von Axel Retz

Hat der wie auch immer abgelaufene Absturz von Flug MH17 Konsequenzen für die Märkte? Das kommt wohl darauf an, wie geschickt die Drahtzieher dieser Operation waren und was sie mit ihrem Treiben beabsichtigt haben.

Vielleicht kennen diesen Witz schon: Die USA und Russland veranstalten einen gemeinsamen sportlichen Wettkampf, bei dem die Vereinigten Staaten haushoch gewinnen. Am nächsten Tag ist in der Prawda zu lesen, dass Russland einen hervorragenden zweiten Platz belegte, während die USA nur vorletzter wurden. Dass diese Art der Interpretationsfreiheit mittlerweile auch politischer Themen bemächtigt hat, ist heute gang und gäbe, wird aber immer öfter durch platte Lügen oder unbewiesene Schuldzuweisungen verdrängt. Dass die weitgehend gleichgeschaltet erscheinenden westlichen Medien den ihnen von der Politik hingeworfenen Tathergang um den Absturz des Fluges MH17 bereitwillig schluckten und dann über Sender und Printmedien wieder in Richtung des für dumm gehaltenen Publikums ausschieden, ist nur ein weiteres Stück dieser um sich greifenden Desinformationsstrategie, die teilweise fast schon ans Demagogische grenzt.

Solange die gestern an Malaysia ausgehändigten Flugschreiber und Voice-Recorder des Fliegers nicht von unabhängiger Seite ausgewertet sind, sollten angesichts der Tragik des Ereignisses wirklich alle Seiten den Anstand haben, die Klappe zu halten - oder aber die angeblich in ihren Händen befindlichen "Beweise" auf den Tisch legen. MH17 kann eine Bombe an Bord gehabt haben. Oder aus der Luft abgeschossen worden sein. Oder eben auch vom Boden. Wir wissen es nicht. Vor allem aber wissen wir nicht, wer dahinter steckt. Und ob die Wahrheit jemals ans Licht kommt, bleibt fraglich. Denn nicht außer Acht gelassen werden sollte auch eine sgn. False flag-Aktion. Wenn Sie dafür ein besonders unappetitliches Beispiel sehen möchten, googeln Sie einfach einmal nach "Operation Northwoods". In diesem (von Präsident Kennedy nicht genehmigten) Geheimplan schlug das US-Verteidigungsministerium 1962 inszenierte Terrorattacken gegen die eigene Bevölkerung vor, mit denen man die Bürger für einen Krieg gegen Kuba gewinnen wollte. Welch ungeheuerliche Schweinereien damals geplant waren, können Sie sich ja ergoogeln. Staunen Sie nicht, wenn Sie dabei u. a. auch den Abschuss eines Verkehrsflugzeugs wiederfinden.

So betrachtet, wäre ein "irrtümlicher" Abschuss der Maschine vermutlich noch das Erträglichste aller Untersuchungsergebnisse. Bis dahin bleibt die Frage nach dem "Cui bono?": Wer hat etwas davon, über der Ukraine ein Passagierflugzeug vom Himmel zu holen? Die pro-russischen Separatisten nicht, Russland ebenfalls nicht. Rechnen tut sich ein Abschuss nur für Leute, die partout eine Verschärfung des westlichen Kurses gegenüber dem vorverurteilten Moskau wollen. Und diese Strategie scheint aufzugehen, da selbst der an sich besonnen wirkende deutsche Außenminister gestern eine Ausweitung der Sanktionen gegenüber Russland forderte. Und spätestens hier wird es für die deutsche Wirtschaft unangenehm.

Auf Seite 2: USA vor Exportboom

USA vor Exportboom

Dass beim IWF nach wie vor die Einführung einer zehnprozentigen Vermögensabgabe für alle Europäer diskutiert wird, wissen Sie. Der erste Aufschrei der Bevölkerung war allerdings laut genug, um das Projekt erst einmal wieder in der Schublade verschwinden zu lassen. Im Schatten der Fußball-WM und zum Beginn der Sommerferien wurde in Spanien jetzt aber einen neuer, kleiner Testballon gestartet: Künftig wird auf alle Sparguthaben eine Steuer in Höhe von 0,3 Prozent erhoben. Warum, wenn sie Wirtschaft offiziell doch "über den Berg" ist?

Tatsächlich ist hier nichts über den Berg. Und auch beim Thema Schulden nicht. Die Verschuldung der Euro-Länder ist heute sogar höher als auf dem Zenit der Finanzkrise und erreichte nach gestriger Veröffentlichung von Eurostat im ersten Quartal des Jahres den höchsten Stand seit Einführung des (alternativlosen) Euro. Und Anfang des Monats wurde die Laufzeit des SoFFin, der schon 2010 auslaufen sollte, zum dritten Mal auf jetzt Ende 2015 verlängert. Last but not least genügt der Blick auf die auf den Weltmeeren gehandelten Warenströme: Der Baltic Dry Frachtraten-Index ist seit Jahresbeginn von 2.113 auf zuletzt 738 Punkte gefallen (Allzeithoch vom 20. Mai 2008: 11.793). Und der die Containerfracht messende HARPEX liegt heute 77,70 Prozent unterhalb seiner Bestmarke von 2006 Spricht das für einen Aufschwung?

