Zwölf Uhr mittags, im Originaltitel High Noon, ist ein 1952 gedrehter US-Western, zu dem Filmkritiker Ulrich Behrens u. a. ausführte: "Düsterer kann man vor allem kaum eine Atmosphäre einfangen, hinter der sich hinter der brüchigen Oberfläche von vermeintlicher Ehre und Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Gemeinschaft, Mut und Entschlossenheit etwas ganz anderes offenbart: Feigheit, Egoismus und letztlich auch Verrat."

Um zwölf Uhr mittags wird die EZB am kommenden Sonntag das Ergebnis ihres 128 Banken umfassenden Stresstests veröffentlichen. Und mit den in der Filmkritik angesprochenen Eigenschaften hat die Notenbank durchaus beachtliche Schnittmengen, wobei zunehmend zu verschwimmen scheint, welche Attribute hier vergeben werden können.

Dass der EZB die Staatsfinanzierung untersagt ist, ist bekannt. Unter Juristen umstritten bleibt, ob der Umweg des Anleihekaufs über den sgn. Sekundärmarkt ebenfalls unter dieses Verbot fällt. Für den gesunden Menschenverstand macht es keine Ausnahme. Und das gilt auch für den nun angelaufenen, großangelegten Kauf von Pfandbriefen, die die Notenbank dem Vernehmen nach auch von Zypern oder Griechenland erwerben will, die bekanntermaßen ausgesprochen niedrige Ratings aufweisen.

Damit nicht genug. Wie gestern bekannt wurde, plant "Super-Mario" auch den Ankauf von Unternehmensanleihen, wobei die EZB vermutlich auch hier nicht als direkter Käufer auftreten, sondern die Papiere sgn. Investoren abkaufen wird.

Der Clou: Die Entscheidung, was wann wo gekauft werden wird, trifft nicht die EZB selbst, sondern der US-amerikanische Vermögensverwalter Black Rock. Und um diese Aufgabe wahrnehmen zu können, erhält der weltweit größte Kapitalanleger von der EZB exklusiven Zugang zu allen sensiblen europäischen Unternehmensdaten.

BlackRock zählt zu den Finanzdienstleistern, die nur wenig kontrolliert werden, aber bankähnliche Geschäfte betreiben, ohne eine Banklizenz zu haben. Derzeit verwaltet das hierzulande kaum bekannte Unternehmen nach eigenen Angaben rund 4,5 Billionen US-Dollar. Die Anlagen unterliegen keinerlei staatlichen Garantien, auch haben solche Fonds keinen Zugriff auf Zentralbankgeld der Typen M0, M1 und M2. Aber der gute Herr Draghi, dessen Wurzeln ja tief in der Wall Street verankert sind, sorgt da nun für Abhilfe. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Federal Reserve ist alles andere als eine unabhängige Notenbank. Und der EZB-Präsident, falls er nicht gestoppt wird, wird auch die EZB an die großen Strippenzieher der amerikanischen Finanzindustrie verkaufen.

Mit Wirtschaftsankurbelung hat das so gut wie nichts zu tun. Wohl aber mit der Aufhübschung desaströser Bankenbilanzen. Und mit der Mutation der Notenbank in eine gigantische Bad Bank, die selbst zu dem wird, was sie eigentlich bekämpfen sollte: zu einem systemischen Risiko. Und dieses Risiko trägt wie gewohnt letztlich niemand anderes als der Steuerzahler. Gestern fanden die Börsen die neuen Nachrichten erst einmal phantastisch, aber das dürfte sich vermutlich bald ändern. Und ich bin gespannt, wie lange unser aufrechter Bundesbankpräsident Weidmann angesichts des von ihm nicht zu Verhindernden noch im Amt bleiben wird. Bemerkenswert originell war im Übrigen die Aussage Mario Draghis, bei seinem Vorhaben "nicht an seine Freunde in der City of London oder an der Wall Street" gedacht zu haben. Ach lieber Mario, Du wärst der Letzte, von dem ich ein gebrauchtes Auto kaufen würde.

Auf Seite 2: Rohstoffe verstärken Abwärtssignal


Rohstoffe verstärken Abwärtssignal

Nachdem die führenden europäischen Wirtschaftsforschungsinstitute und auch der IWF unter dem Druck des Faktischen gar nicht mehr anders konnten, als ihre Konjunkturprognosen zu senken, belegten gestern auch die Zahlen aus China, dass die Wirtschaft im Reich der Mitte Bremsspuren zeigt. Das zwar sicherlich auf einem Niveau, vom den westliche Industriestaaten nur träumen können, aber immerhin. Sorgen bereitet vor allem der Berg fauler Hypotheken am Immobilienmarkt, wo die Preise auf Jahresbasis zuletzt um elf Prozent gefallen sind.

