call-Chance voraus

GBP/USD: Call-Chance voraus

Oben hatten wir uns ja mit den mehr als verstörend (oder verstört) wirkenden Planungen der EU beschäftigt, sich zum Aufpäppeln der dem staunenden Publikum präsentierten Wirtschaftsleistung künftig auch die Erlöse des Rotlichtmilieus und strafbewehrter krimineller Geschäfte einzuverleiben. In Großbritannien zumindest dürfte dieser Vorstoß ziemlich genau nach hinten losgehen. Die Ukip (Undependant Kingdom Independance Party) ist drauf und dran, bei der Europawahl mehr als 25 Prozent Wählerstimmen einzusammeln. Schafft sie das, wird sich das Britische Pfund erheben. Nicht nur gegen den Euro, sondern auch gegen den US-Dollar. Und genau dazu passt auch der nachfolgende Chart.

So ganz perfekt mutet dieser Chart sicherlich nicht an. Klar wird aber, dass das Fund gegen den US-Dollar ein solides Aufwärtspotential verwirklichen dürfte, sobald der Kurs den seit 2009 bei recht genau 1,68 liegenden Widerstand bezwingt. Und umso verrückter die EU die Bürger zu täuschen und ihre Daten zu manipulieren versucht, umso größer dürfte dieses Potential werden. Verpassen Sie’s nicht! Achten Sie auf die Striche in den Charts!

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Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz