von Martin Blümel

Es bleibt zunächst dabei: Am Aktienmarkt mag man sich bisher nicht recht entscheiden, ob es jetzt nachhaltig nach oben geht oder doch noch einmal ordentlich nach unten. Vor allem die großen Adressen halten sich mit Käufen immer noch zurück - gerade wenn es um zyklische Aktien geht. Die Bedenken der institutionellen Investoren sind dabei wohl immer noch die vom Jahresanfang: Da ist die Sorge um eine konjunkturelle Abkühlung in Absatzmärkten wie China, aber auch recht vage Unsicherheitsfaktoren wie der mögliche Brexit, der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union.

In Griechenland kehrt indes so etwas wie Ruhe ein. Unter großem Protest der Bevölkerung beschloss das Parlament auf Druck der internationalen Geldgeber neue massive Sparmaßnahmen. Ob das jetzt alles Sinn ergibt, sei dahingestellt, jedenfalls wurde diesem Krisenfaktor dadurch etwas die Schwere genommen.

Ungeachtet jener Probleme herrscht nach wie vor weltweit die Politik des billigen Geldes. Sollte diese endlich Wirkung zeigen - auch wenn die Skepsis darüber immer mehr zunimmt - und stabilisiert sich die Weltkonjunktur, dann könnte es langsam doch zu weiteren Kursgewinnen kommen. Die Ölpreise dürften sich weiter stabilisieren und die Gewinnrevisionen der Unternehmen nach oben drehen - wir haben zuletzt viel darüber geschrieben. Die Prognosen, was die Erträge der Aktiengesellschaften angeht, waren nämlich -zuletzt stark zurückgenommen worden, sei es durch die Unternehmen selbst, sei es durch die Analysten. Bei so viel Zurückhaltung ist viel positives Überraschungspotenzial drin.

Die Märkte stecken also in einer Art Pattsituation fest. Die beschriebenen möglichen Krisenfaktoren stehen dem billigen Geld und den vorsichtigen Prognosen gegenüber. Das sorgt dann zwar für Kursschwankungen, jedoch sind diese historisch gesehen auf einem erträglichen Maß.

Ohnehin könnte der DAX, der zu Wochenbeginn die Marke von 10 000 Punkten zurückerobert hat, in den kommenden Tagen noch mal Kurs auf die bisherigen -Widerstände bei 10 100, 10 250 und 10 500 Punkten nehmen. Die jüngsten Konjunkturdaten sind nämlich gar nicht so schlecht. In Deutschland gab es beispielsweise erneut positive Zahlen zu den Auftragseingängen in der Industrie, zur Industrieproduktion sowie zum Export.

Allerdings bremsen die Daten aus den USA etwas. Die Einzelhandelsumsätze und die Zahl der Erst-anträge auf Arbeitslosenhilfe überzeugen zwar, nicht jedoch der Arbeitsmarktbericht vom Freitag sowie die von der University of Michigan ermittelte und berechnete Stimmung der amerikanischen Konsumenten - beides eher mau. Das indes hat wohl zur Folge, dass eine weitere Zinsanhebung in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich weiter in die Ferne gerückt sein dürfte, und das wiederum dürfte dem Aktienmarkt zugutekommen.

Und dann wäre da noch die US-Präsidentschaftswahl, die ihre Schatten vorauswirft. Noch sind die Märkte von den Vorwahlen eher wenig beeinflusst. Das wird sich ändern. Mal davon abgesehen, dass Jahre, in denen eine US-Wahl stattfindet, in der Regel durch eine positive Börsenbilanz geprägt sind, wird - egal welcher Kandidat sich durchsetzt - die Welt es dann vielleicht mit einem sich stark verändernden Amerika zu tun haben. Allerdings dürfte uns das erst gegen Ende des Jahres beschäftigen. Wir bleiben also vorsichtig optimistisch und kaufen bei Gelegenheit immer wieder nach.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com