Nicht wirklich. Aber Rettung ist in Sicht: Ab September (ich berichtete) werden dank EU-Vorgaben auch Einnahmen aus Drogenhandel, Schmuggel und Prostitution mit in die Berechnung des BIP einfließen. Und ebenso Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die bis jetzt als sgn. Vorleistungen gewertet wurden. Nicht zu vergessen Rüstungsgüter: Kauft ein Land Panzer, Raketen oder ähnliches, steigert es damit ab September seine Wirtschaftsleistung, was intuitiv nicht unbedingt logisch erscheint. Aber: Der Bunderepublik beispielsweise wird die neue EU-Berechnungsmethode auf einen Schlag ein um rund drei Prozent höheres BIP bescheren. Womit wir nach einem realen BIP-Zuwachs von 0,4 Prozent im letzten Jahr aus dem Gröbsten heraus wären, zumal ja die am BIP gemessene Schuldenquote wie von Geisterhand ebenfalls schlagartig fällt.

Die USA wären nicht die USA, wenn sie ohne ebenfalls sehr geschickte Innovationen auffielen. So hat das Weiße Haus nun vorgeschlagen, bei der Berechnung der stark defizitären Handelsbilanz künftig die Kategorie der "factoryless goods producers" mit in die Statistik einfließen zu lassen. Will heißen: Waren, die US-Unternehmen im Ausland herstellen lassen und dann importieren, sollen künftig nicht mehr als Importe gewertet werden. Und Waren, die für US-Unternehmen im Ausland gefertigt und dann in alle Welt verkauft werden, sollen als eigene Exporte gewertet werden. In China produzierte US-Waren gelten dann als in den USA produziert. Waren, die von ausländischen Unternehmen in den USA hergestellt werden, müssten nach dieser Logik dem BIP ihrer Mutterländer dieser Firmen zugeschlagen werden - das aber sieht der Plan des Präsidenten nicht vor. Die Folge: Die Handelsbilanz der USA wird sich in Kürze ebenfalls deutlich aufhellen. Alles wird gut, Sie werden sehen.

Auf Seite 3: DAX: Im Schutz der Wall Street

DAX: Im Schutz der Wall Street

Nachdem in der vergangenen Woche teils heftig lamentiert wurde, dass sich der DAX nach unten von der Wall Street abgesetzt habe, wollen wir das einmal begradigen. "Gefühlt" mag diese Abkopplung ja stattgefunden haben, mehr aber auch nicht.

Wie Sie sehen, besteht zwischen S&P 500 und DAX eine geradezu siamesische Verbindung. Was es, wie ich wiederholt dargelegt habe, höchst erstaunlich macht, dass sich Börsianer überhaupt noch für Wirtschaftsdaten, Unternehmensgewinne oder den Ifo- oder ZEW-Index interessieren. "Gemacht" wird der DAX ausschließlich in New York.

Und die kleine Korrektur der Vorwoche fällt, wie Sie sehen, in keiner Weise aus dem gewohnten Rahmen. Und solange die Wall Street auf Rekordjagd bleibt, wird sich daran auch nichts ändern. Zwei Charts sollten Sie dennoch im Auge halten:

Der vor gut zwei Jahren gestartete, an Perfektion nicht zu überbietende Aufwärtstrendkorridor des DAX ist zweifelsfrei intakt. Wurde er auf der Unterseite getestet, fiel das bis jetzt regelmäßig auch mit einem Test des 200 Tage-GD (im Wochenchart GD40) zusammen. Diese zweifache Unterstützung gilt auch heute wieder. Und da der MACD ein erstes Verkaufssignal gegeben hat und das Momentum auch nicht gerade kerngesund aussieht, sollten Sie die Marke 9.500, die ja keine drei Prozent weit entfernt liegt, in Ihre täglichen Kontrollen einbeziehen. Bricht sie auf Schlusskursbasis, werden die Karten wahrscheinlich neu gemischt. Ob es dazu kommt, hängt allerdings von etwas anderem ab.

Auch wenn es zuletzt bei der Nachfrage nach Börsenkrediten einen verschwindend geringen Erholungsansatz gab, bleibt dieser Indikator bis zum Beweis des Gegenteils hoch verdächtig auf eine neuerliche Abwärtswende. Was 2000 und 2007 geschah, nachdem die Börsenkredite getoppt hatten, sehen Sie im Chart: Nach wenigen Wochen des Hin und Her setzten die uns allen sicher noch gut in Erinnerung verbliebenen, massiven Baisseschübe ein.

Hier schließt sich der Kreis. Eingedenk der oben beschriebenen Klimmzüge, die die Politik unternimmt, um den Aufschwung der Weltwirtschaft künstlich herbei zu "zaubern" und der Entwicklung etwa von Baltic Dry oder HARPEX sollten Sie sich nicht wundern, wenn auch diese Hausse aus nur scheinbar heiterem Himmel einmal den Weg des Irdischen geht.

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Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.