Das Knirschen im Weltwirtschaftsgetriebe wird lauter. Daran ändern auch die Zahlen von Texas Instruments oder Apple nichts. Aussagekräftiger ist da schon der Blick auf den Rogers Commodity-Index. Der Index, der von Rohöl bis zu Adzukibohnen und Schafwolle 36 Rohstoffe umfasst, ist ein ordentlicher Frühindikator für die Weltkonjunktur insgesamt, nicht natürlich aber für die Entwicklung einzelner Volkswirtschaften. Sehen wir ihn uns an:


Quelle: www.private-profits.de

Sie werden zugeben: Ein Boom oder auch nur ein moderater Aufschwung sehen etwas anders aus. Mit dem Rückfall des Kurses unter das Junitief 2012 hat der Rohstoff-Index jetztcharttechnisch sogar die Türe zu weiteren Kursverlusten aufgestoßen, die bis zunächst rund 2.850 und dann bis zum Tief von 2009 reichen könnten.

Traditionell laufen Rohstoffpreise und Aktienmärkte zwar nicht deckungsgleich, aber doch in gemeinsamer Trendrichtung. Die Liquiditätsexzesse der Notenbanken haben diese Allianz spätestens seit Frühjahr 2013 aufgebrochen und die Aktienmärkte in luftige Höhen getrieben. Der Versuch, ökonomische Gesetzmäßigkeiten auszuhebeln, ist auf Dauer bis jetzt in etwa so erfolgreich gewesen wie die Suche nach dem Perpetuum mobile. Das bedeutet: Auf Sicht werden die Rohstoffpreise steigen oder die Aktienmärkte fallen müssen. Meine mit einem Augenzwinkern zu verstehende Einschätzung: Ich habe keine Ahnung, in welche Richtung das ausgeht, die Rohstoffpreise aber werden wohl kaum steigen.

Auf Seite 3: Edelmetalle: Hoffnungsschimmer



Edelmetalle: Hoffnungsschimmer

Um die über Jahre hinweg fast predigend aufgetretenen Edelmetallfans, die angesichts der Verzweiflungstaten der Notenbanken nicht enden wollend vor der vor der Türe stehenden Hyperinflation warnten, herrscht heute so etwas wie Grabesstille. Diesen Phantasten hatte ich ja vom Start weg ins Buch geschrieben, dass wir uns erst einmal auf ein deflationäres Szenario einrichten müssen. Jeder Art von Wirtschafts- oder Geldpolitik, die sich blindwütig der Kreditvergabe verschreibt, ohne dafür zu sorgen, dass diese Kredite überhaupt gewollt werden und die Kaufkraft der Konsumenten auf Trab gebracht wird, erreicht nun einmal das Gegenteil des Gewollten.

Die Bank of Japan und nun auch die EZB scheinen das nicht zu verstehen oder nicht verstehen zu wollen, die chinesische Nationalbank habe ich im Verdacht, diesen Kurs ebenfalls bald einzuschlagen.

Damit nimmt die Gefahr zu, dass an den gestern wieder etwas euphorischeren Märkten verstanden wird, dass die mit dem im August 2007 offenbar gewordenen US-Hypothekenfiasko eingeleitete Finanzkrise alles andere als beendet ist. Und dass dem "Papiergeld" durchaus Ungemach drohen könnte.

Bei Silber hatte ich kürzlich aufgrund der charttechnischen Verkaufssignale Puts empfohlen, diese Positionen nun aber wieder auf Kaufkurs bzw. mit einem kleinen Gewinn geschlossen. Disziplin ist nun einmal der einzige Schlüssel zum Erfolg. Und nun sieht es in der Tat etwas besser aus für die Edelmetalle.


Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Gold hat nach meinem recht bewährten Trendindikator nun wieder ein neues Kaufsignal gegeben. Allerdings nur auf Euro-Basis. Und ein Einstieg ist hier m. E. frühestens sinnvoll, wenn das Edelmetall auch die psychologisch wichtige Schwelle von 1.000 EUR/oz. überwunden hat.


Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

In Dollar gerechnet (und damit ausschlaggebender) sieht es derzeit noch deutlich verhaltener aus. Denn anders als auf Euro-Basis konnte der 200 Tage-GD (im Wochenchart als GD40 abgebildet) hier noch nicht wieder aufwärts eindrehen. Und die Absturzklippe bei 1.200 US$/oz. ist noch nicht wirklich vom Tisch.


Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Silber, charttechnisch eindeutig schwächer uns aus formaler Sicht aktuell nach wie vor reif für einen Absturz unter zehn US$/oz. scheint sich ebenfalls stabilisieren zu wollen. Geht der Unzenpreis in London unter 17 Dollar zurück, können wir das so gut wie sicher abhaken und erneut die Putkarte spielen. Ab 18,50 US$/oz. sähe das anders aus. Noch würde ich darauf nicht wetten. Aber wenn sich die Anleger einmal zu fragen beginnen, wessen Interessen die EZB wirklich vertritt und warum, kann sich das Blatt hier auch aus dem Stegreif wenden.

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Mit besten Grüßen und Wünschen